In der Vergangenheit sei die PIS-Partei deshalb nur "halb erfolgreich" bei dem Versuch gewesen, die Geschichte des Landes umzudeuten. Zwar sei der liberale Gründungsdirektor des Museums des Zweiten Weltkriegs, Pawel Machcewicz*, von der Regierung abgesetzt und eine "sehr rechtslastige neue Direktion" eingesetzt worden. Damit habe die polnische PIS-Partei versucht, "das Patriotische, den polnischen Opfermythos" zu betonen. Der Leiter des Museums der Geschichte der Polnischen Juden ist bislang nicht neu berufen worden.** Und an der Spitze des Warschauer Nationalmuseums stehe nun ein "sehr konservativer Direktor".** Ob diese Versuche, andere geschichtliche Narrative zu schaffen, wirklich "auf die Empörung der Polen" durchschlügen, "das ist eine sehr viel komplexere Frage".
Anknüpfen am Ethos Solidarność
Deutschland und Polen blickten derzeit "mit einer gewissen Faszination" auf das jeweilige Nachbarland. Allein die Tatsache, dass die polnische Schriftstellerin Olga Tokarczuk auf einer Lesereise in Deutschland erfahren habe, dass sie den Nobelpreis gewonnen hat, zeige, wie groß das Interesse am jeweils anderen Land sei. Natürlich sei das jetzt eine andere Zeit als vor 30 Jahren - zu Zeiten der Solidarność-Bewegung. Aber es gebe den Versuch, am "Ethos Solidarność anzuknüpfen, Menschen aufzurufen, auf die Straßen zu gehen und ihren Protest zu äußern". Aber letztendlich seien das "Elitenbewegungen: Protest äußert sich stärker im Internet, in sozialen Medien", so Peter Oliver Loew im Dlf.
Äußerungen unserer Gesprächspartner geben deren eigene Auffassungen wieder. Der Deutschlandfunk macht sich Äußerungen seiner Gesprächspartner in Interviews und Diskussionen nicht zu eigen.
*) Name und Funktion korrigiert
**) Hier wurden in einer früheren Fassung zwei Sachverhalte zu einem vermischt. Das haben wir korrigiert.