Das begann mit "Frau Böhm sagt Nein", dem als "Film zur Finanzkrise" annoncierten Spielfilm von Connie Walther. Hier glänzt eine - gegen ihr eigenes Image - brillant als alte Jungfer besetzte Senta Berger als Vorstandssekretärin alter Schule.
Die Maxime "Vorstand bedeutet Vorbild für Abstand" bestimmt ihre Haltung und hat natürlich angesichts der globalen Geldgier ihrer Chefs etwas rührend Anachronistisches. Nach der Übernahme ihrer Firma durch einen multinationalen Konzern weigert sie sich, exorbitant hohe Prämienzahlungen an die Vorstände anzuweisen. Sie löst damit weitreichende Folgen für sich - und wie der Film realistisch zeigt - dann doch nicht so weitreichende Konsequenzen für die Firma aus.
Auffallend war: Der Beruf des Architekten tauchte mehrfach auf im Berufsrepertoire der männlichen Protagonisten dieses Festivaljahrgangs. Und so erscheint es mehr als nahe liegend, zu diagnostizieren, dass die "Architektur" der Beziehungen in all den hier filmisch verhandelten Paarbildungs- bzw. Erhaltungsstrategien generell gefährdet scheint.
Ob es sich dabei um elementar "statische" Probleme der Konstruktion handelt oder um nur altersverfallsbedingte Schäden, das war nicht immer auf den ersten Blick auszumachen.
Da gab es wankende Patriarchen, die mit elementarer physischer Wucht zu Fall kamen. Grandios: Josef Bierbichler in seiner Rolle als "Der Architekt" in Ina Weisses im winterkalten Tirol angesiedelten, ebenso wortkargen wie bilderstarken gleichbetitelten Familien-Drama.
Da gab es mit "Mensch Kotschie" von Norbert Baumgarten eine gelungen zwischen Traum und Realität balancierende Momentaufnahme eines von der "männlichen Menopause", kurz vor seinem 50. Geburtstag, geplagten Bauleiters. Der kam nicht mehr nur mit seinen dringend abzuliefernden Bauzeichnungen, sondern auch mit seinem gesamten Lebensplan, nicht zurecht.
Die marode Architektur zerfallender Familien und ermattender Paarbeziehungen, das Bedürfnis nach Entscheidung, nach einem Plan, von dem man glaubt, dass er klappe, durchzieht alle diese Filme, in denen generell sehr viel geredet wird.
Aber hilft diese Dauerkommunikation wirklich? Sind nicht vielmehr Entscheidungen, Taten statt all der Worte angesagt?
Diese Frage machte den thematischen Kern vieler auf der Ludwigshafener Parkinsel gezeigten Kino-Geschichten aus.
Dass sich diese Erzählungen auf der Bild- und Montageebene dann doch häufig in der Ästhetik jenes "mittleren Realismus" abspielten, an den wir als Zuschauer von den Spielfilmsendeplätzen des öffentlich-rechtlichen Fernsehens bis zum Überdruß gewöhnt sind, das war etwas schade.
"Großes Fernsehen" muss nicht immer gleich "Großes Kino" sein – auch wenn die alten Feindbilder der Kinobranche: Dort das (schlechte) Fernsehen, hier das (gute) Kino längst – und zu Recht – überflüssig geworden sind.
Den "Filmkunstpreis" des Festivals erhielt Friederike Jehn für "Weitertanzen", eine zunehmend surreale, melodramatisch zwischen Ironie und Romantik balancierende, schwarze Komödie über eine Hochzeit.
Die wächst sich vom Traum in Weiß und Rosa zu einem sich klaustrophobisch um die Protagonistin verengenden, grauschwarz verschatteten Alptraum aus.
Die Rituale sind bekannt, aber die Maschinerie eingeübter Konventionen, vom Brautwalzer über das Dinner bis zur Entführung der Braut, versagt – opulent inszeniert – auf groteske Art und Weise.
Bestes Autorenkino; hier der surreal-sarkastischen Art, auf des Messers Schneide balancierend zwischen klischeebewußtem Kitsch, abgründiger Komik und beklemmender Ernsthaftigkeit.
Szene aus "Weitertanzen":
"Du schuldest mir noch nen halben Tanz.... Das ist unsere Hochzeit, das sind unsere Gäste und wir tanzen"
"Das wollest Du doch. Ein Beweis. Hier ist er. Ich tanz mit Dir auf unserer Hochzeit. Aber es reicht Dir nicht. Es wird Dir nie reichen. Das ist auch meine Hochzeit. Du machst mein Fest kaputt."
"Scheiß-Hochzeit! Scheiß-beschissene Hochzeit"
Die Maxime "Vorstand bedeutet Vorbild für Abstand" bestimmt ihre Haltung und hat natürlich angesichts der globalen Geldgier ihrer Chefs etwas rührend Anachronistisches. Nach der Übernahme ihrer Firma durch einen multinationalen Konzern weigert sie sich, exorbitant hohe Prämienzahlungen an die Vorstände anzuweisen. Sie löst damit weitreichende Folgen für sich - und wie der Film realistisch zeigt - dann doch nicht so weitreichende Konsequenzen für die Firma aus.
Auffallend war: Der Beruf des Architekten tauchte mehrfach auf im Berufsrepertoire der männlichen Protagonisten dieses Festivaljahrgangs. Und so erscheint es mehr als nahe liegend, zu diagnostizieren, dass die "Architektur" der Beziehungen in all den hier filmisch verhandelten Paarbildungs- bzw. Erhaltungsstrategien generell gefährdet scheint.
Ob es sich dabei um elementar "statische" Probleme der Konstruktion handelt oder um nur altersverfallsbedingte Schäden, das war nicht immer auf den ersten Blick auszumachen.
Da gab es wankende Patriarchen, die mit elementarer physischer Wucht zu Fall kamen. Grandios: Josef Bierbichler in seiner Rolle als "Der Architekt" in Ina Weisses im winterkalten Tirol angesiedelten, ebenso wortkargen wie bilderstarken gleichbetitelten Familien-Drama.
Da gab es mit "Mensch Kotschie" von Norbert Baumgarten eine gelungen zwischen Traum und Realität balancierende Momentaufnahme eines von der "männlichen Menopause", kurz vor seinem 50. Geburtstag, geplagten Bauleiters. Der kam nicht mehr nur mit seinen dringend abzuliefernden Bauzeichnungen, sondern auch mit seinem gesamten Lebensplan, nicht zurecht.
Die marode Architektur zerfallender Familien und ermattender Paarbeziehungen, das Bedürfnis nach Entscheidung, nach einem Plan, von dem man glaubt, dass er klappe, durchzieht alle diese Filme, in denen generell sehr viel geredet wird.
Aber hilft diese Dauerkommunikation wirklich? Sind nicht vielmehr Entscheidungen, Taten statt all der Worte angesagt?
Diese Frage machte den thematischen Kern vieler auf der Ludwigshafener Parkinsel gezeigten Kino-Geschichten aus.
Dass sich diese Erzählungen auf der Bild- und Montageebene dann doch häufig in der Ästhetik jenes "mittleren Realismus" abspielten, an den wir als Zuschauer von den Spielfilmsendeplätzen des öffentlich-rechtlichen Fernsehens bis zum Überdruß gewöhnt sind, das war etwas schade.
"Großes Fernsehen" muss nicht immer gleich "Großes Kino" sein – auch wenn die alten Feindbilder der Kinobranche: Dort das (schlechte) Fernsehen, hier das (gute) Kino längst – und zu Recht – überflüssig geworden sind.
Den "Filmkunstpreis" des Festivals erhielt Friederike Jehn für "Weitertanzen", eine zunehmend surreale, melodramatisch zwischen Ironie und Romantik balancierende, schwarze Komödie über eine Hochzeit.
Die wächst sich vom Traum in Weiß und Rosa zu einem sich klaustrophobisch um die Protagonistin verengenden, grauschwarz verschatteten Alptraum aus.
Die Rituale sind bekannt, aber die Maschinerie eingeübter Konventionen, vom Brautwalzer über das Dinner bis zur Entführung der Braut, versagt – opulent inszeniert – auf groteske Art und Weise.
Bestes Autorenkino; hier der surreal-sarkastischen Art, auf des Messers Schneide balancierend zwischen klischeebewußtem Kitsch, abgründiger Komik und beklemmender Ernsthaftigkeit.
Szene aus "Weitertanzen":
"Du schuldest mir noch nen halben Tanz.... Das ist unsere Hochzeit, das sind unsere Gäste und wir tanzen"
"Das wollest Du doch. Ein Beweis. Hier ist er. Ich tanz mit Dir auf unserer Hochzeit. Aber es reicht Dir nicht. Es wird Dir nie reichen. Das ist auch meine Hochzeit. Du machst mein Fest kaputt."
"Scheiß-Hochzeit! Scheiß-beschissene Hochzeit"