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Krypto-Börse Golix
Afrikas Hoffnung für ein besseres Finanzsystem?

An Digitalwährungen scheiden sich die Geister: Sind sie Spekulationsobjekt oder sorgen sie für ein besseres Finanzsystem? Für die Staaten Afrikas könnte eine digitale Währung eine besondere Bedeutung haben. Von Golix, der ersten Krypto-Börse in Simbabwe, versprechen sich die Gründer enorme Chancen fürs Land.

Von Leonie March | 16.11.2018
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    Golix-Gründer Tawanda Kembo (li) und Mitarbeiter William Chui (re) (Leonie March)
    Zielstrebig geht Tawanda Kembo durch die Innenstadt von Harare. Vorbei an meterlangen Schlangen vor den Bankfilialen, die hier zum Alltag gehören. Dabei könnte alles so einfach sein, sagt der 31-Jährige: Mit Bitcoin und Co.
    "2012 habe ich begonnen, mich mit digitalen Währungen zu beschäftigen. Ich habe Krypto-Börsen in aller Welt angeschrieben, um sie für ein Geschäft in Simbabwe zu begeistern. Aber niemand hatte Interesse".
    Also hat er seine eigene Börse aufgebaut. Vor drei Jahren ist sein Start-Up Golix online gegangen. Seitdem ist das kleine Team um den gelernten Software-Ingenieur auf über 20 Mitarbeiter gewachsen. Sie sitzen vor ihren Laptops in einem großen, karg eingerichteten Büro eines Hochhauses. In der Mitte steht eine Tischtennisplatte für kreative Pausen. Doch viel Zeit zum Spielen bleibt nicht mehr.
    "Jeden Monat führen wir Transaktionen im Wert von ein bis zwei Millionen US-Dollar durch. Im Dezember letzten Jahres waren es sogar sieben Millionen. Unser Kundenstamm verdoppelt sich jedes Quartal, auf heute 50.000. Damit haben wir unsere ursprünglichen Erwartungen weit übertroffen".
    Krypto-Börse für den afrikanischen Kontinent
    Mittlerweile wächst Golix zu einem panafrikanischen Unternehmen. In diesem Jahr hat es Krypto-Börsen in ganzen sieben afrikanischen Ländern eröffnet. Denn überall auf dem Kontinent würden Bürger und Unternehmer mit ähnlichen Problemen kämpfen, erklärt Tawanda Kembo.
    "Zu den Kontrollen und Einschränkungen des Kapitalverkehrs kommt, dass die Banken die Wünsche der Kunden oft nicht erfüllen können. Es mangelt an Devisen, Überweisungen sind nicht überallhin möglich, Wechselkurse extrem schlecht und die Gebühren der Banken horrend. Das hemmt Unternehmertum und Wirtschaftswachstum in Afrika".
    Die Gebühren, die Golix für Käufe, Verkäufe und Transaktionen verlangt, liegen um ein Vielfaches unter denen der Banken. Für die Kunden wiegt dieser Vorteil offenbar die Risiken auf. Etwa die hohe Volatilität, die Kryptowährungen international Kritik einbringt.
    Digitales Geld – für Afrika erfunden?
    "Klar, Bitcoin ist volatiler als der Kurs des US-Dollars. Für afrikanische Währungen gilt jedoch das Gegenteil. Deshalb machen Bitcoins hier mehr Sinn. Es ist so, als seien Kryptowährungen für Afrika erfunden worden".
    Doch im Gegensatz zu anderen Ländern, in denen Golix mit offenen Armen empfangen wird, gibt es in seiner Heimat Simbabwe erheblichen Widerstand. Vor einigen Monaten hatte die Zentralbank jegliche Aktivitäten, die mit Kryptowährungen zu tun haben verboten. Ein Schock für den Firmengründer.
    "Die Gründe waren vage: Von einer Kontamination der Finanzsysteme war die Rede. Von mangelnden Kontrollmöglichkeiten. Rückblickend haben wir es wohl versäumt, besser aufzuklären. So hätten wir diese Ängste leicht ausräumen können".
    Simbabwe hat Bedenken
    Golix hat das Verbot erfolgreich vor Gericht angefochten. Das Unternehmen kann seinen Geschäften wieder nachgehen, konnte eine Panik unter den Kunden vermeiden und hat den Handel mittlerweile auf südafrikanische Konten umgelenkt. Denn ein Problem bleibt:
    "Bis heute sind unsere Konten hier in Simbabwe eingefroren," erklärt William Chui, der bei Golix für ‚Besondere Aufgaben‘ verantwortlich ist:
    "Damit liegen der Handel und das Geld unserer Kunden hierzulande weiter auf Eis. Das ist natürlich keine gute Situation. Positiv ist jedoch, dass wir gezwungen waren, unsere Expansionspläne voranzutreiben. Sowohl was neue Märkte betrifft, als auch die Entwicklung unserer eigenen Kryptowährung für den gesamten Kontinent".
    Besseres Finanzystem für Afrika?
    Startschuss war kürzlich ein sogenannter "Token Sale", eine Art Crowdfunding zur Kapitalbeschaffung. Zwar hat Golix dabei sein Finanzierungsziel von 32 Millionen Dollar nicht erreicht, konnte jedoch zwei Drittel der Tokens verkaufen. Insofern ist Tawanda Kembo nicht unzufrieden. Sein Credo lautet, dass Herausforderungen dazu da sind, gemeistert zu werden.
    "Wir sind bereit zu tun, was nötig ist. Auch wenn es im Fall Simbabwes Jahre dauern sollte. Unser Ziel ist es, jedem in Afrika zu finanzieller Autonomie zu verhelfen. Wer Geld hat, sollte es ausgeben können wie und wo er möchte, ohne Einschränkungen und Hürden. Kryptowährungen eröffnen diese Möglichkeit".