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Kritik an Reform der Pflegeberufsausbildung
Schwierige Suche nach mehr Krankenpflegern

In den Krankenhäusern des Landes rumort es. Genervte Patienten, gestresste Pflegekräfte und Ärzte. Die Betroffenen weisen auf viele Defizite hin. Die Politik hat sich nun einem angenommen: Die Pflegeberufe sollen Attraktiver für junge Menschen werden. Doch schon gibt es den Stempel "bürokratischem Kuddelmuddel", "verfassungsrechtlich fragwürdig" und die Linke mobilisiert im Netz.

    Ein Pfleger schiebt einen Rollstuhl durch einen Krankenhausflur.
    Die Große Koalition hat sich auf eine Reform der Pflegeausbildung verständigt. (picture alliance / dpa/ Peter Steffen)
    Der Deutsche Pflegerat sieht die von der Großen Koalition beschlossene Reform der Pflegeberufsausbildung als unzureichend an. Angesichts des Kompromisses sei zu befürchten, dass es vor allem in der stationären Altenpflege weniger Auszubildende geben werde, teilte der Dachverband der Pflegevereinigungen mit. Weiter hieß es, die geplante Regelung zur Pflegeassistenz sei "fachlich, berufspädagogisch und verfassungsrechtlich fragwürdig."
    Auch vom Arbeitgeberverband Pflege gab es deutliche Kritik. Präsident Greiner sprach von einem "bürokratischen Kuddelmuddel". Dadurch würden Unternehmen weniger ausbilden. "Viele Hauptschüler werden von zu viel Theorie abgeschreckt." Alte Menschen und die Altenpflege würden zum Opfer der Reform.
    Zwei Jahre Grundausbildung - dann Spezialisierung
    Das gestern vorgestellte Konzept von Union und SPD sieht eine zweijährige Grundausbildung für alle Pflegeberufe vor. Danach können sich die Auszubildenden entscheiden, ob sie die allgemeine Ausbildung fortsetzen oder sich auf bestimmte Bereiche spezialisieren wollen - und zum Beispiel in der Kinderkranken- oder Altenpflege tätig werden.
    Alle Pflegeschüler, die bereits nach zwei Jahren die Ausbildung beenden, können einen Abschluss zum Pflegeassistenten erwerben. Die Neuregelungen sollen ab 2019 gelten. Die geplanten Änderungen sollen Pflegeberufe attraktiver machen, um dem Fachkräftemangel besser zu begegnen.
    Das Projekt wird seit über zehn Jahren vorbereitet und ist in der Pflegebranche umstritten. Bedenken haben vor allem Altenpflege-Verbände. Sie befürchten, künftig nicht mehr genügend Personal für ihre Pflegeheime zu finden. Stellen in Krankenhäusern gelten als attraktiver und besser bezahlt.
    Linke fordert mehr Pflegekräfte
    Der größten Oppositionspartei im Bundestag, Die Linke, reichen diese Bemühungen nicht. Sie fordert anlässlich des heutigen Weltgesundheitstags die Neueinstellung von 100.000 Pflegekräften. So viele fehlten in den deutschen Krankenhäusern, hieß es in einem Aufruf. Die Bundesregierung müsse dringend per Gesetz festlegen, wie viele Pflegekräfte für wie viele Patienten vorhanden sein müssten.
    (hba/tgs)