Mit den Berliner Literaturkritikern Tobias Lehmkuhl und Katharina Teutsch sprechen wir zunächst über ein Sachbuch, über ein Buch, das sich mit dem Verhältnis zweier Größen der deutschen Nachkriegsliteratur zueinander beschäftigt. Wir sprechen über Volker Weidermanns Bestseller "Das Duell. Die Geschichte von Günter Grass und Marcel Reich-Ranicki". Eine gute Kompilation bekannter Biographica, Geschichten und Anekdoten, dramaturgisch effektvoll inszeniert, aber leider ohne eigene besondere Perspektive oder literaturkritische Beurteilung, so das Resümee. Interessant und unterhaltsam, aber ohne zündende Idee.
Volker Weidermann: "Das Duell. Die Geschichte von Günter Grass und Marcel Reich-Ranicki"
Kiepenheuer und Witsch Verlag, Köln. 320 Seiten, 22 Euro.
Kiepenheuer und Witsch Verlag, Köln. 320 Seiten, 22 Euro.
Das kann man vom Erzählungsreigen "Marzahn, mon amour" der Berliner Erzählerin Katja Oskamp eben nicht sagen. Von Katja Oskamp haben wir schon einige turbulente und komische Geschichten aus dem Alltag lesen dürfen. Nun führt sie uns in den tiefen Osten Berlins, in ein Nagelstudio ebendort in Marzahn-Hellersdorf eben. Die Ich-Erzählerin mit Namen Katja Oskamp ist Mitte vierzig, als ihr das Leben fad wird. Das Kind ist aus dem Haus, der Mann ist krank, die Schriftstellerei ein Feld der Enttäuschungen. Also macht sie etwas, was für andere dem Scheitern gleichkäme: Sie wird Fußpflegerin in Berlin-Marzahn. Und schreibt auf, was sie erlebt. dabei kommt sie mit Empathie und Feingefühl über die Füße den Lebensgeschichten ihrer Alltagshelden sehr nahe. Die meisten ragen tief hinein in die Geschichte der DDR und die Pediküre begleitenden Gespräche verraten auch viel von den Umbrüchen und Schmerzen und Glücksgefühlen, die mit dem normalen Alltag in komplizierten Zeiten verbunden sind. Eine kleine Form, ein schmales Buch, aber eine große Erzählung aus den Niederungen städtischen Lebens heute, so das Urteil der diskutierenden Literaturkritiker.
Katja Oskamp: "Marzahn, mon amour. Geschichten einer Fußpflegerin"
Hanser Berlin. 144 Seiten, 16 Euro.
Hanser Berlin. 144 Seiten, 16 Euro.