Zwei Stunden pro Woche – immerhin. In der Berufsschule im schwäbischen Nördlingen zählt Künstliche Intelligenz bereits als Unterrichtsfach, wenn auch nur im Modellprojekt. Im Vordergrund steht dabei aber nicht kompliziertes Programmieren, sondern klar der praktische Einsatz.
Die Schülerinnen und Schüler müssten hauptsächlich erst einmal wissen, was Daten eigentlich genau sind, und die Schritte kennen, um aus diesen Wissen zu erlangen, erläutert Schulleiter Rainer Eberle.
Auf den immer häufiger digital vernetzten Baustellen können Maschinen mittlerweile problemlos mit Messdaten automatisiert arbeiten, die direkt aus Architektur- und Vermessungsbüros eingespeist werden – per WLAN oder USB-Stick. Die Schülerinnen und Schüler, die den KI-Unterricht in Nördlingen besuchen, sind Mechatroniker, Maurer, Bautechniker und Elektroniker. Um Daten beruflich zu nutzen, brauche man kein Studium, ist Eberle überzeugt:
"Es gibt inzwischen am Deutschen Forschungsinstitut für KI über 40 Kurse, die die Künstliche Intelligenz erklären, und zwar auf jedem Niveau."
"Es gibt inzwischen am Deutschen Forschungsinstitut für KI über 40 Kurse, die die Künstliche Intelligenz erklären, und zwar auf jedem Niveau."
Wo kommt KI konkret zum Einsatz?
Es gibt zum Beispiel spezielle KI-Kameras, wie auch Beatrice Zenk weiß, die ihre Ausbildung bei einem Autozulieferer absolviert hat. "Diese Kamera fährt dann unter ein Bauteil und lernt selbst, wo ein Fehler sein könnte, ob es Ausschuss ist oder ob das Teil für gut befunden wird."
KI im Handwerk mit Bedacht einsetzen
Die allgemeine Hoffnung in die Künstliche Intelligenz scheint groß. "Dennoch müssen wir aufpassen, wo wir KI einsetzen und warum", sagt Norbert Huchler vom Institut für sozialwissenschaftliche Forschung in München. Der Arbeitssoziologe forscht zum Zusammenspiel von Mensch und Maschine und betont, dass natürlich besonders das Handwerk von den speziellen Kompetenzen des Menschen profitiere – "vom Gespür und vom Einfühlungsvermögen in den Gegenstand" – und sich gerade dadurch von der maschinellen Produktion unterscheide.
Dennoch gebe es Bereiche, in denen der Einsatz Künstlicher Intelligenz im Handwerk durchaus sinnvoll sein könne – vor allem im administrativen Bereich, sagt Huchler. Wahrscheinlich würden sich die Handwerker besonders über die Entlastung von Dokumentationspflichten der ganzen Büroarbeit freuen – z.B. in den Bereichen Beschaffung, Dokumentation von Nachweispflichten oder Lagerbestände. "Diese Arbeiten finden in kleineren Betrieben vor allem am Wochenende statt."
Bei der eigentlichen handwerklichen Arbeit brauche es aber vor allem mehr intelligente Werkzeuge, sagt Huchler – "und die müssen auf die jeweilige Tätigkeit zugeschnitten und vor allem nützlich sein und die Kompetenzen der Handwerker in den Mittelpunkt stellen und nicht ersetzen."
So können bereits heute spezielle Scanner oder auch der Einsatz von Augmented Reality zum Ausmessen von Räumen helfen. Weitere Beispiele, die zumindest teilweise in der handwerklichen Praxis angekommen sind, sind sogenannte Coboter oder auch Jaibots. Coboter sind Industrieroboter, die mit Menschen zusammenarbeiten und etwa beim Lackieren oder Kleben komplizierter Teile helfen.
Eine Weiterentwicklung dieser Cobots ist der Jaibot, der bei komplizierten Bohrungen über Kopf an der Decke per Baustellen-Cloud und Datenübertragung die Löcher alleine bohrt.
Wird künstliche Intelligenz irgendwann einmal vollständig echte Handwerker ersetzen können? Nein, glaubt zumindest Arbeitssoziologe Norbert Huchler. Schließlich sei kein Handwerkseinsatz wie der andere: Kundenwünsche könnten sich noch vor Ort sehr spontan ändern oder die Materialien seinen plötzlich anders als erwartet.
Quellen: Susanne Lettenbauer, Dlf, JMA