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Tatort Shisha-Bar
"Die Thematisierung des Anderen"

Shisha-Bars stehen seit dem Anschlag in Hanau im öffentlichen Interesse. In Fernsehserien sind sie Orte, wo krumme Geschäfte gemacht werden. Im echten Leben dienten sie auch als Schutzraum vor „rassistischer Exklusion“, sagte Ethnologin Alexa Färber im Dlf.

Alexa Färber im Corsogespräch mit Susanne Luerweg |
Junger Mann raucht Wasserpfeife in der Shisha-Lounge der Bar CREAM in München
Eine Shisha Bar in München (imago / HRSchulz)
Die Ethnologin Alexa Färber beschäftigt sich in ihrer akademischen Arbeit mit Shisha-Bars, die ein diverses Publikum anziehen, so die Forscherin. Die Wasserpfeife verbindet nicht nur "Menschen mit Eltern aus dem Nahen Osten, sondern auch aus Russland". Es sei eine günstige Form des Konsums, die auch sozialen Austausch fördere: "Man teilt sich diese Wasserpfeifen", sagte Färber.
Schutzraum für Ausgeschlossene
Darüber hinaus fungieren Shisha-Bars als Schutzraum für Menschen, die andernorts wegen "rassistischer Exklusionskriterien" abgewiesen werden. "Wir haben zum Glück sehr viel darüber gehört, wie stark die Gefahr des Ausgeschlossenwerdens ist, und gerade bei jungen Leuten ist jede Form von Ausschluss verletzend und prägend. Man wird nach anderen Orten suchen, an denen man willkommen ist."
Wir haben noch länger mit Alexa Färber gesprochen - hören Sie hier die Langfassung des Corsogesprächs
Der westliche Blick auf die Wasserpfeife repräsentierte unter geschichtlichen Gesichtspunkten darüber hinaus auch immer eine Thematisierung des Anderen. In diesem Kontext sei es wichtig zu sehen, "welche Kriterien des Anderen werden eigentlich thematisiert und problematisiert, in dem man sich zum Beispiel als Politiker mit Wasserpfeifen-Cafés beschäftigt".
Treffen in Vielfalt
Alexa Färber betonte die Bedeutung, differenziert auf Wasserpfeifen-Cafés zu schauen und "eine Aufmerksamkeit dafür zu entwickeln, was sind die Orte, die als Selbstverortung wichtig sind und gleichzeitig eine besondere Qualität der Geselligkeit haben, und welche Ausschlusskriterien oder welche Schwellen und Hürden ergeben sich in dieser urbanen Geschmackslandschaft, in der sich junge, ältere Menschen im Grunde in einer Art von Vielfalt treffen wollen".
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