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Künstler Julius von Bismarck
„Ich habe mich in die Schönheit der Flamme reinbegeben“

Er peitsche das Meer aus, filmte Hurrikans und lenkte Blitze ab: Julius von Bismarck mag die Extreme. Für seine aktuelle Arbeit filmte der Künstler Waldbrände. Im Deutschlandfunk erklärte er, warum ihn das Feuer in seiner Ambivalenz fasziniert.

Julius von Bismarck im Corsogespräch mit Ulrich Biermann |
Die Aufnahme eines Waldbrandes, wobei das Bild in der Mitte einmal wie bei einem Kaleidoskop gespiegelt ist
Glimmend, aufflackernd, lodernd, erlöschend: Die Videoarbeit "Feuer mit Feuer" von Julius von Bismarck zeigt Bilder einer natürlichen Ästhetik, nicht nur für Pyromanen (Julius von Bismarck / VG Bild-Kunst, Bonn 2020)
Julius von Bismarck ist international für seine oft extremen Kunstinterventionen bekannt. Der Künstler, der sein Studio in Berlin hat, peitschte schon das Meer aus, filmte Hurrikans aus nächster Nähe, lenkte Blitze ab und malte einen Dschungel grün an. In seinen Arbeiten spielt Natur oftmals eine große Rolle - und in welchem Verhältnis der Mensch zu ihr steht.
Verhältnis von Natur und Mensch
Seine aktuelle Arbeit sollte eigentlich ab dem 26. März in der Bundeskunsthalle in Bonn zu sehen sein. Zwar ist die Schau verschoben, aber sein Kunstwerk gibt es schon: "Feuer mit Feuer". 90 Minuten brennt es in Zeitlupe auf der Leinwand, glimmend, aufflackernd, lodernd, erlöschend. Bilder einer natürlichen Ästhetik, nicht nur für Pyromanen.
Julius von Bismarck hat Waldbrände gefilmt. Die Bilder seien in Schweden und Kalifornien entstanden, wie er im Dlf sagte: "Ich war dann mit Spezialeinheiten unterwegs, die mich unterstützt haben, wirklich im Brandherd filmen zu können."
Im Gespräch mit dem Deutschlandfunk stellte von Bismarck fest, dass es ganz unterschiedliche Brände gibt: "Es gibt auch den natürlichen Waldbrand, und dann gibt es das ganz grauenhafte Gesicht des Brandrodens und das Gesicht unkontrollierten Brandes, der viele Menschen- und Tierleben kosten kann."
Viele Assoziationen, viele Fragen
"Feuer mit Feuer" ist kein eindimensionales Werk, das nur eine Deutung zulässt. Viele Assoziationen werden darin angestoßen, viele Fragen aufgeworfen. Zum Beispiel: "Brennt der Wald jetzt aus natürlichen Gründen oder brennt der Wald aufgrund der globalen Erwärmung?", wie von Bismarck weiter sagte.
Ursache und Wirkung - beide sind sie Feuer. Von Bismarck bezieht sich in einer Analyse der derzeitigen Situation auf den von Stephen Pyne geprägten Begriff des Pyrozäns: Die Nutzbarmachung des Feuers zum Beispiel im Verbrennungsmotor oder in Fabriken seien der Hauptaspekt unseres Dasein, so von Bismarck. In der aktuellen Situation der Corona-Krise - der Verkehr ist eingeschränkter, Fabriken stehen still - spüre man ja schon die Auswirkungen: "Die Natur hat eine Atempause."
Äußerungen unserer Gesprächspartner geben deren eigene Auffassungen wieder. Der Deutschlandfunk macht sich Äußerungen seiner Gesprächspartner in Interviews und Diskussionen nicht zu eigen.