Man kann ihn sich gut auch an einer Universität vorstellen: als hoch gewachsenen 50-jährigen Philosophie-Professor - mit der randlosen Brille, dichtem, etwas krausem Haar und einem robusten Sakko über dem sportlichen Pullover. Einer, der in langen Sätzen spricht, gern Wörter verschluckt – aber am Ende doch immer wieder den Bogen hinbekommt. Für Bernd M. Scherer stand eines eigentlich schon auf dem Gymnasium fest: Er wollte eine akademische Laufbahn einschlagen und Professor werden. Nach dem Philosophie-Studium in Saarbrücken – nahe seinem Heimatdorf – folgte die Promotion. Eigentlich verlief alles nach Plan – hätte sich ziemlich unerwartet nicht noch ein anderer Wunsch geregt
" Was ich während meines Studiums feststellte und das hat auch mit dazu beigetragen zu sagen, ich unterbreche jetzt mal diesen akademischen Lebensweg, war dass ich den Eindruck hatte, mit 25, 26 Jahren, dass ich ein hervorragendes theoretisches Wissen hatte, aber über die Grenzen des Saarlandes hinaus noch nicht sehr viel gesehen hatte, und eine Diskrepanz an Lebenserfahrung gleichzeitig da war und auch so das Interesse zu gucken, wie sieht es im richtigen Leben aus. "
Nach diesem "richtigen Leben" suchte er zunächst einmal in den USA - mit einem einjährigen Stipendium, allerdings weiterhin an der Uni. Noch fehlten andere konkrete Ideen. Über einen Freund erfuhr er dann überhaupt erst von der Arbeit der Goethe-Institute im Ausland, von ihrer Vermittlung deutscher Kultur auf allen Kontinenten. Er bewarb sich, wurde genommen und verbrachte erste Goethe-Lehrjahre in Düsseldorf, bevor er mit seiner Frau und zwei kleinen Töchtern als Leiter des Instituts in Karatschi nach Pakistan zog.
"Als ich zu Goethe ging, gab es zwei Interessen: Die eine war von der Philosophie her motiviert, das war Indien. Und die andere war von der Literatur her motiviert – das war Lateinamerika und ich guckte 1989 als meine Versetzung anstand, wollte ich eigentlich nach Indien. Zu dem Zeitpunkt war aber in Indien kein Institut frei. Und dann fragte man mich: Willst Du nicht nach Pakistan, nach Karatschi? Von dem ich zu dem Zeitpunkt - das war auch wieder so eine Situation – überhaupt keine Vorstellung hatte, was da sein könnte, ich war auch nie in Asien davor, muss ich sagen. "
Auch vom Haus der Kulturen der Welt wusste er kaum etwas, als man ihm 1994 hier eine Stelle anbot. Als Abteilungsleiter für Wissenschaft und Literatur und stellvertretender Generalsekretär prägte er das Haus dann jedoch entscheidend mit: hin zu mehr Theorie im Programm.
Danach zog es ihn wieder ins Ausland. Fünf Jahre leitete er das Goethe-Institut in Mexiko, blieb von dort aus aber in engem Austausch mit dem Haus der Kulturen der Welt. So half er mit seinen Kontakten vor Ort, das Mexiko-Festival MexArtes zu organisieren. Nun kehrt er zurück zur Schwangeren Auster: Diesmal mit dem Ziel ihren Ruf als Begegnungsstätte zu stärken: Nicht nur sollen hier internationale Künstler und Intellektuelle untereinander und mit dem Berliner Publikum zusammentreffen, auch die so verschiedenen Berliner Szenen sollen sich an diesem Ort zunehmend mischen
"Was ich nicht möchte, ist, dass wir ein Haus werden nur für die communities nicht deutscher Herkunft, weil das würde diesen Diskurs isolieren. Was ich möchte ist, dass diese Communities sich begegnen hier mit der Mehrheitsgesellschaft und genau in dieser Schnittstellenfunktion seh ich eine zentrale Funktion des Hauses, also auch eingefrorene oder bestehende Grenzen zu öffnen über Begegnungsprojekte. Die nicht in dem Sinne populär seicht sind, dass man sich anbiedert ans Publikum, sondern die wirklich aus diesem ganz klaren konzeptionellen Interessen heraus entwickelt werden. "
Um gesellschaftliche Entwicklungen im Heimatland besser oder ganz neu einordnen zu können – dabei können lange Auslandsaufenthalte helfen. Scherer hat das bereits nach seiner Rückkehr aus Pakistan wahrgenommen.
"Die Arbeit dann in Berlin hatte fast so etwas wie Auslandsarbeit für mich. Und dieses Spannungsverhältnis zu Deutschland in diesem Rhythmus zu behalten fand ich im Nachhinein als äußerst interessant. Immer wieder in dieser Innen-Außen-Perspektive zu arbeiten und damit konfrontiert zu sein in der Arbeit. "
Ob er in diesem Rhythmus weiterleben will – das verrät Scherer nicht. Aber erstmal will er jetzt samt seinem "fremden Blick" richtig ankommen in Berlin – im Haus der Kulturen der Welt.
" Was ich während meines Studiums feststellte und das hat auch mit dazu beigetragen zu sagen, ich unterbreche jetzt mal diesen akademischen Lebensweg, war dass ich den Eindruck hatte, mit 25, 26 Jahren, dass ich ein hervorragendes theoretisches Wissen hatte, aber über die Grenzen des Saarlandes hinaus noch nicht sehr viel gesehen hatte, und eine Diskrepanz an Lebenserfahrung gleichzeitig da war und auch so das Interesse zu gucken, wie sieht es im richtigen Leben aus. "
Nach diesem "richtigen Leben" suchte er zunächst einmal in den USA - mit einem einjährigen Stipendium, allerdings weiterhin an der Uni. Noch fehlten andere konkrete Ideen. Über einen Freund erfuhr er dann überhaupt erst von der Arbeit der Goethe-Institute im Ausland, von ihrer Vermittlung deutscher Kultur auf allen Kontinenten. Er bewarb sich, wurde genommen und verbrachte erste Goethe-Lehrjahre in Düsseldorf, bevor er mit seiner Frau und zwei kleinen Töchtern als Leiter des Instituts in Karatschi nach Pakistan zog.
"Als ich zu Goethe ging, gab es zwei Interessen: Die eine war von der Philosophie her motiviert, das war Indien. Und die andere war von der Literatur her motiviert – das war Lateinamerika und ich guckte 1989 als meine Versetzung anstand, wollte ich eigentlich nach Indien. Zu dem Zeitpunkt war aber in Indien kein Institut frei. Und dann fragte man mich: Willst Du nicht nach Pakistan, nach Karatschi? Von dem ich zu dem Zeitpunkt - das war auch wieder so eine Situation – überhaupt keine Vorstellung hatte, was da sein könnte, ich war auch nie in Asien davor, muss ich sagen. "
Auch vom Haus der Kulturen der Welt wusste er kaum etwas, als man ihm 1994 hier eine Stelle anbot. Als Abteilungsleiter für Wissenschaft und Literatur und stellvertretender Generalsekretär prägte er das Haus dann jedoch entscheidend mit: hin zu mehr Theorie im Programm.
Danach zog es ihn wieder ins Ausland. Fünf Jahre leitete er das Goethe-Institut in Mexiko, blieb von dort aus aber in engem Austausch mit dem Haus der Kulturen der Welt. So half er mit seinen Kontakten vor Ort, das Mexiko-Festival MexArtes zu organisieren. Nun kehrt er zurück zur Schwangeren Auster: Diesmal mit dem Ziel ihren Ruf als Begegnungsstätte zu stärken: Nicht nur sollen hier internationale Künstler und Intellektuelle untereinander und mit dem Berliner Publikum zusammentreffen, auch die so verschiedenen Berliner Szenen sollen sich an diesem Ort zunehmend mischen
"Was ich nicht möchte, ist, dass wir ein Haus werden nur für die communities nicht deutscher Herkunft, weil das würde diesen Diskurs isolieren. Was ich möchte ist, dass diese Communities sich begegnen hier mit der Mehrheitsgesellschaft und genau in dieser Schnittstellenfunktion seh ich eine zentrale Funktion des Hauses, also auch eingefrorene oder bestehende Grenzen zu öffnen über Begegnungsprojekte. Die nicht in dem Sinne populär seicht sind, dass man sich anbiedert ans Publikum, sondern die wirklich aus diesem ganz klaren konzeptionellen Interessen heraus entwickelt werden. "
Um gesellschaftliche Entwicklungen im Heimatland besser oder ganz neu einordnen zu können – dabei können lange Auslandsaufenthalte helfen. Scherer hat das bereits nach seiner Rückkehr aus Pakistan wahrgenommen.
"Die Arbeit dann in Berlin hatte fast so etwas wie Auslandsarbeit für mich. Und dieses Spannungsverhältnis zu Deutschland in diesem Rhythmus zu behalten fand ich im Nachhinein als äußerst interessant. Immer wieder in dieser Innen-Außen-Perspektive zu arbeiten und damit konfrontiert zu sein in der Arbeit. "
Ob er in diesem Rhythmus weiterleben will – das verrät Scherer nicht. Aber erstmal will er jetzt samt seinem "fremden Blick" richtig ankommen in Berlin – im Haus der Kulturen der Welt.