So schnell kann es gehen. Da gibt es plötzlich eine kleine Irritation, da schleicht sich irgendwie ein kleiner Zweifel ein in die Idylle von Vater, Mutter, Kind und flugs kann man sich dort Gewissheit schaffen, wo der Zweifel früher ein Leben lang nagte. Lukas Bärfuss titelgebende Probe, das ist der Vaterschaftstest, der einen heute mit Hilfe von Schuppe, Speichel oder Locke wahrlich zum Daddy stempelt - oder eben nicht.
" Sie hat mich angegrinst, hat mich getätschelt, ist mir über den Kopf gefahren, und das Grinsen war das Grinsen über die Freude, wie erfolgreich sie mir ihren Scheißer untergejubelt hat, und ich, ich war stolz darauf. "
Den hat's erwischt und den hat eine archaische Wut gepackt auf jene, die ihm das Kuckuckskind unterjubelte, die Frau, und naturgemäß auch noch auf das Kuckuckskind selbst. Er ist aber auch gebeutelt, nicht nur das seine kleine neuspießbürgerliche Idylle auf ewig zerstört ist, hat er doch zudem einen Vater, der so ganz das Gegenmodell zu dem herauszukehren weiß, was der Sohn so lebt. "Der brave Simon Korach" wie dieser Vater gleich im Untertitel genannt wird, ist ganz der liberale Altachtundsechziger, der als Politiker in die Gesellschaft hineinwirken will, der mitten im Wahlkampf nicht wirklich Zeit hat für die existenziell lächerlichen Probleme des Sohnes, und der Liebe und Familie ohnehin immer ganz anders leben wollte.
Simon: " Meine Generation hat sich den Arsch aufgerissen, um aus diesem Käfig herauszukommen. Und was macht ihr. Ihr geht freiwillig wieder rein."
Agnes: " In welchen Käfig."
Simon: " In euren privaten Familienzwinger. "
Ob tatsächlichen Zwinger oder vermeintliche Freiheit, bei Lukas Bärfuss führt alles in die Familienkatastrophe, den Tod gleich mit eingeschlossen, denn der Vaterschaftstest hat dort Gewissheit geschaffen, wo man wahrscheinlich besser nie hätte nachbohren sollen. Ohnehin fragt der Autor mit seinem Stück zum einen natürlich nach unserem Wertesystem und damit auch nach den Familienmodellen, in denen wir leben wollen, sollen oder auch müssen, zum anderen diskutiert Bärfuss anhand des Vaterschaftstest die Frage, was das eigentlich heißt: Vaterschaft und ob die biologische Vaterschaft tatsächlich so wichtig ist oder sein sollte oder ob eine gesellschaftliche Verantwortung nicht vor allem in der sozialen Vaterschaft liegt.
Wie schon in seinen vorausgegangenen Stücken, in denen Lukas Bärfuss etwa Sterbehilfe oder die Sexualität von Behinderten thematisierte ,gelingt es dem Autor auch in seinem jüngsten Stück wieder, gesellschaftliche Fragen anzureißen ohne darauf gleich Antworten geben zu wollen.
Mit der Probe hat Lukas Bärfuss ein Stück geschaffen, das gleichsam zwischen Soap und großem Mythos zu changieren scheint. Kurzbanale Dialoge wechseln da mit archaischen Wortkaskaden und Ausbrüchen, zugleich finden sich immer wieder Anleihen aus der Rappelkiste unserer christlichen Tradition, die vor allem eines verdeutlichen, unsere spirituelle Leerstelle.
Hier nun hat Uraufführungsregisseur Lars Ole Walburg in den Münchner Kammerspielen angesetzt. Er, der sonst vor allem bekannt ist für seine manchmal wunderbar funktionierenden manchmal arg brachialen Aktualisierungen von Klassikern, hat diesmal in seiner Inszenierung weder hinzugefügt noch konterkariert, dafür aber auf sehr eigenwillige Weise die Qualitäten des Stückes herausgearbeitet und ästhetisch noch verstärkt. Und so kommt das Ensemble mit seinen Plastikperücken ein wenig wie eine Gruppe von Schaufensterpuppen daher, es sind gleichsam Familienmodelltypen, die dennoch die jeweiligen Konflikte ernst nehmen, ohne allerdings die durchaus vorhandene schrille Komik des Stückes zu negieren. Walburg lässt auf einem kleinen Bühnenrondell spielen, das sich wie ein Jahrmarktsgeschäft bedrohlich anschrägen und auch drehen kann und an dessen Rand sich heimischer Herd und Kühlschrank ebenso finden wie scheußliche Sitzgruppen aus einer Talkshow. Überhaupt scheint dies ein bewusster öffentlicher - wenn auch nicht ganz ernst gemeinter - Raum zu sein, aus dem heraus die Figuren ihr Anliegen immer mal wieder auch frontal ins Publikum sprechen, schließlich wird hier auch etwas verhandelt. Und so hat Regisseur Walburg in seiner nicht zynischen aber doch ironischen Distanz durchaus eine eigene Haltung zu Figuren und Themenkomplex gefunden, eine Haltung, die die Uraufführung von Lukas Bärfuss "Die Probe" auch theaterästhetisch zu einem Erlebnis macht.
" Sie hat mich angegrinst, hat mich getätschelt, ist mir über den Kopf gefahren, und das Grinsen war das Grinsen über die Freude, wie erfolgreich sie mir ihren Scheißer untergejubelt hat, und ich, ich war stolz darauf. "
Den hat's erwischt und den hat eine archaische Wut gepackt auf jene, die ihm das Kuckuckskind unterjubelte, die Frau, und naturgemäß auch noch auf das Kuckuckskind selbst. Er ist aber auch gebeutelt, nicht nur das seine kleine neuspießbürgerliche Idylle auf ewig zerstört ist, hat er doch zudem einen Vater, der so ganz das Gegenmodell zu dem herauszukehren weiß, was der Sohn so lebt. "Der brave Simon Korach" wie dieser Vater gleich im Untertitel genannt wird, ist ganz der liberale Altachtundsechziger, der als Politiker in die Gesellschaft hineinwirken will, der mitten im Wahlkampf nicht wirklich Zeit hat für die existenziell lächerlichen Probleme des Sohnes, und der Liebe und Familie ohnehin immer ganz anders leben wollte.
Simon: " Meine Generation hat sich den Arsch aufgerissen, um aus diesem Käfig herauszukommen. Und was macht ihr. Ihr geht freiwillig wieder rein."
Agnes: " In welchen Käfig."
Simon: " In euren privaten Familienzwinger. "
Ob tatsächlichen Zwinger oder vermeintliche Freiheit, bei Lukas Bärfuss führt alles in die Familienkatastrophe, den Tod gleich mit eingeschlossen, denn der Vaterschaftstest hat dort Gewissheit geschaffen, wo man wahrscheinlich besser nie hätte nachbohren sollen. Ohnehin fragt der Autor mit seinem Stück zum einen natürlich nach unserem Wertesystem und damit auch nach den Familienmodellen, in denen wir leben wollen, sollen oder auch müssen, zum anderen diskutiert Bärfuss anhand des Vaterschaftstest die Frage, was das eigentlich heißt: Vaterschaft und ob die biologische Vaterschaft tatsächlich so wichtig ist oder sein sollte oder ob eine gesellschaftliche Verantwortung nicht vor allem in der sozialen Vaterschaft liegt.
Wie schon in seinen vorausgegangenen Stücken, in denen Lukas Bärfuss etwa Sterbehilfe oder die Sexualität von Behinderten thematisierte ,gelingt es dem Autor auch in seinem jüngsten Stück wieder, gesellschaftliche Fragen anzureißen ohne darauf gleich Antworten geben zu wollen.
Mit der Probe hat Lukas Bärfuss ein Stück geschaffen, das gleichsam zwischen Soap und großem Mythos zu changieren scheint. Kurzbanale Dialoge wechseln da mit archaischen Wortkaskaden und Ausbrüchen, zugleich finden sich immer wieder Anleihen aus der Rappelkiste unserer christlichen Tradition, die vor allem eines verdeutlichen, unsere spirituelle Leerstelle.
Hier nun hat Uraufführungsregisseur Lars Ole Walburg in den Münchner Kammerspielen angesetzt. Er, der sonst vor allem bekannt ist für seine manchmal wunderbar funktionierenden manchmal arg brachialen Aktualisierungen von Klassikern, hat diesmal in seiner Inszenierung weder hinzugefügt noch konterkariert, dafür aber auf sehr eigenwillige Weise die Qualitäten des Stückes herausgearbeitet und ästhetisch noch verstärkt. Und so kommt das Ensemble mit seinen Plastikperücken ein wenig wie eine Gruppe von Schaufensterpuppen daher, es sind gleichsam Familienmodelltypen, die dennoch die jeweiligen Konflikte ernst nehmen, ohne allerdings die durchaus vorhandene schrille Komik des Stückes zu negieren. Walburg lässt auf einem kleinen Bühnenrondell spielen, das sich wie ein Jahrmarktsgeschäft bedrohlich anschrägen und auch drehen kann und an dessen Rand sich heimischer Herd und Kühlschrank ebenso finden wie scheußliche Sitzgruppen aus einer Talkshow. Überhaupt scheint dies ein bewusster öffentlicher - wenn auch nicht ganz ernst gemeinter - Raum zu sein, aus dem heraus die Figuren ihr Anliegen immer mal wieder auch frontal ins Publikum sprechen, schließlich wird hier auch etwas verhandelt. Und so hat Regisseur Walburg in seiner nicht zynischen aber doch ironischen Distanz durchaus eine eigene Haltung zu Figuren und Themenkomplex gefunden, eine Haltung, die die Uraufführung von Lukas Bärfuss "Die Probe" auch theaterästhetisch zu einem Erlebnis macht.