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Kritik an Andreas Scheuer
"Menschenverachtender Dreck von Klein-Gauland"

Die CSU hat in der Flüchtlingspolitik klare Vorstellungen. Generalsekretär Andreas Scheuer brachte sie nun in einer Weise auf den Punkt, mit der er sich den Zorn und die Kritik der katholischen Kirche zuzog. Auch Bundespolitiker reagierten empört.

    CSU-Generalsekretär Andreas Scheuer spricht in München (Bayern) in Mikrofone
    CSU-Generalsekretär Andreas Scheuer: "Bewusste Zuspitzung" (picture alliance / dpa / Peter Kneffel)
    Der Missbrauchsskandal um den Knabenchor vor Ort, die Rolle Griechenlands in der EU, der Streit um Hochspannungsleitungen. Die Podiumsdiskussionen des Regensburger Presseclubs fassen Themen von Lokal- und Weltinteresse an. Immer wieder zu Gast: prominente Politiker aus Reihen der CSU. So auch am vergangenen Donnerstag, als es sich einmal mehr um Fragen der Migrationspolitik drehte. Und der Generalsekretär der Christsozialen sagte: "Das Schlimmste ist ein fußballspielender, ministrierender Senegalese. Der ist drei Jahre hier - als Wirtschaftsflüchtling - den kriegen wir nie wieder los."
    Die in der Domstadt erscheinende "Mittelbayerische Zeitung" griff Thema und Zitat auf. Der Regensburger Generalvikar Michael Fuchs, also der Verwaltungschef und Bischofsvertreter im Bistum, las davon - und reagierte mit einem Facebook-Post. Darin rief er in seinem ironisch formulierten Text Pfarreien und Sportvereine auf: "Lasst das mal mit eurer Integrationsarbeit." Die übernehme jetzt Herr Scheuer. "Künftig übt er mit ihnen Querpässe und Kniebeugen. Er fährt aufs Zeltlager und kauft ihnen die Trikots. Er feiert mit ihnen Geburtstag und hört sich nächtelang ihre Fluchtgeschichten an." Vielleicht bete er sogar mit ihnen. Weiter fordert Fuchs "etwas mehr Differenzierung statt Sport- und Kirchenschelte" und sprach sich für schnellere Verfahren und eine Rückführung aus, "wenn nötig - klar".
    Fuchs wurde im Sommer noch selbst von Flüchtlingsvertretern kritisiert. Flüchtlinge vom Balkan hatten über Wochen in einem Regensburger Pfarrheim für ein Bleiberecht demonstriert. Am Ende stellte das Bistum Anzeige wegen Hausfriedensbruchs und betonte, es "dürfe nicht Schule machen, gewaltsam in Räume einzudringen oder Kirchen als Protestbühne zu missbrauchen". Die CSU hatte die Kirche für ihren Umgang mit dem Thema anschließend gelobt.
    Positive Reaktionen
    Für seine Schelte Scheuers erhielt der Kirchenmann diesmal überwiegend positive Kommentare. Ein User schrieb unter dem Facebook-Eintrag, er sei "zwar vor Jahren aus der katholischen Kirche ausgetreten, aber gäbe es mehr so einsichtige, mutige Kirchenvertreter Ihrer Art, ich würde glatt überlegen, wieder einzutreten". Ein anderer kritisierte CSU-Politiker Scheuer, "dieser sollte sich für diese Äußerung schämen", die "weder christlich noch sozial" seien.
    "Menschenverachtender Dreck von Klein-Gauland", kommentierte Linken-Chef Bernd Riexinger im Kurznachrichtendienst Twitter, SPD-Vize Ralf Stegner bezeichnete Scheuer als "rechten Dünnbrettbohrer der deutschen Politik". Die Grünen-Vorsitzende Simone Peter twitterte, man könne Scheuer einen "wiederlichen Rassisten nennen".
    Die "Mittelbayerische" fragte bei den Protagonisten des Streits nach. Fuchs betonte, seine Reaktion nicht mit Bischof Rudolf Voderholzer abgesprochen zu haben. Scheuer schickte demnach versöhnliche Töne in Richtung Generalvikar. Sein Satz über die Senegalesen sei eine "bewusste Zuspitzung" gewesen, um die Schwierigkeiten aufzuzeigen, Asylbewerber nach einem abgeschlossen, rechtsstaatlichen Verfahren wieder zurückzuführen.
    Auch die "Dienstherren" der beiden äußerten sich am Wochenende zur Flüchtlingsfrage. Der CSU-Vorsitzende Horst Seehofer wiederholte die Forderung seiner Partei nach einer "Zugehörigkeit zum christlich-abendländischen Kulturkreis" von Einwanderern. Papst Franziskus rief dazu auf, Flüchtlinge in Europa gastfreundlich aufzunehmen. Dies sei der beste Weg, um Terror vorzubeugen.
    (bor/adi)