Der Kölner Erzbischof Rainer Maria Kardinal Woelki und Generalvikar Markus Hofmann haben am Dienstag, 23.03.2021 weitere Konsequenzen aus dem Kölner Gutachten zum Umgang mit sexualisierter Gewalt vorgestellt. Es war bereits die zweite Pressekonferenz innerhalb einer Woche.
"Die Botschaft war: Er hat nichts gewusst, es wäre auch nicht seine Pflicht gewesen, da einzuschalten", sagte Dlf-Redakteurin Christiane Florin. Sie recherchiert seit Jahren zum Thema sexuelle Gewalt in der katholischen Kirche. Diese Inszenierung werde bei den "Gutgläubigen" aufgehen, "sie geht auf jeden Fall auf bei den Rechtskatholiken". Dagegen wirke sie wahrscheinlich nicht bei den meisten Betroffenen und den kritischen Laieninitiativen.
Das bereits zweite Gutachten war wenige Tage zuvor vorgestellt worden; es belastet mehrere lebende und verstorbene katholische Kirchenvertreter, darunter Erzbischöfe und Generalvikare.
Streit um das ersten Gutachten
Das erste von einer Münchener Kanzlei erstellte Gutachten ist indes noch unveröffentlicht. Es gebe methodische Mängel, so das Erzbistum Köln. Auch ein Termin, bei dem Journalistinnen und Journalisten Einblick in das Gutachten erhalten sollten, um sich selbst ein Bild zu machen, platzte. Denn die eingeladenen Reporter erklärten sich nicht bereit, eine Verschwiegenheitserklärung zu unterschreiben.
"Das hätte letztlich bedeutet, dass man über nichts mehr berichten darf, was man woanders her bekommen hätte. Denn dann hätte man ja beweisen müssen, dass man es nicht aus diesem Hintergrundgespräch hat", sagte damals der Journalist Joachim Frank im Dlf.
Erzbistum erwartet erneut Einverständniserklärung der Journalisten
Nachdem eine Einsicht abermals am 10. März 2020, zwei Tage vor einem neuen geplanten öffentlichen Termin, kurzfristig abgesagt wurde - das Erzbistum befürchte Rechtsstreitigkeiten mit namentlich genannten Personen - soll das Münchener Gutachten nach massivem Druck und Voranmeldung nun am 25. März in Köln eingesehen werden.
"So etwas wie um dieses Gutachten habe ich noch nicht erlebt", sagte Dlf-Redakteurin Florin. Denn auch beim neuen Termin seien Journalistinnen und Journalisten abermals hohe Auflagen gestellt worden: "Man muss vorher ein Merkblatt unterschreiben, dass man nicht aus dem Gutachten zitiert". Das mache eine Berichterstattung, die mit Zitaten arbeite, unmöglich.
"Ich habe noch nicht unterschrieben – wir Journalisten ringen noch damit, ob wir unterschreiben", sagte Florin.