Das Landgericht Düsseldorf urteilte am Dienstag, dass der ehemalige DFB-Präsident Theo Zwanziger Katar als "Krebsgeschwür des Weltfußballs" bezeichnen durfte. Das sei natürlich eine deftige Formulierung, die Zwanziger seit der Vergabe der WM nach Katar 2010 begleite. Er sei mit der Vergabe extrem unzufrieden. Er sagte im DLF: "Die Verantwortlichen müssten sich mal fragen, was sie mit dieser Entscheidung angerichtet haben."
Katar steht seit langem wegen Missachtung der Menschenrechte und des Kafala-Systems in der Kritik, wonach Zwangsarbeitern unter anderem die Pässe entzogen werden.
Keine Angst vor Berufung
Ein solcher Bewerber müsse mit Kritik rechnen, sagte Zwanziger. In Deutschland sei die Meinungsfreiheit für Funktionieren des Staates wichtig, da müsse man kräftige Formulierungen akzeptieren und entgegen nehmen. Sorge vor der Berufung, die die Vertreter Katars einlegen, habe er "natürlich nicht". Er sagte: "Wenn ein katarischer Fußballverband sich in seiner Menschenwürde betroffen sieht durch meine deutliche und klare Formulierung, würde man sich doch wünschen, dass sie dazu beitragen, dass im eigenen Land die Menschenrechtslage verbessert wird."
Die Ethikkommission der FIFA beschäftige sich schon lange mit Katar und müsse den "Garcia-Bericht", den Bericht zur WM-Vergabe des damaligen Vorsitzenden der untersuchenden Kammer der Kommission, endlich zu veröffentlichen.
Zwanziger sagte: "In dem Moment, wo ich weiß, was in diesem Bericht steht, bilde ich mir ein eigenes Urteil. Wenn sich dabei herausstellt, dass es nicht zu Vorgängen gekommen ist die den Begriff Korruption rechtfertigen, bin ich genauso schnell bereit, das zu akzeptieren."
Infantino früher in enger Gefolgschaft zu Katar-Befürworter
Der neue FIFA-Präsident Gianni Infantino sei zu Zeiten der WM-Vergabe "in enger Gefolgschaft" zum früheren UEFA-Präsidenten und Mitglied des FIFA-Exekutivkomitees Michel Platini gewesen - und der habe eine der entscheidenden Stimmen für Katar als Ausrichterland gegeben.
Zwanziger habe lange die Hoffnung gehabt "Umsetzungsaufmerksamkeit zu bekommen, was die Menschenrechte betrifft". Wenn Katar den Druck verspürt hätte, die WM zu verlieren, und deshalb etwas an der Situation zu ändern, hätte man etwas erreicht, selbst wenn die Großveranstaltung dann dort stattgefunden hätte.
Bei Infantino sei anzunehmen, dass er sich diesem Problemkreis in Zukunft annehmen werde. Bei früheren Ausschreibungen sei nicht verlangt worden, dass man auf Menschenrechtskriterien Rücksicht nimmt. Zwanziger sagte, er denke, dass die FIFA das unter der neuen Führung ändere.
Das vollständige Gespräch können Sie in Kürze als Audio-on-Demand anhören.