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Kritikergespräch
Wenn Literatur auf Informationstechnologie trifft

Matthias Senkel und Clemens Setz verbinden in ihren Büchern Literatur, Poetologie und Informationstechnologie zu schrägen, instruktiven und erkenntnisfördernden Texten. Die Kritiker Meike Fessmann und Lothar Müller begrüßen ihre Texte als mutige und herausstechende literarische Unternehmungen.

Matthias Senkel und Clemens Setz im Kritikergespräch |
    L-R: Die Schriftsteller Matthias Senkel und Clemens Setz
    L-R: Die Schriftsteller Matthias Senkel und Clemens Setz (picture alliance / dpa / Sebastian Willnow / Erwin Elsner (Montage))
    Der 30-jährige Matthias Senkel aus Leipzig begibt sich in seinem umfangreichen Roman "Dunkle Zahlen" in die Geschichte der Sowjetunion und folgt ihrem Bemühen, Fortschritt in der Mathematik und der Chiptechnologie mit gesellschaftlicher Entwicklung zu koppeln. Der neue Mensch des Kommunismus ist Mathematiker und Kryptopoet. Eine zauberhafte Reise durch ein Jahrhundert bis tief hinein in die nähere Zukunft.
    Clemens Setz, der Grazer Modernist und Avantgardist, verbindet ebenfalls Technik und Poesie. In seinem Buch "Bot. Gespräch ohne Autor" gibt er vor, eine automatisch arbeitende Suchmaschine reagiert auf von Menschen gestellte Fragen und sucht das Gesamtwerk des Autors Setz nach konkreten Antworten ab. Dem Menschen antwortet ein Algorithmus, und Setz wirft damit die Frage auf, wie wir menschliches von maschinellem Verhalten unterscheiden können. Es ist gleichwohl ein poetischer Versuch eines klugen und listigen Autors.