Pasch: Herr Schwentker, das Kernkraftwerk Krümmel in Ihrer Nachbarschaft ist ja wieder mal in die Schlagzeilen geraten. Was gibt es denn da Neues?
Schwentker: Ja, der Vorstandsvorsitzende von Vattenfall Europa Tuomo Hatakka hat heute auf einer Pressekonferenz in Berlin zugegeben, dass Vattenfall Fehler gemacht habe. Am Transformator, der ja jetzt einen Kurzschluss hatte, was zur Reaktor-Schnellabschaltung in Krümmel führte, sei eine Überwachungseinrichtung nicht eingebaut gewesen, obwohl das eigentlich zugesagt gewesen war. Das allerdings war schon bekannt. Der Kraftwerksleiter Hans-Dieter Lucht ist deswegen zurücktreten. Aber immerhin, Vattenfall hat dort diesen Fehler noch einmal eingestanden und hat jetzt bekannt gegeben, dass beide Transformatoren, die da am Werk eingebaut sind, komplett ausgetauscht werden sollen durch neue Transformatoren. Das dauere mindestens mehrere Monate, so die offizielle Sprechweise, und in diesen vielen Monaten wird Krümmel nicht am Netz sein. Allerdings, da lässt der Vattenfall-Chef keinen Zweifel, er will Krümmel wieder anfahren, denn er hält das Kernkraftwerk im Prinzip für sicher.
Pasch: Kann denn so ein Kraftwerk als sicher gelten, wenn gar nicht bekannt ist, wie es zum Kurzschluss am Trafo kam?
Schwentker: Ja, das ist richtig. Auch jetzt noch weiß niemand wirklich, wie es zu dem Kurzschluss gekommen ist. Und das soll auch ausgiebig untersucht werden. Erstmals ist das auch überhaupt möglich, da letztes Mal, vor zwei Jahren, als ja auch schon ein Kurzschluss in Transformator zu einem Brand und dann zu einem Ausschalten von Krümmel geführt hat, da ist der Transformator ja komplett abgebrannt und man konnte die Ursache überhaupt nicht herausfinden. Nun sind beide Transformatoren von gleicher Bauart vom gleichen Hersteller, elektrisch und technisch identisch, und die Theorie bei Vattenfall ist, dass sie wahrscheinlich auch den gleichen Fehler gehabt haben werden. Der Betreiber betont allerdings, dass diese Transformatoren gar nicht im eigentlich sicherheitsrelevanten Bereich des Kernreaktors stehen, und dass darum ein Ausfall eines Transformators nicht bedeutet, dass das Kernkraftwerk unsicher sei. Sie verweisen darauf hin, dass deswegen die Transformatoren auch gar nicht unter Atomaufsicht stehen, sie gehören, die offizielle Sprechweise, nur zu dem betrieblichen Einrichtungen, aber nicht zum Kern eines Kernkraftwerkes. Und weiterhin sagen die, sagt der Betreiber, beim Abschalten des Reaktors nach dem Ausfall des Transformators haben ja alle Sicherheitseinrichtungen gegriffen und darum ist Krümmel sicher.
Pasch: Es wurde aber auch bekannt, dass ein Brennelement defekt sei, und das ist doch mitten im Reaktor, in der kritischen Zone?
Schwentker: Ja, richtig ist, dass einer, vielleicht auch zwei der Brennstäbe im Reaktor defekt sind. Man muss allerdings auch sehen, in so einem Reaktor sind 80.000 Brennstäbe in Betrieb, und dass davon einer defekt sein muss, hat man auch schon vor dem neuen Zwischenfall, also im Betrieb nach dem neuerlichen Anfahren bemerkt. Das ist auch ganz normal, sagt Vattenfall. Der Hersteller der Brennstäbe gibt an, dass davon im Normalfall zwei bis drei pro Jahr kaputt gehen. Und üblicherweise läuft der Reaktor dann sogar weiter und wird gar nicht unbedingt sofort gestoppt, um die Brennstäbe auszutauschen. Das will man jetzt allerdings in Krümmel doch tun, denn der Reaktor steht hier im Moment sowieso, morgen wird man sich dran machen und den großen Reaktordruckbehälter aufschrauben, und dann alle 80.000 Brennstäbe testen, und die, die defekt sind, austauschen.
Pasch: Nun bezeichnen Kernkraftkritiker Kraftwerke wie Krümmel ja gerne als technologische Oldtimer, die mit der Zeit eben kaputt gehen. Was ist denn da besonders gefährlich dran?
Schwentker: Ja, Gefahr entsteht bei Dauerbelastung natürlich insbesondere dadurch, dass es in so einem Reaktor, im Kernbereich, radioaktive Strahlung gibt, und der setzt Material zu, macht vor allem Metalle spröde, so dass sich dort mit der Zeit Risse bilden können. Zudem ist es dort sehr heiß, es herrscht großer Druck, und das belastet Rohre, Ventile, Schieber, die undicht werden können, im Extremfall vielleicht sogar einmal platzen können. Aber man muss auch sehen, dass solcher Verschleiß eigentlich erst mit hohem Alter eintritt, und dass diese Kernkraftwerke technisch darauf ausgelegt sind, solche Belastungen mindestens 40 Jahre standzuhalten. Und der Reaktor in Krümmel ist viel jünger. Er ist 26 Jahre am Netz, seit 1983, und somit eigentlich gar nicht in der Kategorie Oldtimer, er ist vielmehr das fünfjüngste unter den 17 laufenden Kernkraftwerken in Deutschland. Einmal vielleicht zum Vergleich: in den USA hat man jetzt die Laufzeit von 50 Kernkraftwerken bis auf 60 Jahre verlängert, ursprünglich waren es 40 Jahre. Krümmel gilt also in der Branche als ein Kernkraftwerk im besten Alter. Und wenn die Politik den Betreiber in der momentanen Aufregung nicht zu etwas anderem zwingt, kann man davon ausgehen, dass Krümmel wieder ans Netz gehen wird, und bis 2019 läuft. Denn erst dann wird es nach dem momentanen Atomausstiegszenario endgültig abgeschaltet.
Schwentker: Ja, der Vorstandsvorsitzende von Vattenfall Europa Tuomo Hatakka hat heute auf einer Pressekonferenz in Berlin zugegeben, dass Vattenfall Fehler gemacht habe. Am Transformator, der ja jetzt einen Kurzschluss hatte, was zur Reaktor-Schnellabschaltung in Krümmel führte, sei eine Überwachungseinrichtung nicht eingebaut gewesen, obwohl das eigentlich zugesagt gewesen war. Das allerdings war schon bekannt. Der Kraftwerksleiter Hans-Dieter Lucht ist deswegen zurücktreten. Aber immerhin, Vattenfall hat dort diesen Fehler noch einmal eingestanden und hat jetzt bekannt gegeben, dass beide Transformatoren, die da am Werk eingebaut sind, komplett ausgetauscht werden sollen durch neue Transformatoren. Das dauere mindestens mehrere Monate, so die offizielle Sprechweise, und in diesen vielen Monaten wird Krümmel nicht am Netz sein. Allerdings, da lässt der Vattenfall-Chef keinen Zweifel, er will Krümmel wieder anfahren, denn er hält das Kernkraftwerk im Prinzip für sicher.
Pasch: Kann denn so ein Kraftwerk als sicher gelten, wenn gar nicht bekannt ist, wie es zum Kurzschluss am Trafo kam?
Schwentker: Ja, das ist richtig. Auch jetzt noch weiß niemand wirklich, wie es zu dem Kurzschluss gekommen ist. Und das soll auch ausgiebig untersucht werden. Erstmals ist das auch überhaupt möglich, da letztes Mal, vor zwei Jahren, als ja auch schon ein Kurzschluss in Transformator zu einem Brand und dann zu einem Ausschalten von Krümmel geführt hat, da ist der Transformator ja komplett abgebrannt und man konnte die Ursache überhaupt nicht herausfinden. Nun sind beide Transformatoren von gleicher Bauart vom gleichen Hersteller, elektrisch und technisch identisch, und die Theorie bei Vattenfall ist, dass sie wahrscheinlich auch den gleichen Fehler gehabt haben werden. Der Betreiber betont allerdings, dass diese Transformatoren gar nicht im eigentlich sicherheitsrelevanten Bereich des Kernreaktors stehen, und dass darum ein Ausfall eines Transformators nicht bedeutet, dass das Kernkraftwerk unsicher sei. Sie verweisen darauf hin, dass deswegen die Transformatoren auch gar nicht unter Atomaufsicht stehen, sie gehören, die offizielle Sprechweise, nur zu dem betrieblichen Einrichtungen, aber nicht zum Kern eines Kernkraftwerkes. Und weiterhin sagen die, sagt der Betreiber, beim Abschalten des Reaktors nach dem Ausfall des Transformators haben ja alle Sicherheitseinrichtungen gegriffen und darum ist Krümmel sicher.
Pasch: Es wurde aber auch bekannt, dass ein Brennelement defekt sei, und das ist doch mitten im Reaktor, in der kritischen Zone?
Schwentker: Ja, richtig ist, dass einer, vielleicht auch zwei der Brennstäbe im Reaktor defekt sind. Man muss allerdings auch sehen, in so einem Reaktor sind 80.000 Brennstäbe in Betrieb, und dass davon einer defekt sein muss, hat man auch schon vor dem neuen Zwischenfall, also im Betrieb nach dem neuerlichen Anfahren bemerkt. Das ist auch ganz normal, sagt Vattenfall. Der Hersteller der Brennstäbe gibt an, dass davon im Normalfall zwei bis drei pro Jahr kaputt gehen. Und üblicherweise läuft der Reaktor dann sogar weiter und wird gar nicht unbedingt sofort gestoppt, um die Brennstäbe auszutauschen. Das will man jetzt allerdings in Krümmel doch tun, denn der Reaktor steht hier im Moment sowieso, morgen wird man sich dran machen und den großen Reaktordruckbehälter aufschrauben, und dann alle 80.000 Brennstäbe testen, und die, die defekt sind, austauschen.
Pasch: Nun bezeichnen Kernkraftkritiker Kraftwerke wie Krümmel ja gerne als technologische Oldtimer, die mit der Zeit eben kaputt gehen. Was ist denn da besonders gefährlich dran?
Schwentker: Ja, Gefahr entsteht bei Dauerbelastung natürlich insbesondere dadurch, dass es in so einem Reaktor, im Kernbereich, radioaktive Strahlung gibt, und der setzt Material zu, macht vor allem Metalle spröde, so dass sich dort mit der Zeit Risse bilden können. Zudem ist es dort sehr heiß, es herrscht großer Druck, und das belastet Rohre, Ventile, Schieber, die undicht werden können, im Extremfall vielleicht sogar einmal platzen können. Aber man muss auch sehen, dass solcher Verschleiß eigentlich erst mit hohem Alter eintritt, und dass diese Kernkraftwerke technisch darauf ausgelegt sind, solche Belastungen mindestens 40 Jahre standzuhalten. Und der Reaktor in Krümmel ist viel jünger. Er ist 26 Jahre am Netz, seit 1983, und somit eigentlich gar nicht in der Kategorie Oldtimer, er ist vielmehr das fünfjüngste unter den 17 laufenden Kernkraftwerken in Deutschland. Einmal vielleicht zum Vergleich: in den USA hat man jetzt die Laufzeit von 50 Kernkraftwerken bis auf 60 Jahre verlängert, ursprünglich waren es 40 Jahre. Krümmel gilt also in der Branche als ein Kernkraftwerk im besten Alter. Und wenn die Politik den Betreiber in der momentanen Aufregung nicht zu etwas anderem zwingt, kann man davon ausgehen, dass Krümmel wieder ans Netz gehen wird, und bis 2019 läuft. Denn erst dann wird es nach dem momentanen Atomausstiegszenario endgültig abgeschaltet.