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Kritikergespräch zu Julia Schoch und Annika Scheffel
Das Schöne finden - in Seelen, Komplizen und einer kaputten Welt

Siebzehn Szenen aus dem Schulleben in der DDR, siebzehn Szenen mit demselben Personal lange nach der Wende - Julia Schochs "Schöne Seelen und Komplizen" ist ein Augen öffnendes Leseerlebnis bei Julia Schoch. Annikas Scheffels Dystopie über eine Weltraummission zweier Jugendlicher kommt hingegen nicht recht vom Fleck.

Katharina Teutsch und Tobias Lehmkuhl im Gespräch mit Hubert Winkels | 01.11.2018
    Buchcover: Julia Schoch: „Schöne Seelen und Komplizen“ und Annika Scheffel: „Hier ist es schön“
    Flucht in eine schöne Welt? (Buchcover links: Piper Verlag, rechts: Suhrkamp Verlag, Hintergrundfoto: picture alliance / dpa / Maurizio Gambarini)
    Julia Schochs Roman "Schöne Seelen und Komplizen", der von 17 jungen Menschen in einer Schule in der DDR handelt und im zweiten Teil von denselben Personen Jahrzehnte - und eine politische Wende - später, findet hohe Anerkennung der Kritiker. Sie lesen Weltgeschichte in Miniaturen, die zwei große soziale Panoramen entwirft. Detailliert in der Alltagsdarstellung und in großem historischen Bogen zugleich.
    Ganz anders verhält es sich mit Annika Scheffels zweitem Roman "Hier ist es schön". Er stellt eine Dystopie vor, die nicht weit entfernt scheint von unserer medial geprägten Gegenwart. Zwei auserwählte Jugendliche sollen zu einem fernen Planeten fliegen, doch sie fliehen zuvor und der Roman folgt ihnen dabei. Doch die so entstehende road novel tritt dennoch zum Missvergnügen auf der Stelle, weil sie keine Fallhöhe erzeugt, weder in der Dramaturgie noch in der Figurenpsychologie.
    Julia Schoch: "Schöne Seelen und Komplizen"
    (Piper Verlag, München)
    Annika Scheffel: "Hier ist es schön"
    (Suhrkamp Verlag, Berlin)