"Zu dem Tor muss man noch dazu sagen, dass sich das auch noch ändern wird. Wir werden da durchaus ein Zeichen für ZERO anbringen. Wir wissen noch nicht ganz genau wie das aussehen wird, aber die Tür wird deutlich zum Vorschein bringen, was sich hinter der Tür verbirgt."
Stiftungschefin Barbara Könches freut sich auf den Umzug ins Originalatelier. Im lichtdurchfluteten Hinterhof der Düsseldorfer Hüttenstraße steht das viergeschossige, renovierte Backsteingebäude. Hier haben sie gewirkt, Günter Uecker, Otto Piene, viele andere, und natürlich Heinz Mack.
"Also, man kann es so sagen: In der untersten Etage hat Günther Uecker mit viel Intensität genagelt, das gab Krach. Und ich war froh, dass er nicht über meinem Atelier, also im oberen Stockwerk genagelt hat, so dass ich lieber den Lärm unter den Füßen hatte als über dem Kopf. Dann in der zweiten Etage war ich untergebracht. Und in der dritten und dann später auch vierten Etage Otto Piene."
"Ein authentisch einzigartiger Ort"
"Was besonders an diesem Ort noch ist: Dass wir das originale Feuer-Atelier von Otto Piene haben. Also, es ist nicht nur ein Ort, der historisch gewachsen und belebt wurde durch die Geschichte, sondern ein Ort, der immer noch Geschichte erzählen kann, weil dieses Atelier in seinem Zustand, wie Otto Piene das hinterlassen hat, unberührt ist. Insofern ist es ein authentisch einzigartiger Ort."
Mack, Uecker und Piene gehörten der Falkhelfergeneration an. Sie hatten den Krieg erlebt und wollten eine neue Kunst. Und sie wollten raus aus dem subjektiven Befinden. Keine große künstlerische Geste mehr, wie in der amerikanischen Kunst jener Tage, dem Actionpainting und Neo-Expressionismus.
Vom Feuer hat der Vermieter nichts gewusst
Otto Piene: "Grundsätzlich haben wir den Namen Zero gefunden als etwas, was quasi eine neue Zone, eine Orientierung und Offenheit und Erwartungshaltung ausdrückt. Und daraus wurde dann eben die Gruppe ZERO."
"So jetzt sind wir in den heiligen Hallen sozusagen, in dem Originalatelier von Otto Piene. Sie sehen hier diese vielen schwarzen Wände und Decken und alles ist verrußt. Hier hat Otto Piene seit Ende der Sechzigerjahre seine Feuer- und Rauchbilder gemacht. Und das Schönste ist: Der Vermieter, der hat erst nach dem Tod von Otto Piene erfahren, dass hier immer mit offenem Feuer - vor allem des Nachts - gearbeitet worden ist. Und er hat es nicht gewusst. Er hat es nicht mitbekommen. Er hat nie was gemerkt. Das ist doch ganz schön. Ich glaube sonst hätte er schon vorher Maßnahmen ergriffen, um das zu unterbinden."
Der richtige Moment zum Löschen durfte nicht verpasst werden
Bis zur Decke ist alles rußschwarz. Wie Reste eines Höhlenfeuers sieht das aus. ZERO, nicht Retro. Piene brachte erst Farbe auf die Leinwand, dann Fixiermittel, und dann hat er alles angezündet und über die brennende Fläche gepustet. Er durfte nur nicht den richtigen Moment verpassen, zu löschen.
"Ja, der hat richtig mit offenem Feuer gearbeitet, auch in sehr großen Formaten. Sie sehen, da hinten stehen noch Leinwände von ihm."
Barbara Könches erklärt, dass dieser originale Raum so eine Art ständige Ausstellung sein wird. Ansonsten ziehen ins ehemalige Atelier Mitarbeiter ein, ein Archiv für grafische Blätter, Magazine, Werke aus dem Umfeld der ZERO-Künstler, eine Forschungsbibliothek, ein 100 Quadratmeter großer Schauraum und ein Künstleratelier. Und mit Glück dürfen im Hof bald auch ein paar Tische für Besucher stehen.
Kunst als Scharnier von Krieg und Nachkriegszeit
"ZERO hat im Prinzip für mich so 'ne Art Verbindung von Moderne und Postmoderne. Und da sind sie einzigartig. Wie so 'ne Art Scharnier zwischen der Zeit vor dem Krieg und der Zeit nach dem Krieg. Und vieles, was auch hinterher erst diskutiert worden ist, finden sie schon in der ZERO-Kunst angelegt. Es ist ungemein spannend und interessant. Und dem werden wir uns hier widmen. Wir werden das erforschen, aufarbeiten und vor allen Dingen, diskutieren."