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Kultur trotz(t) Corona
Das Goethe-Institut in New York: Digitale und analoge Impulse

New York ist nicht zuletzt wegen seiner lebendigen Kulturszene für viele Menschen ein Sehnsuchtsort. Die Corona-Krise hat die Stadt schwer getroffen. Dennoch besitze sie eine "Energie, die sogar in der Krise spürbar ist", meint der neue Leiter des Goethe-Instituts, Jörg Schumacher im Dlf.

Jörg Schumacher im Gespräch mit Doris Schäfer-Noske |
Goethe-Institut New York
Goethe-Institut New York (©Eduard Hueber/archphoto)
Seit März dieses Jahres sind viele Kulturinstitutionen wie Kinos und Theater in New York geschlossen, nur Museen empfangen noch in begrenztem Maße Besucher. Auch das Goethe-Institut in New York musste seine Pforten schließen. Als Jörg Schumacher Anfang Mai seinen neuen Posten als Leiter des Instituts antrat, waren Videokonferenzen bereits an der Tagesordnung, viele seiner Kollegen hat er persönlich noch immer nicht kennengelernt.
Die sonst gut gefüllten Klassenzimmer, in denen Deutschkurse stattfinden, stehen seit Monaten leer. Trotzdem sei es erstaunlich, meint Schumacher, dass offenbar das Interesse am Deutschlernen gestiegen sei. Im letzten Jahr haben etwa 1.500 New Yorker den Deutschunterricht des Goethe-Instituts besucht. Dieses Jahr waren in den Online-Kursen 2.000 Teilnehmer.
Mehr Reichweite durch Online-Angebote
"Wir gewinnen über digitale Veranstaltungen eine Reichweite und eine Verfügbarkeit von Programmen, die wir sonst so nicht haben, wenn wir nur an einem Ort in der Stadt sind", so Jörg Schumacher.
Ein Jogger läuft vor dem Eingang zum Metropolitan Museum auf der leeren Straße von New York (USA).
New Yorks Kulturszene - Der Druck ist groß Die Black-Lives-Matter-Proteste haben längst den New Yorker Kulturbetrieb erreicht: Offene Briefe prangern rassistische Strukturen in den großen Museen an und fordern Reformen. Doch die Kulturinstitutionen haben derzeit andere Sorgen.
Trotzdem gehören nicht-digitale Ereignisse, wie zum Beispiel Vorführungen deutscher Filme in einem Autokino in Brooklyn zu den Highlights seines ersten Jahres in New York.
Oft hört man in letzter Zeit, dass die goldenen Zeiten von New York nun endgültig vorbei seien. Auch in den amerikanischen Zeitungen wurde über dieses Thema zuletzt erbittert gestritten. Jörg Schumacher sieht zwar, dass die Kulturszene schwer getroffen ist, auch weil es finanzielle Unterstützung für Künstler nur in geringem Maße gibt. Er glaubt dennoch, dass sich New York erholt, denn die Stadt sei ständig im Wandel und besitze die Kraft und die Energie für einen Neuanfang.