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Kuba
Letzter Abschied von Fidel Castro

Zehntausende Kubaner und auch viele internationale Staatsgäste haben Kubas langjährigem Ex-Staatschef Fidel Castro in den vergangenen Tagen die letzte Ehre erwiesen. Nun wurde der einstige Revolutionsführer auf dem Friedhof in Santiago de Cuba beigesetzt.

Von Anne-Katrin Mellmann |
    Menschen trauern in Santiago de Cuba um den verstorbenen Revolutionsführer Fidel Castro.
    Menschen trauern in Santiago de Cuba um den verstorbenen Revolutionsführer Fidel Castro. (dpa/ picture alliance / Alejandro Ernesto)
    "Ich bin Fidel" rufen die Jungpioniere in Santiago de Cuba am letzten Tag des Abschieds vom Revolutionsführer. Das Volk ist auf diesen zentralen Satz eingeschworen. Wer sich traut, ausländischen Journalisten Interviews zu geben, wiederholt die Botschaft:
    "Ich fühle heute sehr viel Liebe für mein Land. Für uns ist Fidel nicht tot. Denn wir sind ja noch da und wir sind jetzt Fidel. Ich und meine Kinder – wir alle. Hier wird sich nichts verändern. Das Leben geht revolutionär weiter."
    Am letzten Trauertag ließ sich die gesamte kommunistische Partei- und Staatsspitze in Santiago de Cuba vom Volk bejubeln, auch die Cuban Five, die zu den größten Helden des Landes zählen. Wegen Spionage saßen die fünf viele Jahre in den USA im Gefängnis. Unter ihnen: René Gonzalez:
    "Das ist ein Tag des Schmerzes aber auch des Triumphes. Wir feiern das Leben des erfolgreichsten Revolutionärs der Menschheitsgeschichte. Das sage ich nicht, weil ich Kubaner bin und wir Fidel so lieben. Sondern weil Männer wie Fidel oft jung sterben mussten – weil sie ermordet wurden oder im Kampf starben, ihre Träume nicht verwirklichen konnten. Fidel aber hat alles überstanden."
    Kaum Kritik an Castro und der Revolution
    Und wurde 90 Jahre alt. In diesen Tagen der Staatstrauer ist Kritik an Castro und der Revolution nirgends zu hören. Sie scheint verboten wie Alkohol und Musik. Kaum jemand wagt an Veränderungen zu denken.
    In der Nähe Santiagos, im katholischen Heiligtum der Schutzpatronin Kubas Jungfrau von Cobre, findet seit dem Tod Castros jeden Morgen eine Messe für ihn statt. Gut besucht sei sie nicht, erzählt der leitende Priester Eugenio Castellano, weil der Transport derzeit besonders schwierig sei. Castros Verhältnis zur katholischen Kirche habe sich erst in den letzten Jahren etwas entspannt, unter anderem durch die Besuche dreier Päpste auf der Karibikinsel. Castellano hat mit jedem von ihnen hier eine Messe gefeiert.
    "Gläubige waren früher schlecht angesehen in Kuba. Das hat sich schrittweise gebessert. Jetzt gibt es vielleicht ein noch stärkeres Streben nach gleichen Rechten und Möglichkeiten für Christen und vielleicht kann die Kirche jetzt eine stärkere Rolle in der Gesellschaft einnehmen."
    Der Historiker Enrique Lopez Oliva von der Universität Havanna sagt, er habe daran nicht den geringsten Zweifel:
    "Die Veränderungen werden sich nach Fidel Castros Tod beschleunigen. Es kann Hürden geben – ja, zum Beispiel die Präsidentschaft von Donald Trump. Oder Hindernisse bei uns im Land. Es gibt einen Sektor, der auf seinen Positionen beharrt, Leute mit Privilegien. Das ist ganz normal. Aber die Veränderungen kommen – früher oder später. Ob sie wollen oder nicht."
    Fels in der Brandung des Kapitalismus?
    Ohne eine wirtschaftliche Öffnung und neue Partner kann Kuba die Zeiten der schweren Krise des verbündeten Venezuela kaum überstehen. Die Insel solle lieber im Meer versinken, als sich von irgendwem abhängig zu machen, wird der Verstorbene Castro in diesen Tagen gern zitiert. Seine Grabstätte auf dem Friedhof von Santiago ist ein großer weißer Stein, der an eine Insel erinnern könnte – oder an den Fels in der Brandung des Kapitalismus, auf dem Kubas Sozialismus weiterhin fest stehen soll.