Birgid Becker: Nach zehn Monaten Pause kam es heute zur nächsten Leitzinssenkung. Unumstritten ist die Entscheidung nicht. Und tatsächlich, es gab wohl schon Zinssenkungen, die plausibler waren als diese...
Eva Bahner: Das kann man wohl sagen, denn eigentlich ohne Not, also ohne eine akute Krisensituation in der Eurozone, hat die EZB dieses Mal zu ihrem schärfsten Schwert, der Leitzinssenkung, gegriffen. Es sind wohl vor allem die Konjunkturaussichten, die sich in der Eurozone noch einmal verschlechtert haben, verbunden mit neuen Rekordständen bei der Arbeitslosigkeit, vor allem in Spanien und Griechenland. Und dann sehen die Wachstumsaussichten ja auch für einige Kernländer wie Frankreich nicht allzu rosig aus.
Da war der politische Druck auf die Zentralbank sicherlich enorm. Dazu kommt eine Inflationsrate, die derzeit bei 1,2 Prozent liegt, also weit unter dem Grenzwert von zwei Prozent, der nach der Definition der EZB für Preisstabilität steht. Da war also Spielraum für eine Zinssenkung.
Aber dass die EZB diesen tatsächlich nutzt zum jetzigen Zeitpunkt ist in der Tat nicht ganz unumstritten, zumal ja auch fraglich ist, ob das Drehen an der Zinsschraube überhaupt den gewünschten Effekt hat, also Wachstumsimpulse nach sich zieht. Das wird ja mittlerweile sogar aus den Reihen der EZB öffentlich angezweifelt.
Birgid Becker: Nun steckte die EZB ja durchaus in einem Dilemma. Auf der einen Seite gibt es die konjunkturell solide dastehenden Euro-Mitglieder, Deutschland etwa. Auf der anderen Seite die weiterhin angeschlagenen Krisenstaaten. Einen zinspolitischen Königsweg kann es in dieser Lage wohl nicht geben.
Eva Bahner: Die vertrackte Lage der EZB, die Politik machen muss für alle 17 Euro-Länder, die hat die Bundeskanzlerin ja schön beschrieben auf dem Sparkassentag in Dresden letzte Woche. Und der Ort war auch kein Zufall, da sich gerade die Sparkassen, aber mittlerweile auch die Privatbanken in Deutschland als Verlierer sehen der Niedrigzinspolitik. Denn die Einlagen auf Sparkonten werfen ja schon jetzt immer weniger ab, das heißt, schon heute liegt der angebotene Zinssatz unter der Inflationsrate. Das heißt, dass das Geld, das Sparerinnen und Sparer zur Bank tragen, de facto weniger wird statt mehr. Und das gefährdet natürlich auch langfristig das Geschäftsmodell der Kreditinstitute, die mit den Einlagen ja auch arbeiten.
Auch bei den Versicherern hierzulande liegen die Nerven blank, weil diese ja eine gewisse Rendite erwirtschaften müssen, und zwar zum Großteil mit festverzinslichen Wertpapieren, mit Anleihen, die zurzeit ja äußerst wenig abwerfen. Das heißt, in Deutschland reagiert die Finanzbranche also eher skeptisch auf die Leitzinssenkung.
In anderen Ländern, in Spanien oder in Italien, haben kleine und mittlere Betriebe hingegen große Schwierigkeiten, an Kredite zu kommen, weil die dortigen Banken sehr vorsichtig und damit auch knausrig sind bei der Kreditvergabe. Doch ob sich das ändern wird dadurch, dass die Banken nun günstiger an Zentralbankgeld kommen durch die heutige Zinssenkung, ist fraglich, denn das hat auch in den letzten Jahren nicht wirklich geklappt. Die Kreditklemme in den Krisenstaaten liegt also nicht an zu hohen Zinsen, sondern eher an den schlechten Geschäftsaussichten der Betriebe dort.
Birgid Becker: Wie groß kann denn nun die Hoffnung sein, dass die Zinssenkung gerade im angeschlagenen Süden überhaupt ankommt?
Eva Bahner: Allein die Zinssenkung wird wahrscheinlich hier wenig bewirken, aber Mario Draghi, der EZB-Präsident hat heute ja schon angedeutet, dass hier andere Maßnahmen in Arbeit sind, um die Banken dazu zu bringen, mehr Kredite zu vergeben, vor allem in den südeuropäischen Staaten. Indem sie es noch unattraktiver macht, ihr Geld bei der EZB zu parken. Dafür bekommen die Banken derzeit 0 Prozent Zinsen. Und in Zukunft könnte dann sogar eine Strafgebühr fällig werden. Das ist eine Möglichkeit. Hier wird offenbar an einer Lösung gearbeitet, aber über eine Zinssenkung alleine wird sich die Kreditklemme in einigen Euro-Staaten voraussichtlich nicht lösen.
Eva Bahner: Das kann man wohl sagen, denn eigentlich ohne Not, also ohne eine akute Krisensituation in der Eurozone, hat die EZB dieses Mal zu ihrem schärfsten Schwert, der Leitzinssenkung, gegriffen. Es sind wohl vor allem die Konjunkturaussichten, die sich in der Eurozone noch einmal verschlechtert haben, verbunden mit neuen Rekordständen bei der Arbeitslosigkeit, vor allem in Spanien und Griechenland. Und dann sehen die Wachstumsaussichten ja auch für einige Kernländer wie Frankreich nicht allzu rosig aus.
Da war der politische Druck auf die Zentralbank sicherlich enorm. Dazu kommt eine Inflationsrate, die derzeit bei 1,2 Prozent liegt, also weit unter dem Grenzwert von zwei Prozent, der nach der Definition der EZB für Preisstabilität steht. Da war also Spielraum für eine Zinssenkung.
Aber dass die EZB diesen tatsächlich nutzt zum jetzigen Zeitpunkt ist in der Tat nicht ganz unumstritten, zumal ja auch fraglich ist, ob das Drehen an der Zinsschraube überhaupt den gewünschten Effekt hat, also Wachstumsimpulse nach sich zieht. Das wird ja mittlerweile sogar aus den Reihen der EZB öffentlich angezweifelt.
Birgid Becker: Nun steckte die EZB ja durchaus in einem Dilemma. Auf der einen Seite gibt es die konjunkturell solide dastehenden Euro-Mitglieder, Deutschland etwa. Auf der anderen Seite die weiterhin angeschlagenen Krisenstaaten. Einen zinspolitischen Königsweg kann es in dieser Lage wohl nicht geben.
Eva Bahner: Die vertrackte Lage der EZB, die Politik machen muss für alle 17 Euro-Länder, die hat die Bundeskanzlerin ja schön beschrieben auf dem Sparkassentag in Dresden letzte Woche. Und der Ort war auch kein Zufall, da sich gerade die Sparkassen, aber mittlerweile auch die Privatbanken in Deutschland als Verlierer sehen der Niedrigzinspolitik. Denn die Einlagen auf Sparkonten werfen ja schon jetzt immer weniger ab, das heißt, schon heute liegt der angebotene Zinssatz unter der Inflationsrate. Das heißt, dass das Geld, das Sparerinnen und Sparer zur Bank tragen, de facto weniger wird statt mehr. Und das gefährdet natürlich auch langfristig das Geschäftsmodell der Kreditinstitute, die mit den Einlagen ja auch arbeiten.
Auch bei den Versicherern hierzulande liegen die Nerven blank, weil diese ja eine gewisse Rendite erwirtschaften müssen, und zwar zum Großteil mit festverzinslichen Wertpapieren, mit Anleihen, die zurzeit ja äußerst wenig abwerfen. Das heißt, in Deutschland reagiert die Finanzbranche also eher skeptisch auf die Leitzinssenkung.
In anderen Ländern, in Spanien oder in Italien, haben kleine und mittlere Betriebe hingegen große Schwierigkeiten, an Kredite zu kommen, weil die dortigen Banken sehr vorsichtig und damit auch knausrig sind bei der Kreditvergabe. Doch ob sich das ändern wird dadurch, dass die Banken nun günstiger an Zentralbankgeld kommen durch die heutige Zinssenkung, ist fraglich, denn das hat auch in den letzten Jahren nicht wirklich geklappt. Die Kreditklemme in den Krisenstaaten liegt also nicht an zu hohen Zinsen, sondern eher an den schlechten Geschäftsaussichten der Betriebe dort.
Birgid Becker: Wie groß kann denn nun die Hoffnung sein, dass die Zinssenkung gerade im angeschlagenen Süden überhaupt ankommt?
Eva Bahner: Allein die Zinssenkung wird wahrscheinlich hier wenig bewirken, aber Mario Draghi, der EZB-Präsident hat heute ja schon angedeutet, dass hier andere Maßnahmen in Arbeit sind, um die Banken dazu zu bringen, mehr Kredite zu vergeben, vor allem in den südeuropäischen Staaten. Indem sie es noch unattraktiver macht, ihr Geld bei der EZB zu parken. Dafür bekommen die Banken derzeit 0 Prozent Zinsen. Und in Zukunft könnte dann sogar eine Strafgebühr fällig werden. Das ist eine Möglichkeit. Hier wird offenbar an einer Lösung gearbeitet, aber über eine Zinssenkung alleine wird sich die Kreditklemme in einigen Euro-Staaten voraussichtlich nicht lösen.