Vor 90 Jahren hat Walter Benjamin schon angemerkt, dass das Schauspiel des Flanierens, das absichtslose Spazieren, das Weltwahrnehmen, Sinnieren, Betrachten, ins 19. Jahrhundert gehöre. Aber dann hat er doch das Loblied des Flaneurs gesungen. Ein männliches Lied, geschrieben von einem weißen, heterosexuellen Mitteleuropäer.
Andere Perspektive auf Städte
"Ein weibliches Pendant dazu gibt es so nicht", merkte die Schriftstellerin Özlem Özgül Dündar im Dlf an, die zusammen mit Lea Sauer das Buch "Flexen. Flâneusen* schreiben Städte" herausgegeben hat. Nur wenige Frauen hätten in der Vergangenheit über Städte geschrieben.
Wir haben noch länger mit Özlem Özgül Dündar und Lea Sauer gesprochen -
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"Wir haben festgestellt, dass Frauen einen tagtäglichen Kampf mit der Stadt aufnehmen", sagten die beiden Autorinnen. Flanieren sei für Männer eine Selbstverständlichkeit, als Frau dagegen werde man besonders wahrgenommen. Wer 'anders' aussehe, der werde marginalisiert. Die Anthologie "Flexen. Flâneusen* schreiben Städte" präsentiert dagegen andere Perspektiven auf Städte, geschrieben und erlebt von Frauen*, People of Color oder queeren Menschen.
Äußerungen unserer Gesprächspartner geben deren eigene Auffassungen wieder. Der Deutschlandfunk macht sich Äußerungen seiner Gesprächspartner in Interviews und Diskussionen nicht zu eigen.
Özlem Özgül Dündar / Ronya Othmann / Mia Göhring / Lea Sauer (Hg.): "FLEXEN. Flâneusen* schreiben Städte"
Verbrecher Verlag Berlin, 2019. 272 Seiten, 18 Euro.
Verbrecher Verlag Berlin, 2019. 272 Seiten, 18 Euro.