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Künstlerin zur Lage im Iran
"Das Hin und Her fordert großen Preis von der Zivilgesellschaft"

Die Hoffnungen, die sich mit dem Atomabkommen von 2015 verbanden, hätten sich für die Menschen in Iran nicht erfüllt, meint die iranische Künstlerin Parastou Forouhar im Dlf. Die Iraner würden unsicher in die Zukunft blicken. Angst vor dem Machtsystem und vor Sanktionen sei ein ständiger Begleiter.

Parastou Forouhar im Gespräch mit Benedikt Schulz |
    Die iranische Konzeptkünstlerin Parastou Forouhar
    Angst sei für die Menschen in Iran ein ständiger Begleiter, meint die iranische Künstlerin Parastou Forouhar, deren Eltern 1998 in Teheran ermordet wurden (picture alliance / dpa / Ismael Herrero)
    Das Atomabkommen, dass 2015 zwischen dem Iran und den fünf permanenten Mitglieder des UN-Sicherheitsrates China, Frankreich, Großbritannien, Russland und USA sowie Deutschland getroffen wurde, sei von den Menschen in Iran mit großen Hoffnungen verbunden gewesen, sagte die Künstlerin Parastou Forouhar im Dlf. Vor allem auf wirtschaftlicher Ebene habe man große Hoffnungen daran gesetzt, dass die Öffnung die wirtschaftliche Lage der Menschen verbessere.
    Versprechen nicht eingehalten
    Allerdings seien diese Hoffnungen nicht erfüllt worden. Es habe keine Verbesserung der wirtschaftlichen Lage gegeben - eher umgekehrt: Es sei sogar schlimmer geworden. Die Armut sei größer geworden, große Teile der Mittelschicht seien abgerutscht und die untere Mittelschicht sei richtig verarmt.
    Die Menschen hätten die Hoffnung verloren. Sie hätten gemerkt, dass zwar nach außen eine Fassade gewahrt worden sei, nach innen aber seien die Versprechen nicht eingehalten worden.
    Proteste blutig niedergeschlagen
    Dagegen habe es in den letzten Jahren, vor allem 2017, immer wieder Protestaktionen gegeben. Diese Proteste seien dann immer wieder blutig niedergeschlagen worden. Dieses Hin und Her fordere einen sehr großen Preis von der Zivilgesellschaft.
    Dazu komme, dass die iranische Regierung nicht nur Zensur in Nachrichten übe, sondern auch in sozialen Netzwerken, sagte Forouhar. Mittlerweile fühle sich die Gesellschaft aber auch von außen bedroht, was sie noch hilfsloser mache.
    Angst ist allgegenwärtig
    Die Menschen würden sehr unsicher in die Zukunft blicken. Angst sei ein ständiger Begleiter: vor allem die Angst vor dem Machtsystem des Iran und die Angst vor Sanktionen.
    Es sei zwar richtig von den Europäern, den Methoden von US-Präsident Donald Trump Paroli zu bieten, der das Abkommen mit Iran aufgekündigt hat, allerdings müsse Europa genau hinschauen, ob die aktuelle Regierung ihre Versprechungen in Bezug auf die Menschenrechte in Iran tatsächlich hält.