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Kritik am Islam
"Das Kopftuch ist Symbol der Geschlechter-Apartheid"

Zana Ramadani ist zwei Mal geflohen: Erst vor dem Balkan-Krieg, dann vor ihrer Mutter, die sie zur sittsamen Muslimin machen wollte. Jetzt ist Ramadani 33 Jahre alt, Feministin und CDU-Mitglied. Im Deutschlandfunk kritisierte die Ex-Femen-Aktivistin die Islamverbände: "Für mich sind das islamistische Verbände."

Zana Ramadani im Gespräch mit Monika Dittrich |
    Zana Ramadani 20.01.2016 in Hamburg
    Die Autorin und ehemalige Femen-Aktivistin Zana Ramadani über ihr neues Buch: "Die verschleierte Gefahr" (imago / A Press)
    Monika Dittrich: Frau Ramadani, in Ihrem Buch haben Sie die beiden Worte "islamisch" und "islamistisch" denkbar eng miteinander verklebt. Bei Ihnen sind das keine zwei Worte mehr. Sondern Sie schreiben "islami(sti)sch" und stellen das "sti" innerhalb dieses Wortes in Klammern. Das klingt, als wäre das Extremistische, das Radikale und Fundamentalistische im Islam grundsätzlich und immer schon enthalten. Ist das so?
    Zana Ramadani: Ja. Es ist so. Man kann ja durch die Suren, durch die Hadithen und durch die Sunna Mohammeds, sehr vieles belegen, was es bedeutet, was Politik ist und was das Radikale bedeutet. Und das ist ja das, was die Terroristen oder radikale Menschen heutzutage ja auch mit begründen. Die Texte gibt es, die sie zu Hilfe nehmen. Und deswegen ist das natürlich ein Teil dieses Gesamtkonstrukts Islam.
    Dieser Teil muss bekämpft werden und der hat einfach mit spirituellem Glauben nichts zu tun. Dieser undefinierbare Islam, der momentan weltweit herrscht und auch zum größten Teil gelebt wird, ist ein Teil leider davon.
    "Dieser Teil des Islams muss bekämpft werden"
    Dittrich: Ist dieser Islam, den Sie gerade angesprochen haben, eine Religion der Gewalt?
    Ramadani: Alle monotheistischen Religionen sind sehr gewalttätig und gewaltbereit. Natürlich haben sich andere Religionen schon größtenteils davon emanzipiert. Leider fehlt es in der islamischen und muslimischen Community ganz stark, also im Islam ganz stark, das erst mal klar zu benennen. Und sobald man das klar benennt, kann man das erst wirklich bekämpfen. Deswegen ist dieses Islam-Mantra - "Das hat mit dem Islam nichts zu tun" - so extrem gefährlich.
    Ditrtrich: Warum?
    Ramadani: Weil man diese Sachen, die in den Texten vorliegen und die bis heute noch gelebt werden, weil man die damit relativiert und man außerhalb so tut, als gäbe es sie gar nicht. Ich kann nur etwas bekämpfen, was ich klar benenne.
    "Leiden an einer falschen Moral"
    Dittrich: Sie schreiben Ihr Buch auch aus einer persönlichen Erfahrung heraus. Sie stammen aus einer muslimischen, albanischen Familie, sind mit sieben Jahren als Kriegsflüchtling nach Deutschland gekommen. Ihre Mutter beschreiben Sie in Ihrem Buch als strenge Muslimin, die für ihre Tochter ein ganz bestimmtes Leben vorgesehen hatte, nämlich auch als strenge Muslimin. Diesem Leben sind Sie mit 18 Jahren entflohen in ein Frauenhaus. Welche Rolle spielen Ihre eigenen familiären Erfahrungen für Ihre heutige Einstellung?
    Ramadani: Ich habe diese biografischen Geschichten und Erfahrungen mit hinein genommen, um vieles zu erklären und den Leuten begreiflich zu machen, was es bedeutet, wenn man eigentlich nicht aus einer streng religiösen Familie kommt, sondern aus einer ganz einfachen, recht liberalen Durchschnittsfamilie, und wie sehr man trotzdem unter diesen Werten und unter dieser falschen Moral leiden muss und leidet.
    Dittrich: Sie sagen jetzt "liberal", aber Ihre Mutter war schon eine strenge Muslimin. So beschreiben Sie sie zumindest, oder?
    Ramadani: Sie hat streng erzogen. Aber sie war jetzt von der Auslegung her … also, sie hat nie ein Kopftuch getragen, sie hat nicht fünf Mal am Tag gebetet. Aber trotzdem hat sie sich gerade in Deutschland ganz viel Halt und Sicherheit versucht, in dem Vertrauten zu finden. Und das ist die Erziehung gewesen. Und die war recht streng und konservativ, weil ihre Familie sehr konservativ und streng ist. Das ist etwas, was dazu geführt hat, dass sie sich radikalisiert hat.
    Und doch waren wir eine ganz normale Durchschnittsfamilie, keine Hardliner, keine Fundamentalisten; und doch sind diese Durchschnittsfamilien in diesen Werten und in dieser falschen Moral und diesen negativen Religionsinhalten noch so verhaftet, dass es ganz schwer ist, sich davon zu lösen ab einem gewissen Alter.
    "Islamistische Verbände"
    Dittrich: Sind diese Erfahrungen, die Sie beschreiben, repräsentativ für Muslime in Deutschland? Kann man das verallgemeinern?
    Ramadani: Natürlich ist nicht jede Familie so. Aber jede Familie kennt mindestens eine Familie, die genauso ist. Und in der ganzen islamischen Welt, auch in Deutschland, ist es die Mehrheit, die wirklich so zwiegespalten ist zwischen Werten und Moral und der westlichen Welt. Und manche sind stark genug, sich da rauszuarbeiten, zu kämpfen. Zum Beispiel war das einerseits mein Vater, aber meine Mutter war nicht stark genug. Und so ist die Durchschnittsfamilie, die noch nicht komplett angekommen ist.
    Umso wichtiger ist es, dass man die Kinder erreicht und den Kindern ein offenes Leben außerhalb der Familien ermöglicht, damit die nächsten Generationen eine Identität entwickeln, wie ich sie entwickelt habe.
    Dittrich: Sie beschreiben, wie sehr sich Muslime in Deutschland radikalisieren, insbesondere diejenigen, die hier geboren sind, wie wenig sie sich zum Beispiel an die liberalen Werte unserer Gesellschaft halten, auch daran gebunden fühlen, dass sie zum Beispiel ihre Religion über die Demokratie stellen. Warum ist das so Ihrer Beobachtung nach?
    Ramadani: Sie haben eine sehr romantisierte Form des Islams im Kopf. Abgesehen davon haben die Islamverbände in den letzten zehn, 15 Jahren großartige Arbeit geleistet. Für mich sind das nicht Islamverbände, sondern islamistische Verbände.
    Dittrich: Das heißt, die "großartige Arbeit" meinen Sie ironisch?
    Ramadani: Das meinte ich sehr ironisch. Sie haben Integration geleistet, indem sie immer wieder die Menschen daran erinnert haben, die Ausländer, die Migranten daran erinnert haben, dass sie erstens Muslime sind und zweitens Türke, Albaner, Araber oder sonst etwas sind und drittens vielleicht irgendwann mal Deutsche. Aber sie werden nie wirklich Deutsche werden und sie dürfen keine deutsche Identität entwickeln. Und das ist das, was die Verbände in den letzten zehn, 15 Jahren getan haben. Und unsere Politik hat diese Islamisten noch hofiert.
    Dadurch haben Menschen - zweite, dritte Generation - mittlerweile eine neue Identität entwickelt, und zwar das Moslem-Sein. Das ist die neue Identität, nicht die Identität "ich bin Albaner", "ich bin Araber", "ich bin Türke", sondern "ich bin zu allererst Moslem".
    "Ein Mensch ist mehr als sein Glaube"
    Dittrich: Wo wir die Identität jetzt gerade am Wickel haben, Frau Ramadani, es gibt ja nun auch andere Experten, die sagen: Es fehlt den jungen Muslimen in Deutschland an einer eigenen Identität. Sie fühlen sich hierzulande nicht richtig angenommen, auch im Heimatland ihrer Eltern fühlen sie sich vielleicht nicht mehr so richtig zu Hause und sie sind deshalb auf der Suche nach einer Identität und die deutsche Mehrheitsgesellschaft verweigert ihnen eine Identität als vollwertige deutsche Muslime. Können Sie diese Argumentation nachvollziehen?
    Ramadani: Nein. Also, dass sich jeder in einem Identitätskonflikt irgendwann befindet, gerade als Migrant, da muss ich zugeben, das hatte ich genauso. Ich habe mich auch vor zwei Jahren in so einem Identitätskonflikt befunden und habe ganz alleine eine Balkantour gemacht. Ja, ich kann das einerseits verstehen. Aber andererseits - nein! Die deutsche Gesellschaft ist nicht nur daran schuld. Das sind nicht alles Rassisten, sondern ganz im Gegenteil. Ich wurde immer sehr offenherzig und sehr warmherzig empfangen. Ich war immer ein Teil dieser Gesellschaft, weil ich immer ein Teil dieser Gesellschaft sein wollte. Ich habe mich nicht abgegrenzt.
    Sie sehen vier Frauen mit Kopftuch auf einer Wiese.
    "Mehrheitsgesellschaft ist nicht rassistisch" (picture-alliance / dpa / Silke Reents)
    Und gerade auch so hochgebildete Migranten, also Deutsche mit Migrationshintergrund, die diese neue extreme Identität des Moslem-Seins entwickeln, das ist so völlig absurd. Sie sehen die Religion als ihre Identität. Und für mich gehört natürlich, wenn man gläubig ist, die Religion oder der Glaube zur Identität dazu, aber sie kann niemals eine Identität ersetzen. Weil ein Mensch ist ja mehr als nur sein Glaube. Also, ich glaube, es ist auch einfach, sich in der Opferrolle auszuruhen und zu sagen: 'Ja, ihr lasst mich ja nicht ankommen.' Man muss sich auch selber bemühen, wirklich anzukommen und nicht immer anecken zu wollen.
    "Religionsfreiheit bedeutet nicht, dass jeder alles machen kann, was er will"
    Dittrich: Es gibt aber ja auch Stimmen, die sagen, die deutsche Gesellschaft hat eine Bringschuld. Es ist eben schwierig sich zu integrieren, wenn die Mehrheitsgesellschaft das kaum zulässt.
    Ramadani: Es gibt immer Spinner.
    Dittrich: Auf welcher Seite jetzt?
    Ramadani: Auf beiden Seiten und auch auf der deutschen Gesellschaft. Es gibt die Spinner, die natürlich sagen: 'Nein, wir wollen gar keine Ausländer.' Das sind wirklich Rechte. Aber die werden auch von der deutschen Gesellschaft hart bekämpft. Ich habe aber in meinem Leben die Erfahrung gemacht und ich bin nicht hier geboren worden und ich habe eine komplett deutsche Identität entwickeln können. Aber ich habe diese Identität so großartig entwickeln können, weil ich mich der Mehrheitsgesellschaft auch hingegeben habe. Weil ich mich auch diesen Werten hingegeben habe und damit auch diese Werte respektiere.
    Und sobald ich diese Werte respektiere, respektiere ich ja auch die Menschen und auch die Mehrheitsgesellschaft. Und die Mehrheitsgesellschaft ist nicht rassistisch. Die Mehrheitsgesellschaft ist in Deutschland humanistisch und die ist bereit zu helfen. Aber die ist nicht bereit, sich auf der Nase herumtanzen zu lassen oder sich ständig als Nazi beschimpfen zu lassen.
    Die Bringschuld wird von Deutschland, von der Mehrheitsgesellschaft, ich zähle mich dazu, erbracht. Wir helfen. Wir versuchen, Flüchtlingen, die Asyl kriegen müssen und die zu uns kommen und Hilfe benötigen, zu helfen. Aber wir können Menschen nicht helfen, die eigentlich erst mal nicht unter Asylrecht fallen oder hier niemals ankommen wollen.
    "Was nicht kritisiert werden darf"
    Dittrich: Sie werfen der deutschen Gesellschaft aber schon Toleranzwahn vor. Was meinen Sie damit?
    Ramadani: Oh ja, wir haben hier natürlich ein ganz großes Problem. Das sieht man ja bei den Teddywerfern, dass der Toleranzwahn momentan auch ganz groß …
    Dittrich: "Teddywerfer" - damit meinen Sie …
    Ramadani: Als die Flüchtlingswelle kam und sich ganz viele Deutsche auf einmal an die Bahnsteige begeben haben und Teddys …
    Dittrich: Andere nennen das "Willkommenskultur". Sie sprechen dann von "Toleranzwahn".
    Ramadani: Da fing ja schon der Wahn an. Ich war ja so völlig perplex. Ich dachte, die Menschen die wollen keine Teddys haben. Die wollen hier zur Ruhe kommen und wir müssen sehen, dass wir das organisiert kriegen. Andererseits entwickelt sich das momentan so, dass man alles, was westlich ist, kritisieren darf, aber alles, was eine andere Kultur innehat, nicht kritisiert werden darf. Also, gerade auch, was die muslimische Kultur, was den Glauben angeht. Was den muslimischen Glauben angeht, den darf man nicht hinterfragen, den darf man nicht kritisieren, weil sonst ist man sofort ein Rassist. Für mich ist das nicht Rassismus, wenn ich also …
    Dittrich: Das ist das, was manche dann als zu viel politische Korrektheit bezeichnen.
    Ramadani: Politische Korrektheit, die momentan so ausartet, dass es sich zu einem Wahn entwickelt hat. Ich kann das so sagen, weil ich jeden Tag auf Podiumsdiskussionen bin, ständig auch mit Linken und mit vielen Politikern im Gespräch bin. Und die einen sagen: ‚Ja, wir müssen darüber reden und wir dürfen hier alles kritisieren, aber wir trauen uns nicht.' Die anderen sagen: ‚Nein, das darf man gar nicht.' Und ich merke, dass ein Teil der linken Szene, gerade alle, die jünger sind als ich, momentan so völlig durchdrehen. Und wofür ich immer dankbar war, das gehörte immer dazu, dass ich alles hinterfragen und kritisieren darf.
    "Das Kopftuch steht für Geschlechterapartheid"
    Dittrich: Nun arbeiten Sie sich in einer langen Passage in Ihrem Buch am Kopftuch ab, das Sie sehr stark kritisieren als "Symbol der Unterdrückung" als "Instrument der Geschlechterapartheid". Was ist mit den muslimischen Frauen, die sagen, sie tragen es aus Überzeugung, freiwillig, sie wollen das so? Glauben Sie denen nicht?
    Ramadani: Wir haben ja hier einige Kopftuchlobbyistinnen, die hervorragend argumentieren. Unter den Argumentationen kommt: 'Ich trage das freiwillig, mein Hidschab ist mein Schutz, ich trage meinen Hidschab, um mich vor dem Benehmen anderer zu schützen, ich trage meinen Hidschab, um als Mensch wahrgenommen zu werden und ich trage meinen Hidschab, weil es meine Sittlichkeit zeigt'.
    Und wenn man sich die religiösen Texte nimmt und die Aussagen vieler Imame heutzutage auch in Deutschland nimmt - da steht genau, was ein Hidschab bedeutet und wieso eine gläubige Muslimin einen Hidschab tragen will. Und zwar: Sie zeigt damit ihre Religiosität und sie zeigt damit, dass sie nicht belästigt werden will. Was sagt mir das dann als Frau, die keinen Hidschab trägt? Und das andere ist …
    Dittrich: Aber das ist eben auch Teil einer freien Gesellschaft. Die eine möchte es und die andere eben nicht. Und die eine tut es und die andere lässt es bleiben. Wo ist das Problem?
    Ramadani: Als Feministin kann ich keinen Hidschab, keine Verschleierung, die nur Frauen auferlegt wird, die eine Entweiblichung ist… - und das ist ja eine Entweiblichung, weil der Hidschab ist ja dafür da, um die weiblichen Reize zu verhüllen. Dieses Symbol steht ganz klar für Geschlechterapartheid und Geschlechtertrennung. Wir haben uns da rausgekämpft. Wir haben uns extrem da rausgekämpft. Und da sind wir der Frauenbewegung so dankbar für.
    Wie kann ich als Frau erwarten oder das tolerieren, dass Frauen fordern – und das tun die ja dann auch, weil sie zeigen das ja auch der nächsten Generation, dass es das Richtige ist in ihren Communities so herumzulaufen - dass man sich entweiblichen muss, und dass Geschlechter wieder voneinander getrennt werden müssen, damit das System wieder funktioniert.
    Also, das sind klare Rollenmuster, die wir bis heute noch bekämpfen. Wir kämpfen für Gleichberechtigung, Gleichstellung und Gleichwertigkeit zwischen Mann und Frau, kämpfen für Lohngleichheit - und jetzt stellen wir uns hin und kämpfen für genau das Gegenteil, für die Frauen, die genau das Gegenteil wollen?
    Dittrich: Ist der Islam eine frauenverachtende Religion?
    Ramadani: Jede monotheistische Religion ist frauenverachtend. Die anderen Religionen, da hat sich vieles getan und vieles hat sich da entwickelt, weil sie sich von diesen negativen Religionsinhalten … die evangelische Kirche ist weiter als die katholische Kirche, das wissen wir. Bei den Katholiken ist auch sehr viel, was im Umbruch ist. Aber der Islam hinkt auf der ganzen Welt hinterher und in Deutschland auch.
    "Jeder ist unterdrückt und Unterdrücker"
    Dittrich: So, und was schlagen Sie nun vor? Wollen Sie das Kopftuch verbieten mit einer Religionspolizei?
    Ramadani: Nein. Ich will das Kopftuch in bestimmten Situationen, in bestimmten Gebäuden in der Öffentlichkeit verbieten. Das muss so sein, weil Neutralität muss gegeben werden. Wir haben hier Religionsfreiheit. Aber Religionsfreiheit bedeutet nicht, dass jeder alles machen kann, was er will. Und meine Religionsfreiheit hört dort auf, wo ich die Religionsfreiheit eines anderen beeinträchtige und beeinflusse und berühre.
    Religionsfreiheit bedeutet auch, dass ich frei von Religion leben kann in meinem Alltag. Das bedeutet, wenn der Arbeitgeber sagt‚ keine religiösen Symbole, dann muss das so eingehalten werden, ohne Wenn und Aber. Jeder hat die Wahlmöglichkeit, dann zu gehen. Aber ich möchte auch nicht von meiner Arbeitskollegin neun Stunden am Tag mit ihrem Kopftuch, mit ihrem religiösen Symbol, wenn man das jetzt nur als religiöses Symbol sieht, ich möchte dem nicht ausgesetzt werden. Weil ich muss mich dann jeden Tag damit beschäftigen.
    Dittrich: Sie gehen in Ihrem Buch mit den muslimischen Frauen hart ins Gericht. Sind die nicht selbst Opfer, wenn sie sagen, das ist ja nun mal ein Symbol der Unterdrückung? Sind die Frauen nicht die Unterdrückten?
    Ramadani: In dieser Welt, kann ich Ihnen sagen, ist jeder unterdrückt und Unterdrücker. Jeder ist Opfer und jeder ist Täter. Die Frauen haben in den Häusern aber sehr viel Macht, weil sie erziehen ja die Kinder. Und im Westen ist es so, dass die Frauen das noch extremer weitergeben, weil die Gefahren ja im Westen viel größer sind als in den Herkunftsländern. Die Gefahren sind im Westen viel größer, die Familienehre zu verletzen, die sich ausschließlich zwischen den Beinen der Tochter befindet, also in der Sexualität der Tochter.
    Und dadurch erziehen sie natürlich extremer. Und eine Mutter ist verantwortlich dafür, dass die Familienehre aufrechterhalten wird. Weil, wenn sie die Tochter nicht richtig erzogen hat und richtig gut und sittlich erzogen hat und diese dann die Familienehre verletzt, ist nicht nur die Tochter daran schuld, sondern auch die Mutter. Und dann achtet die Mutter extrem darauf, dass das nicht passiert.
    "Gesetz, das Islamisten in Schach hält"
    Dittrich: Frau Ramadani, Sie sind Mitglied der CDU. Ihr Parteifreund Jens Spahn hat dieser Tage den Vorschlag gemacht, ein Islamgesetz zu erlassen. Was halten Sie davon?
    Ramadani: Es hört sich erst mal negativ an, aber es ist momentan ganz dringend nötig. Vor allem, um die Verbände in Schach zu halten und denen gewisse Regeln aufzuzwingen, weil anscheinend funktioniert das mit Bitten und Betteln und Fordern nicht. Sondern wir brauchen scheinbar ein Gesetz, was diese Menschen in Schach hält, diese Islamisten in Schach hält.
    Wir können zwar so ein Gesetz an sich nicht direkt nur auf den Islam beziehen, sondern ich denke, dass das auf alle Religionen bezogen werden muss. Aber Tatsache ist: Wir haben hier kein Problem mit den Buddhisten, mit den Hinduisten oder sonst was. Wir haben hier ein ganz großes Problem mit Islamisten.
    Zana Ramadani: Die verschleierte Gefahr. Die Macht der muslimischen Mütter und der Toleranzwahn der Deutschen. Europa Verlag. 264 Seiten, 18,90 €.
    Äußerungen unserer Gesprächspartner geben deren eigene Auffassungen wieder. Der Deutschlandfunk macht sich Äußerungen seiner Gesprächspartner in Interviews und Diskussionen nicht zu eigen.