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Kür der Exzellenz-Universitäten
Entscheidung im Wettstreit um Millionen an Fördergeldern

Der Titel Exzellenz-Universität ist bei den Hochschulen heiß begehrt. Denn es sind Millionen an Fördergeldern damit verbunden. Dieses Mal ist die Entscheidung auch deswegen so wichtig, weil sie die Hochschullandschaft vermutlich für lange Zeit prägen wird.

Von Christiane Habermalz | 19.07.2019
Totale des Hauptgebäudes der RWTH Aachen
Auch die RWTH Aachen bewirbt sich als Exzellenz-Universität. Von 19 Bewerbern werden aber nur elf ausgewählt. (imago /imago images / Joko)
Die Anspannung ist groß an den deutschen Hochschulen. Wenn heute Nachmittag die Entscheidung verkündet wird, wer das Rennen gemacht hat, heißt es Top oder Flop: Entweder man trägt den begehrten Elite-Titel nach Hause, oder das monatelange Schreiben von Anträgen und Zukunftskonzepten war umsonst. 17 Universitäten und zwei Universitätsverbünde haben sich beworben – nur maximal elf können es werden. Es geht auch um Millionen an Fördergeld, aber vor allem um Ruhm und Ehre – und um internationale Sichtbarkeit. Bundesforschungsministerin Anja Karliczek formuliert den Anspruch:
"Wir wollen forschungs- und entwicklungstechnisch wieder an die Spitze kommen. Wir haben lange Jahre erlebt, dass die Forscher gerne ins Ausland gegangen sind, und wenn wir unseren Wohlstand halten wollen, brauchen wir Spitzenforschung in Deutschland."
Voraussetzung für die Bewerbung war das erfolgreiche Einwerben von mindestens zwei Exzellenz-Clustern – bei Universitätsverbünden mindestens drei – in der ersten Wettbewerbsrunde im Herbst vergangenen Jahres. Einige der jetzigen Elite-Unis* haben das nicht geschafft und sind deswegen schon aus dem Rennen. Andere, die bisher nicht dabei waren, wie Bonn oder Freiburg, machen sich Hoffnung.
Zementierung einer Zwei-Klassen-Hochschullandschaft?
Dieses Mal ist die Entscheidung auch deswegen so wichtig, weil sie die Hochschullandschaft für lange Zeit prägen wird. Wer jetzt Elite-Uni wird, behält den Status für sieben Jahre und wahrscheinlich auch darüber hinaus. 2026 findet zwar eine Evaluation statt, aber ein Abstieg in die zweite Liga ist nur noch möglich, wenn die Hochschule ihre Qualität nachweislich nicht halten konnte. Die endgültige Zementierung einer Zwei-Klassen-Hochschullandschaft, so Kritiker – auf der anderen Seite steht: Planungssicherheit und bessere Karten bei der Anwerbung von Top-Forschern aus der ganzen Welt.
Mit der Spitze der Welt mitzuhalten, bleibe dennoch illusorisch, erklärt Peter Gaethgens, früherer Präsident der Hochschulrektorenkonferenz, der die Exzellenzinitiative unter der damaligen SPD-Bundesbildungsministerin Edelgard Bulmahn 2006 mit aus der Taufe hob.
"Schon deswegen, weil die Universitäten, die das international wirklich sind, mit denen man sich da ständig vergleicht, Harvard und Stanford, die haben 150 Jahre gebraucht um in diesen Zustand zu kommen und sie haben das zehn- bis 20- bis 30fache des Finanzvolumens zur Verfügung gehabt. Also das ist eine vollkommene Unvergleichbarkeit mit dem deutschen System, die ihre Stärke in der Breite hatten."
Eine überraschend große Wirkung
Der Wettbewerb um Fördermittel und Exzellenz hat dennoch funktioniert: Mit relativ wenig Geld ist eine überraschend große Wirkung erzielt worden. An den Exzellenz-Universitäten und in den Forschungsclustern wurde deutlich mehr publiziert, mehr kooperiert, mehr patentiert. Und auch das System als Ganzes habe profitiert, so die Bilanz von CDU-Ministerin Karliczek.
"Diese Dynamik, die daraus entsteht, das ist ja für uns das Wichtige. Dass die, die jetzt nicht gewonnen haben, zum Beispiel, in der nächsten Phase sagen werden, wie strengen uns noch mal ein bisschen mehr an, und daraus entsteht Exzellenz."
Wissenschaftler müssten mittlerweile allerdings mehr Zeit in das Schreiben von Anträgen investieren als in die Forschung selbst, so die Klage an den Hochschulen. Und: Die Qualität der Lehre bleibe bei der Exzellenz-Bewertung außen vor. An die jetzt gekürten Exzellenz-Universitäten sollen jährlich 148 Millionen Euro fließen – aufgeteilt auf die elf Sieger. Drei Viertel davon zahlt der Bund, der Rest das Bundesland, in dem die Elite-Uni ihren Sitz hat. Insgesamt 200 internationale Wissenschaftler waren an der Bewertung und Begutachtung der Anträge beteiligt. Die letzte Entscheidung aber trifft die sogenannte Expertenkommission: ein Gremium aus 39 Fachleuten und den Wissenschaftsministern der Länder und des Bundes.
*Anm. d. Red.: In einer ursprünglichen Fassung hatten wir berichtet, dass die Universität Köln nicht mehr im Rennen für die Exzellenz-Universitäten ist. Das ist jedoch nicht der Fall."