Das Tief "Bernd" und seine Folgen waren und sind auch für Medien eine Ausnahmesituation. RTL, der TV-Kanal "Welt" und andere setzen auf Sonder- und Live-Berichterstattung. Ein Schwerpunkt des Unwetters lag auf Nordrhein-Westfalen, als öffentlich-rechtlicher Sender besonders gefragt ist also der WDR.
Man stelle sein Programm um, teilte der Sender am Donnerstagmorgen mit. Im TV werde es eine Extra-Sendung geben, und auch im Radio und im Netz informiere man "auf allen Wellen und Kanälen die Menschen in NRW". Außerdem verweist der WDR auf seine bisherige Berichterstattung.
Kritik am WDR: "Beinahe ein Totalausfall"
Doch genau diese bisherige Arbeit kritisiert der ebenfalls in Köln ansässige Branchendienst DWDL.de scharf. Unter der Überschrift "Unterlassene Hilfeleistung: WDR lässt den Westen im Stich" kommentiert DWDL-Chefredakteur Lückerath, der WDR sei "beinahe ein Totalausfall" gewesen. Im laufenden Programm habe es nur "Dienst nach Vorschrift" gegeben.
Lückerath erinnert an ähnliche Kritik an der Berichterstattung nach einem Unwetter 2014 und die Ankündigung des WDR damals, es künftig anders zu handhaben. Ein Versprechen, das der Sender aus Sicht Lückeraths nun nicht eingelöst hat. Seine Schlussfolgerung: Bei all den Sparbemühungen der Öffentlich-Rechtlichen werde "an den falschen Stellen gespart".
Deppendorf fragt nach "Brennpunkt"
Auch der frühere WDR-Journalist Ulrich Deppendorf geht mit seinem alten Arbeitgeber ins Gericht. Der langjährige Leiter des ARD-Hauptstadtstudios schreibt auf Twitter: "Die schwersten Unwetter in Deutschland und im Ersten der ARD gibt es keinen Brennpunkt! Ist das die neue 'Informations-Offensive' der neuen ARD- Programmdirektion?" So beschädige man die Informationskompetenz der ARD.
Er empfehle Deppendorf Tagesschau24, erwiderte Marcus Bornheim, der erste Chefredakteur von ARD-Aktuell. Dieser Nachrichtenkanal sei gestern und auch heute Morgen "drauf" gewesen.
WDR: Im Nachhinein für Sonderprogramm entschieden
Man habe über viele Stunden "auf allen Kanälen berichtet", sagte Stefan Brandenburg, Leiter des Programmbereichs Aktuelles im WDR, im Deutschlandfunk. Die Entscheidung, nicht in der Nacht aus dem Programm der ARD für alle Wellen ausgestiegen zu sein, um ein eigenes WDR-Sonderprogramm, bereut Brandenburg dennoch. "Im Nachhinein hätte ich gerne die Entscheidung getroffen."
Nach der letzten Sondersendung um 22.30 Uhr sei nicht klar gewesen, wie sich die Lage entwicklen würde. Erst nach Mitternacht habe sich gezeigt, "wie groß die Gefahr ist", so der WDR-Journalist. Später habe man entschieden, bis zum Morgen alle 30 Minuten in den Nachrichten über neueste Entwicklungen zu berichten.
Das Unwetter habe auch den WDR direkt getroffen, erklärte Brandenburg. Die größten Probleme habe man im Studio Wuppertal gehabt, das in der Nacht nicht mehr sendefähig gewesen sei.