Ulla Lenzes Roman "Der Empfänger" erzählt die Geschichte eines deutschen Auswanderers in New York, der kurz vor Ausbruch des Zweiten Weltkriegs ins Visier der Weltmächte gerät. Die Autorin erzählt von der Sehnsucht nach einem ruhigen Leben in Anonymität. Doch als Amateurfunker zieht der unscheinbare Josef Klein die Aufmerksamkeit von Nazi-Spionen und dem FBI auf sich und wird unfreiwillig zu einem Doppelagenten. Nach Kriegsende hat er alles verloren - vor allem seine Freiheit. Nach jahrelanger Haft auf Ellis Island kehrt er zu seinem Bruder Karl nach Neuss zurück und plant einen Neustart auf dem amerikanischen Kontinent. Dem Kritikerduo ist diese Geschichte zu behäbig erzählt. Spannungslos und unnötig verrätselt. Der Moderator moderiert und betont die elegante Machart.
Ulla Lenze: "Der Empfänger"
Klett-Cotta Verlag, Stuttgart. 289 Seiten, 22 Euro.
Klett-Cotta Verlag, Stuttgart. 289 Seiten, 22 Euro.
Ingo Schulzes Roman hingegen zieht größere Faszination auf sich. Auch wenn die Proportionen zwischen der Erhöhung der Buchkultur in Gestalt des Antiquars Paulini und deren Dekonstruktion in mehreren Perspektivwechseln gegen Ende des Romans kritisch gesehen wird. Der Dresdner Buchhändlerheld entpuppt sich nämlich als eine anlegende, eine Projektion von literaturliebenden DDR- Bürgern, die dort ihre Sehnsucht nach geistiger Weite ablagern. Dass am Ende der oder die Mörder des Helden gesucht werden habe etwas spielerisch-gewolltes; mehr Literaturrätsel als Krimi-Element.
Ingo Schulze: "Die rechtschaffenen Mörder"
S. Fischer Verlag, Frankfurt am Main. 320 Seiten, 21 Euro.
S. Fischer Verlag, Frankfurt am Main. 320 Seiten, 21 Euro.