Ein Konzertflügel schwebt heran, dreht sich schwerelos in der Luft und wächst dabei ins Riesenhafte, der Blick taucht tief ein in den Resonanzboden, die Saiten und Hämmer schwingen im Takt zu einer Mischung aus Liszts Klavierkonzert und Dubstep-Rhythmen. Die symmetrische Hoffassade des klassizistischen Stadtschlosses Weimar und die Tastatur des Instruments verschmelzen miteinander, und plötzlich scheint sich die Fassade selbst in einer virtuosen Animation aus architektonischen und ornamentellen Elementen aufzulösen – sie klappt auf, dreht, dehnt und biegt sich in einer wilden Abfolge aus geometrischen und figürlichen Formen, so dass das Auge seiner eigenen Wahrnehmung kaum traut. Video oder Projection Mapping nennt sich diese aufwendige Multimedia-Projektionstechnik, mit der sich nahezu jede Oberfläche in ein dynamisches 3-D-Videodisplay verwandeln lässt.
Mit spezieller Software können hochauflösende Bilder so gewölbt, gedehnt und immer wieder neu zusammengesetzt werden, dass sich gerade bei unregelmäßigen Oberflächen wie Hausfassaden die Bilder perfekt der Projektionsfläche anpassen und sie gewissermaßen durch Licht verwandeln. Die synästhetische Wucht dieses noch jungen Mediums ist auch beim Fassadenprojektionsfestival in Weimar gut zu erahnen, bei der sich im besten Fall die suggestive Kraft des Großbildkinos mit einer Prise subversiver Potenz von Street Art vereint. Im schlechtesten Fall freilich erzeugt man damit einfach bombastische Werbeflächen, die jedes Mega-Fassadenplakat verblassen lassen. Im Abspann der Projektionen bei diesem Weimarer Festival ist auch diese Variante zu besichtigen, wenn die Sponsoren ihre Werbefilme auf die Fassaden beamen lassen.
Der Berliner Stadtforscherin Anke von der Heide, die das Weimarer Festival koordiniert, geht es aber darum, eine neue Form der künstlerischen Intervention in den Stadtraum zu schaffen. Die Geschichte von Gebäuden kann man künstlerisch wiederaufleben lassen und zugleich mit einer ganz eigenen illusionistischen Ästhetik verfremden. Wichtig ist ihr, dass die Projektionen, auch wenn sie durchaus schön sein sollen, nicht einfach das Stadtbild sensualistisch überkleistern, sondern etwas offenlegen, gleichsam das Innere von Gebäuden nach außen kehren. Gerade in Weimars klassizistischer Beschaulichkeit könnte das ein guter Ansatz sein.
Exemplarisch gelingt es hier vor allem der österreichischen Künstlergruppe Media Apparat, die Fassade des Wittumspalais am Weimarer Theaterplatz in ein traumartiges Gebilde zu verwandeln, mit zahlreichen Anspielungen auf die Geschichte des Hauses. Herzogin Anna Amalia, die die mehr als 30 Jahre lang wohnte, erscheint als animierter Schattenriss einer geisterhaften Tänzerin in den farbig erleuchteten Fenstern, während Feuerwirbel den verheerenden Brand der Anna Amalia Bibliothek vor fast genau neun Jahren heraufbeschwören.
Geometrische Farbfelder erinnern daran, dass auch das Bauhaus hier zeitweilig Werkstätten unterhielt, aber zugleich fasziniert die Projektion durch ihre totale Verfremdung des Gebäudes. Anke von der Heide weiß, dass ohne die speziell komponierte Musik diese Technik vermutlich nur halb so wirkungsvoll wäre. Und an spontane Interventionen ist bei dieser aufwendigen Technik leider kaum zu denken. Sie braucht lange Vorbereitungszeiten und müsste vor der Aufführung immer erst von den Stadtvätern genehmigt werden. Ein klarer Nachteil, wenn auch wirklich unangenehme Geschichte wiederaufleben sollte.
Mit spezieller Software können hochauflösende Bilder so gewölbt, gedehnt und immer wieder neu zusammengesetzt werden, dass sich gerade bei unregelmäßigen Oberflächen wie Hausfassaden die Bilder perfekt der Projektionsfläche anpassen und sie gewissermaßen durch Licht verwandeln. Die synästhetische Wucht dieses noch jungen Mediums ist auch beim Fassadenprojektionsfestival in Weimar gut zu erahnen, bei der sich im besten Fall die suggestive Kraft des Großbildkinos mit einer Prise subversiver Potenz von Street Art vereint. Im schlechtesten Fall freilich erzeugt man damit einfach bombastische Werbeflächen, die jedes Mega-Fassadenplakat verblassen lassen. Im Abspann der Projektionen bei diesem Weimarer Festival ist auch diese Variante zu besichtigen, wenn die Sponsoren ihre Werbefilme auf die Fassaden beamen lassen.
Der Berliner Stadtforscherin Anke von der Heide, die das Weimarer Festival koordiniert, geht es aber darum, eine neue Form der künstlerischen Intervention in den Stadtraum zu schaffen. Die Geschichte von Gebäuden kann man künstlerisch wiederaufleben lassen und zugleich mit einer ganz eigenen illusionistischen Ästhetik verfremden. Wichtig ist ihr, dass die Projektionen, auch wenn sie durchaus schön sein sollen, nicht einfach das Stadtbild sensualistisch überkleistern, sondern etwas offenlegen, gleichsam das Innere von Gebäuden nach außen kehren. Gerade in Weimars klassizistischer Beschaulichkeit könnte das ein guter Ansatz sein.
Exemplarisch gelingt es hier vor allem der österreichischen Künstlergruppe Media Apparat, die Fassade des Wittumspalais am Weimarer Theaterplatz in ein traumartiges Gebilde zu verwandeln, mit zahlreichen Anspielungen auf die Geschichte des Hauses. Herzogin Anna Amalia, die die mehr als 30 Jahre lang wohnte, erscheint als animierter Schattenriss einer geisterhaften Tänzerin in den farbig erleuchteten Fenstern, während Feuerwirbel den verheerenden Brand der Anna Amalia Bibliothek vor fast genau neun Jahren heraufbeschwören.
Geometrische Farbfelder erinnern daran, dass auch das Bauhaus hier zeitweilig Werkstätten unterhielt, aber zugleich fasziniert die Projektion durch ihre totale Verfremdung des Gebäudes. Anke von der Heide weiß, dass ohne die speziell komponierte Musik diese Technik vermutlich nur halb so wirkungsvoll wäre. Und an spontane Interventionen ist bei dieser aufwendigen Technik leider kaum zu denken. Sie braucht lange Vorbereitungszeiten und müsste vor der Aufführung immer erst von den Stadtvätern genehmigt werden. Ein klarer Nachteil, wenn auch wirklich unangenehme Geschichte wiederaufleben sollte.