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Kritik an Talkshows
Sind die ARD-Polittalks zu einheitlich?

Zu wenig Vielfalt in Themen- und Gästewahl - das kritisiert das oberste Kontrollgremium der ARD. Die will nachjustieren. Wie genau? Das bleibt offen. Worum es geht, erklärt SZ-Medienredakteurin Aurelie von Blazekovic.

Aurelie von Blazekovic im Gespräch mit Bettina Köster |
Mehrere Kameras und Scheinwerfer an der Decke im Fernsehstudio der Talkshow "Anne Will"
Die Gremienvorsitzendenkonferenz (GVK) kritisiert der ARD. Der Vorwurf: Die Sendungen unterscheiden sich zu wenig voneinander. (IMAGO | Jürgen Heinrich)
Immer nur die gleichen Themen und dieselben Menschen, die darüber diskutieren: diese Kritik an Talkshows im öffentlich-rechtlichen Rundfunk ist nicht neu. Doch nun reiht sich unter die Medienkritiker auch das oberste Kontrollgremium der "ARD" - die Gremienvorsitzendenkonferenz (GVK). Sie koordiniert die Tätigkeiten aller Aufsichtsgremien.

GVK macht Politiktalks zum Prüffall

Die GVK soll die ARD-Politiktalks nun zum Prüffall erklärt haben. So geht es aus einem internen Dokument hervor, über das die "Süddeutsche Zeitung" zuerst berichtete.
Das Gremium kritisiere, dass es nicht ausreiche, "wenn 'Hart aber fair', 'Anne Will', 'Maischberger' sich eigentlich nur durch ihre Moderatorinnen oder ihren Moderator unterscheiden", erklärt SZ-Autorin Aurelie von Blazekovic im Deutschlandfunk. Diese deutliche Kritik vom Gremium sei sehr ungewöhnlich.

Talkshowkönig 2022 ist Norbert Röttgen

Das Branchendienst "Meedia" zählt regelmäßig Gäste und Themen von Talkshows. "Talkshowkönig" 2022 sei demzufolge CDU-Politiker Norbert Röttgen mit insgesamt 21 Auftritten, dicht gefolgt von Welt-Journalisten Robin Alexander (19 Auftritte) und SPD-Parteichef Lars Klingbeil (18 Auftritte).
Und auch bei den Inhalten dominiert ein Thema: der Krieg in der Ukraine. "Die Art und Weise, wie das abläuft, ist schon ähnlich", so auch die Einschätzung von Journalistin Blazekovic. Zwar hätten Talkshows einen ganz besonderen Stellenwert als Plattform. Nirgendwo sonst würden Spitzenpolitiker so ausführlich befragt, aber das würde die Öffentlich-Rechtlichen nicht aus der Pflicht nehmen, Sendungen unterscheidbarer zu machen, so die Medienjournalistin.

Wo die ARD erneuern will

Schon vor der Kritik der GVK hat die ARD Änderungen bei ihren Polittalks angekündigt. In einer Pressemitteilung aus diesem Jahr äußert sich Programmdirektorin Christine Strobl so:

Eine Neujustierung der politischen Gesprächssendungen ist erforderlich. [...] Wir müssen auch für jüngere Menschen im Digitalen einen Ort des politischen Diskurses anbieten. Damit dies gelingt, müssen wir die unterschiedlichen Konzepte der Talks schärfen, auf Meinungsvielfalt achten, eine Themensetzung für alle Bevölkerungsgruppen anbieten, Gesprächsformen und Gästeauswahl voneinander abgrenzen.

Ziel: jünger und digitaler

Zur Neujustierung gehört auch die Nachfolge von Anne Will am Sonntagabend. Hier soll Caren Miosga zum Ende des Jahres übernehmen:

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Außerdem soll Louis Klamroth, der bei "Hart aber fair" auf Frank Plasberg gefolgt ist, ein "jüngeres Publikum in der ARD Mediathek" erreichen. Ein Wechsel der zuständigen Produktionsfirma steht 2024 an.

Vieles bleibt unklar

Das wäre tatsächlich ein neuerer Dreh, sagt Aurelie von Blazekovic. Was darüber hinaus anders werden solle, bleibe aber weiterhin unklar. Auch auf Deutschlandfunk-Anfrage will sich die ARD bis zur ihrer nächsten Sitzung im September nicht weiter zur Kritik der GVK äußern.
"Deutschland3000 - Die Woche mit Eva Schulz" ist ein Polittalk, der es anders machen will und erst im März gestartet ist. Die Sendung wird vom "SWR" betreut und ausschließlich online in der ARD Mediathek gezeigt. Ziel sei es "in lockerer Atmosphäre mit zwei informierten, meinungsstarken Gäst:innen über relevante Themen der vergangenen sieben Tage" zu sprechen. Doch bereits nach der 20. Folge ist unklar, wie es mit dem neuen, digitalen Politiktalk-Format für eine junge Zielgruppe in der ARD weitergeht.

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