In ihrem erfolgreichen Roman "Das Verschwinden des Philip S." stellt Ulrike Edschmid zu Beginn die gewaltsame Szene eines RAF-Attentats aus. Daran schließt sich der gesamte Roman als Vorgeschichte an. In ihrem neuen Roman "Ein Mann, der fällt" steht wieder ein Unglück im Mittelpunkt. Doch der Roman erzählt die Zeit danach, in der nichts mehr so ist wie vordem. Sommer 1986. Berlin-Charlottenburg. Ein Mann steht auf der Leiter und streicht die Decke einer Altbauwohnung, in die er mit seiner Gefährtin einziehen will. Da verliert er das Gleichgewicht und stürzt in die Tiefe.
Erforschung eines unbekannten Kontinents: des eigenen Lebens
Brutaler hätte der Aufbruch zweier Menschen in die gemeinsame Zukunft kaum scheitern können. Doch was wie ein Ende erscheint, geht langsam über in die Erforschung eines unbekannten Kontinents: des eigenen Lebens. Gekonnt verknüpft Ulrike Edschmied dies mit einer literarischen Studie über ein bestimmtes Beliner Milieu, den Charlottenburger Kiez im Verlauf vieler Jahre.
Esoterische Gespenstergläubigkeit und wahnhafte Faktenbesessenheit
Lange haben die Literaturkritiker Lehmkuhl und Teutsch keinen so hintersinnigen und zugleich komischen Roman mehr gelesen wie Christine Wunnickes "Katie". Die für kurze Romane mit Wissenschaftsbezug bekannte Münchner Autorin erzählt hier die Geschichte des Wissenschaftlers William Crookes, der im 19. Jahrhundert mit Kathoden, Vakuumkammern und Radiometern experimentierte und beauftragt wurde, die Entfesselungskünstlerin Florence Cook, die in ihren Seancen zur Piratenkapitänin "Katie" wurde, zu untersuchen. Wie Wunnicke in dieser mit trockenem Humor erzählten Geschichte um die beiden historisch verbürgten Figuren esoterische Gespenstergläubigkeit und wahnhafte Faktenbesessenheit kunstvoll verknüpft, hat die drei Gesprächspartner tief beeindruckt.