Jetzt sind es also doch 27 Jahre geworden. Und Laura Palmer, die berühmteste Leiche der amerikanischen Fernsehgeschichte, hat mit ihrer Prophezeiung an FBI-Agent Dale Cooper nicht ganz Recht behalten, als sie bereits in der dritten Folge von Twin Peaks anno 1990 mit bizarr verzerrter Stimme ein schauriges Versprechen gab:
"I'll see you again in 25 years!"
Es war so schön schrecklich im Bergstädtchen Twin Peaks, wo alles mit einer einfachen Mord-Ermittlung begann. Und jetzt kehren wir also zurück nach, nun ja, 27 Jahren. Gealtert wie die Diner-Schönheit Shelly oder der tollpatschige Hilfssheriff Andy – und natürlich FBI-Agent Cooper, damals mit Föhnfrisur und jugendlichem Esprit, heute mit grauen Schläfen und Falten:
"So was hat man noch nie im Fernsehen oder auch im Film gesehen, das wird wie ein Erdbeben."
Sagt Schauspieler Kyle MacLachlan, der erneut den FBI Agent Cooper mimt, bei Talkmaster Jimmy Fallon. Es sind die einzigen wenigen Informationen, die man vorab überhaupt bekommt – und die den Mythos befeuern.
Guter Kaffee und Übersinnliches
Eine Sache könne er verraten, es gibt wieder verdammt guten Kaffee, sagt MacLachlan noch. Guter Kaffee, Kirschkuchen, zur Schau gestellte Gemütlichkeit – das war schon immer essenziell in Twin Peaks. In einem Idyll unter dem plötzlich der Abgrund aufreißt: Lüge, Verrat, Drogen, Prostitution, Dämonen und übersinnliche Ereignisse. Eine Welt, die es vorher nicht gab, meint Filmexperte Robert Fischer:
"Einerseits folgt die Serie den Regeln der Soap Operas, ein gewisses Personal von Figuren wird einem näher gebracht und je mehr man von ihnen erfährt umso lieber werden sie einem. Und dann kommen die zwei Elemente, die nicht jede Soap Opera hat: das Rätselhafte, Unheimliche, Bedrohende und das Skurrile, Lustige, Absurde. Diese Mischung macht Twin Peaks aus."
Und Regisseur David Lynch weiß sein Serienuniversum - damals wie heute - in jederlei Hinsicht zu inszenieren. Kein Preview-Material, keine Interviews, keine Plothinweise. Stattdessen ein einminütiges Teaser-Video, in dem kurze unscharfe Sequenzen mit ein paar bekannten und einigen unbekannten Gesichtern verschnitten sind, darunter auch "The Master Himself" Lynch als FBI-Chef Gordon Cole. Und sofort ist es wieder da, dieses Twin-Peaks-Gefühl.
Der Mythos lebt wieder auf
Lynch hält die Fäden in der Hand, wie bei seinen besten Filmen, Mullholland Drive oder Blue Velvet. In allen 18 Folgen hat er, so hört man, Regie geführt und knallhart über das Budget und den Final Cut verhandelt, zwischenzeitlich verkündete er sogar seinen Ausstieg, die Fortsetzung stand ganz auf der Kippe, ehe die Produzenten vom US-Sender Showtime einlenkten.
Und was kann man nun erwarten? Ein Buch von Co-Autor Mark Frost gibt Hinweise auf eine neue FBI-Agentin, auf Aliens und unheimliche Waldmenschen. Der Cast verrät: Sheryl Lee als Mordopfer Palmer spielt eine – wie auch immer geartete – lebende Rolle. Klar ist, das Umfeld, der Serienmarkt hat sich im Vergleich zu den neunziger Jahren komplett gewandelt:
"So wie Twin Peaks die Fernsehlandschaft 1990 für immer verändert hat, wird es die Serie heute möglicherweise schwer haben gegen die Konkurrenz, die sich immer auf Twin Peaks bezogen hat, jetzt selber anzutreten."
"It is happening again!"
Mit jedem neuen kryptischen Satz steigen die Erwartungen, lebt der Mythos wieder auf. Wer Lynch kennt, weiß, dass höchstens ein Bruchteil der vielen offenen Fragen beantwortet werden dürfte. Und ist das nicht der eigentliche Clou? Worte, Erklärungen, Lösungen greifen in diesem Universum viel zu kurz.