Nein, eine Feigenblattveranstaltung soll das nicht werden. Dafür steht auch zu viel auf dem Spiel, wenn deutsche und italienische Historiker sich mit den Jahren zwischen September 1943 und Mai 1945 beschäftigen, als die Wehrmacht Italien besetzte und Widerstand blutig unterdrückte. Außerdem wurden Hunderttausende Arbeitskräfte nach Deutschland verschleppt, wo viele von ihnen ums Leben kamen. Der deutsche Botschafter in Rom Michael Steiner erläutert den Auftrag, den die beiden Regierungen der Historikerkommission auf den Weg gegeben haben:
"Das Mandat der Kommission ist, die Kultur der gemeinsamen Erinnerung sozusagen zu operationalisieren und Vorschläge zu machen, wie wir die Erinnerung an die gemeinsame Kriegsvergangenheit zwischen Deutschland und Italien wach halten können. Denn, wenn man das nicht wach hält, dann geht das verloren. Das muss man weitergeben an die junge Generation."
Fünf italienische Historiker unter Leitung des römischen Militärwissenschaftlers Mariano Gabriele und fünf deutsche Kollegen unter Federführung des Kölner Zeitgeschichtlers Wolfgang Schieder werden sich jetzt drei Jahre gemeinsam mit einer Zeit beschäftigen, die einerseits - was die Faktenlage angeht - bereits gut aufgearbeitet ist. Andererseits aber in den beiden Ländern jeweils verschieden wahrgenommen wird. Wolfgang Schieder:
"Wir haben hier aber noch eine neue Idee, und das ist die, dass wir nicht so sehr die Auseinandersetzung zwischen den deutschen Militärs und den italienischen untersuchen, sondern dass wir die Erfahrungen der Betroffenen untersuchen wollen: der Soldaten, der Kriegsgefangenen, der KZ-Häftlinge. Und dass wir diese Ebene in den Vordergrund stellen, weil das die Erinnerungen sind, die auch nach dem Krieg bei Millionen von Menschen weitergewirkt haben und bis heute weiter wirken."
Von einer gemeinsamen Erinnerung zu sprechen, wie es viele Politiker tun, ist angesichts der Gemengelage ziemlich gewagt. Erinnerung bleibt persönlich geprägt und ist notwendig verschieden. Dennoch bleibt Carlo Gentile, der in Köln lehrt aber zum italienischen Teil der Kommission gehört, optimistisch:
"Ich denke schon, dass es zum erheblichen Teil darauf ankommt, die bestimmten Formen der Erinnerung zu erkennen und auch zu präsentieren und auch zu begründen und verständlich zu machen für das Publikum und die Öffentlichkeit. Wenn es uns gelingt, auch zu einer gemeinsamen Sprache zu kommen, zu einer gemeinsamen Erinnerung dann um so besser."
Am Ende könnten gemeinsame Ausstellungen oder ein deutsch-italienisches Schulbuch stehen. Aufklärung jenseits aller juristischen Fachfragen tut dringend Not. Das unterstreicht noch einmal Botschafter Michael Steiner, denn
"nur dann kann es uns gelingen, zu diesem inneren Frieden zu kommen, auch zu diesem Seelenfrieden, der notwendig ist. Da ist noch immer etwas in den Eingeweiden unserer Völker, was noch nicht wirklich angesehen worden ist. Das ist notwendig und da soll die Kommission einen Beitrag leisten."
Die Villa Vigoni am Comer See, wo jetzt die zehn Historiker ihre Arbeit aufgenommen haben, ist dafür ein idealer Ort. Das deutsch-italienische Tagungs- und Forschungszentrum hat im gemeinsamen Kulturaustausch der vergangenen Jahre zu einer zentralen Stellung gefunden. Und ausgerechnet dieser herausragenden Kultureinrichtung droht zur Durchsetzung von Wiedergutmachungsansprüchen gegen Deutschland die Belastung mit einer Zwangshypothek.
"Das Mandat der Kommission ist, die Kultur der gemeinsamen Erinnerung sozusagen zu operationalisieren und Vorschläge zu machen, wie wir die Erinnerung an die gemeinsame Kriegsvergangenheit zwischen Deutschland und Italien wach halten können. Denn, wenn man das nicht wach hält, dann geht das verloren. Das muss man weitergeben an die junge Generation."
Fünf italienische Historiker unter Leitung des römischen Militärwissenschaftlers Mariano Gabriele und fünf deutsche Kollegen unter Federführung des Kölner Zeitgeschichtlers Wolfgang Schieder werden sich jetzt drei Jahre gemeinsam mit einer Zeit beschäftigen, die einerseits - was die Faktenlage angeht - bereits gut aufgearbeitet ist. Andererseits aber in den beiden Ländern jeweils verschieden wahrgenommen wird. Wolfgang Schieder:
"Wir haben hier aber noch eine neue Idee, und das ist die, dass wir nicht so sehr die Auseinandersetzung zwischen den deutschen Militärs und den italienischen untersuchen, sondern dass wir die Erfahrungen der Betroffenen untersuchen wollen: der Soldaten, der Kriegsgefangenen, der KZ-Häftlinge. Und dass wir diese Ebene in den Vordergrund stellen, weil das die Erinnerungen sind, die auch nach dem Krieg bei Millionen von Menschen weitergewirkt haben und bis heute weiter wirken."
Von einer gemeinsamen Erinnerung zu sprechen, wie es viele Politiker tun, ist angesichts der Gemengelage ziemlich gewagt. Erinnerung bleibt persönlich geprägt und ist notwendig verschieden. Dennoch bleibt Carlo Gentile, der in Köln lehrt aber zum italienischen Teil der Kommission gehört, optimistisch:
"Ich denke schon, dass es zum erheblichen Teil darauf ankommt, die bestimmten Formen der Erinnerung zu erkennen und auch zu präsentieren und auch zu begründen und verständlich zu machen für das Publikum und die Öffentlichkeit. Wenn es uns gelingt, auch zu einer gemeinsamen Sprache zu kommen, zu einer gemeinsamen Erinnerung dann um so besser."
Am Ende könnten gemeinsame Ausstellungen oder ein deutsch-italienisches Schulbuch stehen. Aufklärung jenseits aller juristischen Fachfragen tut dringend Not. Das unterstreicht noch einmal Botschafter Michael Steiner, denn
"nur dann kann es uns gelingen, zu diesem inneren Frieden zu kommen, auch zu diesem Seelenfrieden, der notwendig ist. Da ist noch immer etwas in den Eingeweiden unserer Völker, was noch nicht wirklich angesehen worden ist. Das ist notwendig und da soll die Kommission einen Beitrag leisten."
Die Villa Vigoni am Comer See, wo jetzt die zehn Historiker ihre Arbeit aufgenommen haben, ist dafür ein idealer Ort. Das deutsch-italienische Tagungs- und Forschungszentrum hat im gemeinsamen Kulturaustausch der vergangenen Jahre zu einer zentralen Stellung gefunden. Und ausgerechnet dieser herausragenden Kultureinrichtung droht zur Durchsetzung von Wiedergutmachungsansprüchen gegen Deutschland die Belastung mit einer Zwangshypothek.