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Krönung der Amtszeit nach der Amtszeit

My name is Jimmy Carter and I’m running for President... ...Jimmy Who?...I don’t know who he is...

Siegfried Buschschlüter |
    Als er 1976 von der Demokratischen Partei zum Präsidentschaftskandidaten nominiert wurde, war er vielen im Lande noch unbekannt.

    I grew up on a farm in the depression years

    Auf einer Farm war er aufgewachsen, in einer Zeit wirtschaftlicher Not.

    Every evening, Rosalynn and I read the Bible aloud, one night I read, the next night she reads, we have been doing this for about twenty years

    Sein Glaube gab ihm Halt. Seit zwanzig Jahren liest er jeden Abend, abwechselnd mit seiner Frau, laut aus der Bibel vor.

    And in the White House I was committed to peace, but I also strengthened greatly our military capabilities...

    Ein Mann des Friedens, der sich als Präsident stark machte für den Ausbau der militärischen Macht seines Landes.

    In July, President Carter decided on a bold stroke. He invited two historic enemies to sit down together at Camp David to negotiate peace

    Doch nicht Waffengewalt, sondern friedlicher Ausgleich führten zum größten Erfolg seiner Präsidentschaft, dem Friedensschluss zwischen Israel und Ägypten, in Camp David ausgehandelt, ein historisches Verdienst, das aber schnell überschattet wurde von innenpolitischen Rückschlägen, der Unfähigkeit, die Energiekrise zu lösen.

    Now I’ve got heavy underwear, and the White House is cold inside...

    ...und dem Unvermögen, die amerikanischen Geiseln im Iran zu befreien.

    The Iran crisis...America held hostage" (US-TV)

    Nach einer Amtszeit abgewählt und als Präsident eher glücklos...

    Does it annoy you, Rosalynn, that they refer to your husband as the best former President ever?...and I don’t like it at all because I think that he was a really good President

    ...auch wenn seine Frau das anders sieht. Er selbst hat sich längst damit abgefunden.

    Sein Leben ist seit 20 Jahren das Carter Center. "Frieden stiften. Krankheiten bekämpfen. Hoffnung geben." ist das Motto des Zentrums. Diese Arbeit sieht er als Hauptgrund für die Auszeichnung mit dem Friedensnobelpreis an.

    Geboren wurde James Earl Carter Jr. am 1. Oktober 1924 in Plains, Georgia. Seine Mutter, Lillian, war Krankenschwester und schloss sich im Alter von 68 Jahren dem Peace Corps an. Anders als ihr Mann, Jimmys Vater, Earl, setzte sie sich sehr früh für die Gleichberechtigung der Schwarzen ein. Fünf schwarze Pächterfamilien lebten auf der Farm der Carters in Archery bei Plains. Sie bauten Mais, Baumwolle und Erdnüsse an. Zur Erntezeit wurden mehr als 200 schwarze Landarbeiter beschäftigt. Die meisten Spielkameraden Jimmys waren schwarz.

    In der Schule, im 600-Seelen-Nest Plains, fiel Jimmy auf, weil er fleißiger war als alle anderen. Er las nicht nur Ben Hur, sondern auch King Lear, und war der Klassenbeste. Und von der Navy träumte er. Sein Onkel, selber in der Kriegsmarine, hatte seine Phantasie angeregt mit Abenteuergeschichten, Ansichtskarten und Mitbringseln aus fernen Ländern. Vater Earl unterstützte seinen Wunsch nach einer Karriere auf See.

    Um die strengen Anforderungen der US-Marineakademie in Annapolis zu erfüllen, begann Jimmy an sich zu arbeiten. Da er glaubte, Plattfüße zu haben, übte er, auf Colaflaschen zu laufen, um die Fußballen zu stärken. Weil er meinte, er sei zu dünn, aß er reichlich Bananen. Und aufs College ging er für zwei Jahre.

    Im Juni 1943, im Alter von 18 Jahren, schaffte er die Aufnahme in die US Naval Academy in Annapolis. Ein strahlender Kadett in schneeweißer Uniform, ein Bild, das nicht nur auf seine Eltern Eindruck machte, sondern auch auf die beste Freundin seiner Schwester Ruth, Rosalynn Smith, ein schüchternes Mädchen, fromm und fleißig.

    Jimmy’s sister Ruth was my best friend and she had a picture of him on the wall in her bedroom. I just thought he was the most handsome young man I had ever seen. One day I confessed to her that I wish she would let me take that photograph home because I just thought I had fallen in love with Jimmy Carter.

    So einen gut aussehenden jungen Mann hatte sie noch nie gesehen. Am 7. Juli 1946, Jimmy Carter hatte soeben die Marineakademie absolviert, heirateten die beiden. Sie war 18, er 21. Ein Jahr später wurde der erste Sohn geboren, es folgten James Earl und Jeff. Keine leichte Zeit für Rosalynn. Während sie sich um die Kinder und den Haushalt kümmerte, war Jimmy, Leutnant zur See, oft unterwegs, im U-Boot-Einsatz. Die "Sea Wolf" war sein Schiff, ein atomgetriebenes Unterseeboot.

    Wenn andere ihren Freizeitvergnügungen nachgingen, las Jimmy Carter Bücher oder löste Sonar-Probleme und lernte Disziplin, Ordnung und Strebsamkeit. Vor ihm lag eine viel versprechende Karriere. Doch dann kam alles anders. Sein Vater erkrankte an Krebs, Jimmy kehrte nach Plains zurück und übernahm nach dem Tod seines Vaters die Farm - sehr zum Unmut Rosalynns.

    Peter Bourne: She had seen a very nice life ahead of them and then he wanted to give that all up and go back and become a peanut farmer and she was just really angry

    Carters Biograph Peter Bourne, in einem Dokumentarfilm des PBS-Fernsehens. Rosalynn sei verärgert gewesen über Jimmys Entscheidung, das gute Leben aufzugeben und Erdnussfarmer zu werden. Nach neun Jahren wurde Jimmy Carter das Leben auf dem Lande etwas eintönig. Lehrer in der Sunday School der Baptistenkirche, Scoutmaster bei den Pfadfindern, Vizepräsident des Lions Club, eines Tages, er war inzwischen 38, war ihm das alles nicht mehr gut genug. Jimmy Carter kandidierte für den Senat des Staates Georgia. Ein Wahlkampf ohne Geld und ohne Mitarbeiter. Eine Wahl, bei der sein politischer Gegner mit allen Tricks arbeitete, in dem auch tote Wähler Stimmen "abgaben." Carter verlor, beschloss, das Ergebnis anzufechten, und wurde nach Aufdeckung des Wahlbetrugs zum Sieger erklärt.

    Zwei Amtszeiten verbrachte er als Senator, dann kandidierte er für den Gouverneursposten. Doch er verlor, wenn auch nur knapp. 66.000 Dollar ärmer und 1o Kilo leichter suchte Carter Trost und Zuspruch bei seiner Schwester Ruth. Für sie gab es nur eines im Leben: ihren christlichen Glauben und die Bibel. Nach einem langen Gespräch mit seiner Schwester beschloss Jimmy, seine politische Karriere dem Glauben unterzuordnen. Inspiriert von Reinhold Niebuhr, einem der bedeutendsten evangelischen Theologen der USA, legte sich Jimmy Carter eine politische Theologie zurecht, die aufbaute auf dem Grundsatz, der liebe Gott erwarte von ihm, als Politiker das Beste aus sich zu machen. Dieses Sendungsbewusstsein hat ihn nie verlassen und anderen, die später mit ihm zu tun hatten, wie Helmut Schmidt, erhebliche Schwierigkeiten bereitet.

    Bei seinem zweiten, diesmal erfolgreichen Anlauf, umgab er sich mit selbstbewussten, jungen Beratern, die etwas von Image und Medien verstanden: Jordi Powell, Hamilton Jordan, Gerald Rafshoon und Bert Lance. Am 12. Januar 1971 legte Jimmy Carter seinen Amtseid als Gouverneur des Staates Georgia ab und erregte Aufsehen, als er in seiner Antrittsrede die weißen Wähler, die er im Wahlkampf noch umworben hatte, mit der Feststellung konfrontierte, die Zeit der Rassendiskriminierung sei vorbei.

    The time for racial discrimination is over

    Als ein Jahr später der Präsidentschaftswahlkampf begann, machte sich Jimmy Carter bereits Hoffnungen auf die Nominierung als Vizepräsidentschaftskandidat der Demokratischen Partei, an der Seite von George McGovern. Doch der entschied sich für Edmund Muskie und erlitt 1972 eine der höchsten Niederlagen der amerikanischen Präsidentschaftsgeschichte gegen einen Richard Nixon, dessen Verwicklung in den Watergate-Skandal zu dem Zeitpunkt noch nicht abzusehen war.

    Vier Jahre später, Gerald Ford hatte inzwischen Nixon abgelöst, schlug die Stunde des "Outsiders" aus Georgia. Nach Vietnam und Watergate wollte die Nation einen Neuanfang.

    I’ll never tell a lie, I’ll never make a misleading statement, I’ll never betray the confidence that any of you has in me

    Er werde nie lügen, nie eine irreführende Erklärung abgeben und nie das Vertrauen der Wähler verraten, versprach Carter und verlor fast noch die Wahl, als er am Ende eines fünfstündigen Interviews im "Playboy" ungefragt zugab, viele Frauen begehrlich angeschaut und in seinem Herzen viele Male Ehebruch begangen zu haben. In seiner Tollpatschigkeit wurde dieses Eingeständnis nur noch übertroffen von der politischen Naivität Gerald Fords, der sich in der zweiten Fernsehdebatte der beiden Kandidaten zu der Behauptung verstieg, Osteuropa sei frei von sowjetischer Beherrschung und werde es auch bleiben, solange er Präsident sei.

    There is no Soviet domination of Eastern Europe and there never will be under a Ford administration

    Der Sieg Carters fiel knapp aus: 40,8 Millionen zu 39,1 Million Wählerstimmen, 297 zu 241 Wahlmännerstimmen. Jimmy Carters Präsidentschaft war geprägt von seinen persönlichen Eigenschaften. Sie profitierte von seiner Hartnäckigkeit und scheiterte an seinem Eigensinn. Sein größter Erfolg: Camp David, der von ihm vermittelte Friedensschluss zwischen Israel und Ägypten, zwölf Tage harter Verhandlungen, vom 6. bis 17. September 1978, in deren Verlauf Anwar Sadat wie Menachem Begin mit dem Abbruch der Gespräche und ihrer Abreise drohten. Da war es Jimmy Carter, der sie zum Bleiben überredete.

    I carried some photographs of his grandchildren over...

    Begin gewann er damit, dass er die Namen aller acht Enkelkinder auf ein Photo schrieb und ihn mahnte, an ihre Zukunft zu denken, wenn es keinen Frieden geben sollte.

    ...he changed his mind and decided to stay

    Mit Sadat, so erinnert er sich, hatte er eine seiner intensivsten menschlichen Begegnungen.

    I told Sadat that if he did leave, he would be violating his word of honor to me that he would not walk out...

    Er würde sein Ehrenwort brechen, wenn er vorzeitig abreisen sollte, redete Carter Sadat ins Gewissen, er würde das persönliche Verhältnis zu ihm zerstören, an dem ihnen beiden so viel gelegen war, sowie das Verhältnis zwischen ihren beiden Ländern.

    So, he tought about it awhile and said we’ll stay

    Die Vereinbarungen von Camp David führten ein halbes Jahr später zu einem formellen Friedensvertrag zwischen Ägypten und Israel. Am 26. März 1979 wurde er feierlich in einem Zelt auf dem Rasen des Weißen Hauses unterzeichnet, eine Sternstunde für Jimmy Carter. Dieser Einsatz allein, so erklärte das norwegische Nobelkomitee im Oktober dieses Jahres, sei des Friedensnobelpreises würdig. Dass er nicht zusammen mit Sadat und Begin schon 1978 ausgezeichnet wurde, erklärte der Vorsitzende des Komitees damit, dass Carter damals nicht nominiert worden war.

    Amerika sollte schon bald mit anderen Problemen konfrontiert werden als dem Nahostkonflikt. Die Spätfolgen des Vietnamkriegs hinterließen immer deutlichere Spuren.

    The most serious of the problems our nation has, is inflation and it’s getting worse.

    Inflation, das sei das schlimmste der Probleme, sagte Carter und rief alle Amerikaner zu Opfern auf. Doch die Opferbereitschaft der Amerikaner endet traditionsgemäß an der Zapfsäule. Steigende Benzin- und Heizölpreise sind fatal für das Ansehen eines Präsidenten. Seine Appelle, die Heizungen runterzufahren, provozierten bissige Kommentare. Und sein wohlgemeinter Hinweis, es sei kalt im Weißen Haus, und er selber trage warme Unterwäsche, wirkten eher als Eingeständnis der Hilflosigkeit.

    Carter war ratlos und zog sich nach Camp David zurück. Zehn Tage lang umgab er sich mit Kirchenvertretern, Pädagogen und Psychologen. Vergeblich versuchte Vizepräsident Walter Mondale Carter davon zu überzeugen, dass es nicht um eine nationale Psychose gehe, sondern um echte Probleme, wie Inflation, Rezession und Arbeitslosigkeit.

    I argued that... real gaslines

    Doch Carter sah es anders. Die wahren Probleme der Nation seien gravierender als Schlangen vor den Tankstellen oder Verknappung der Energie. Ernster als Inflation und Rezession. Seine Regierung habe versagt. Das schwindende Vertrauen in die Zukunft drohe, das politische und soziale Gemeinwesen zu zerstören.

    It is a crisis of confidence. It is a crisis that strikes at the very heart and soul and spirit of our national will.

    Als Präsident, so Carter an seine 65 Millionen Fernsehzuschauer gewandt, brauche er ihre Hilfe. Seine Rede, die wohl umstrittenste seiner Präsidentschaft, ging als Malaise-Ansprache in die Geschichte ein. Kritik gab es auch an seiner Menschenrechtspolitik. Die Absicht war ehrenhaft.

    I feel deeply...

    Wenn Menschen ohne Gerichtsverfahren inhaftiert und gefoltert würden, wenn ihnen Grundrechte vorenthalten würden, dann sollte es das Recht des Präsidenten der Vereinigten Staaten sein, sein Missfallen zum Ausdruck zu bringen und etwas dagegen zu tun. Realpolitiker wie Helmut Schmidt fanden diese Politik, zumindest gegenüber der Sowjetunion, schon im Ansatz falsch.

    Helmut Schmidt hatte bis zum Schluss ein gespanntes Verhältnis zu Jimmy Carter. Er sah in ihm einen Moralisten, der von der Überlegenheit seiner moralischen Position überzeugt war. Er kritisierte, dass die eurostrategischen Mittelstreckenwaffen in den SALT-II-Verhandlungen nicht berücksichtigt wurden, dass die nukleare Bedrohung und Verletzbarkeit Deutschlands vernachlässigt wurde, und gewann den, so wörtlich, "deprimierenden Eindruck, dass Leonid Breschnew meine Besorgisse besser verstehen konnte als Jimmy Carter". Carters Reaktion auf die sowjetische Besetzung Afghanistans, das teilweise Handelsembargo und den Boykott der olympischen Sommerspiele in Moskau 1980 fand Schmidt genauso unüberlegt wie den Befreiungsversuch der amerikanischen Geiseln im Iran.

    Noch bevor das Unternehmen "Adlerklaue" begann, hatte Außenminister Cyrus Vance seinen Rücktritt eingereicht. Die Operation, bei der sechs Transportflugzeuge vom Typ C-130 und acht Sea Stallion Hubschrauber eingesetzt wurden, erschien ihm zu gewagt. Sie wurde abgebrochen, als drei der Helikopter wegen Materialschaden ausfielen. Bei der Rückzugsoperation kollidierte einer der Hubschrauber mit einem der Großtransporter. Die Leichen der acht getöteten Soldaten und die Helikopter wurden in der Hektik des von Carter befohlenen Rückzugs in der Wüste zurückgelassen.

    Für Kritiker Carters war das Scheitern der Befreiungsooperation der Höhepunkt einer verfehlten Iranpolitik, Carters Hofierung des Schah bei einem Staatsbesuch Ende 1977 in Teheran ausgesprochen peinlich und kurzsichtig.

    Iran, because of the great leadership of the Shah, is an island of stability in one of the more troubled areas of the world

    Nur ein Jahr später, im Januar 1979, musste der Schah die Insel der Stabilität fluchtartig verlassen, übernahm Ayatollah Khomeini die Macht im Iran. Am 4. November wurde die amerikanische Botschaft in Teheran gestürmt, 66 Botschaftsangehörige als Geiseln genommen. Acht Schwarze und fünf Sekretärinnen wurden kurz darauf freigelassen. Die übrigen 53 Geiseln mussten vierzehn Monate auf ihre Freilassung warten. Und es war nicht Jimmy Carter, der die Nachricht vom Ende des Geiseldramas verkünden durfte, sondern sein Nachfolger, Ronald Reagan, am Tag seiner Amtseinführung.

    Reagan’s Sieg war überwältigend. Auf ihn entfielen 489 Wahlmännerstimmen, auf Carter nur 49. Mit 56 Jahren kehrte Carter nach Plains, Georgia zurück. Die Arbeit an seiner Präsidentenbibliothek reizte ihn wenig. Er habe kein Interesse daran, sich selber ein Denkmal zu setzen, sagte er. Und dann, mitten in der Nacht, kam ihm eine Idee.

    Er saß aufrecht im Bett, erinnert sich Rosalynn, und sie glaubte schon, es gehe ihm nicht gut, weil er sonst immer durchschlief, auch im Weißen Haus. Er wisse, was sie mit der Bibliothek machen könnten, sagte Jimmy: Konflikte lösen. Das war der Beginn des Carter Centers in Atlanta und der Anfang der zweiten Amtszeit Jimmy Carters, diesmal nicht als Präsident, sondern als Friedensstifter und Wahlbeobachter, Kämpfer gegen Tropenkrankheiten und Förderer von Wachstum und Fortschritt in der Dritten Welt.

    Für Dr. James Zingeser, Chef-Epidemiologe des Carter Center, und seine knapp zwei Dutzend Mitarbeiter, geht es bei der Bekämpfung dieser Krankheiten um Menschenrechte. Gesundheit, so sagt er, sei ein Grundrecht des Menschen.

    In fact, everything in the Carter Center is founded on President Carter and our shared sense of human rights and for those of us who work here, it is clear that health is a human right

    Der zweite Schwerpunkt des Zentrums lautet Frieden stiften. Zu den Stationen der Carterschen Konfliktbewältigung zählen Sudan, Uganda, Nordkorea, Haiti, Liberia und Bosnien. Im Mai dieses Jahres reiste Carter nach Kuba. Es war der erste Kuba-Besuch eines US-Präsidenten seit 1928.

    Dr. Jennifer McCoy ist Direktorin des Americas Program des Carter Center. An Kuba sei Carter interessiert gewesen, seitdem er 1977 versucht habe, die Beziehungen zwischen den USA und der Karibik-Insel zu normalisieren. Drei Ziele habe der Carter-Besuch gehabt. Einen Dialog mit Castro aufzunehmen, das kubanische Volk kennenzulernen und nach Wegen zu einer Verbesserung der Beziehungen zu suchen.

    Debido a que los Estados Unidos es la nacion mas poderosa, somos nosotros quienes debemos dar el primer paso...

    Und da die USA die stärkere Nation seien, erklärte Carter in einer vom kubanischen Fernsehen übertragenen Ansprache in der Universität von Havanna, müssten sie den ersten Schritt tun, offene Handelsbeziehungen zu Kuba aufnehmen und das Embargo beenden.

    Genau das war es, was Fidel Castro hören wollte und George Bush am liebsten überhört hätte. Dabei setzte sich Carter ausdrücklich für das vom Castro-Regime totgeschwiegene Varela-Projekt ein, eine Initiative von Regimegegnern, unter Berufung auf die kubanische Verfassung ein Referendum über die Abhaltung freier Wahlen zu erzwingen.

    I think it would be very good if your officials were to decide to publish the entire document. Let there be a free and open debate in Cuba.

    Eine freie und offene Debatte in Kuba? Was Castro davon hielt, machte er deutlich, als er nach der Abreise Carters sein eigenes Referendum abhielt. Da ging es nicht um Demokratie und Menschenrechte, sondern um die Verewigung des Sozialismus a la cubana.

    "Erfahrung ist, was man im Überfluss hat, wenn man seinen Job nicht behalten kann", schrieb Carter in seinem Buch "Die Tugenden des Älterwerdens", und er meinte damit die Zeit nach seiner Wahlniederlage 1980. In den zwei Jahrzehnten danach hat Jimmy Carter aus dem Übermaß an Erfahrung Kapital geschlagen für mehr als einen Job, eine zweite Amtszeit, die mit dem Friedensnobelpreis nun auch ihre verdiente Anerkennung gefunden hat.