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Kultivierter Steinzeitmensch

Paläontologie. - 150 Jahre ist es her, dass Arbeiter in einer Höhle im Neandertal bei Düsseldorf in einer Lehmschicht seltsame Knochen herausholten und den Hang hinab warfen. Das hätte das Ende des Neandertalerfunds sein können, wenn nicht die Besitzer des Steinbruchs, Wilhelm Beckershoff und Wilhelm Pieper, aufgetaucht wären.

Von Dagmar Röhrlich |
    Pünktlich zum Jubiläum hat der Campus Verlag ein Buch über unseren eiszeitlichen Verwandten herausgebracht, in dem der Autor Dirk Husemann die Geschichte dieses spektakulären Fundes erzählt und den historischen Streit beschreibt, dessen Gegenstand der Neandertaler war. Dessen ganze Brisanz 1859 wurde deutlich, drei Jahre nach dem Skelettfund, als Charles Darwin seine Theorie über die Entstehung der Arten veröffentlichte. Eine Verwandtschaft von Menschen und Affen schien in der damaligen Zeit absurd. Ausgehend von diesem Wissen des 19. Jahrhunderts entwirft Husemann ein modernes Bild vom Neandertaler: Er räumt auf mit dem Vorurteil vom grobschlächtigen und Keulen schwingenden Urmenschen und zeichnet das Bild eines intelligenten Jägers, der es verstand, es sich in seiner kalten Umwelt so gemütlich wie möglich zu machen.

    Das Buch ist sehr unterhaltsam und anekdotenreich geschrieben. Leider beschleicht den Leser hin und wieder das Gefühl, dass der Autor nicht nur ausführlich und genüsslich die Umstände schildert, die zu den Irrtümern vergangener Zeiten geführt haben, sondern sich durchaus auch selbst in einem Geflecht aus Wissen, Glauben, Annahmen und Interpretationen verfängt, sobald er sein Lieblingsfeld verlässt, den Neandertaler. Zudem haben sich in den kurzen Abschnitten über Geologie, Erdgeschichte und Paläontologie Fehler eingeschlichen.

    Dirk Husemann: Die Neandertaler - Genies der Eiszeit
    ISBN: 3-593-37642-3
    Campus Verlag, 263 Seiten, 24,90 Euro