Der Neandertaler der französischen Künstlerin Elisabeth Daynès sieht fast wie ein Zeitgenosse aus, die Fellkleidung und die ausgepägten Gesichtszüge würden ihn wohl aber doch in einer heutigen Umgebung auffallen lassen, schmunzelt der Bonner Archäologe und Urgeschichtler am LVR-Landesmuseum, Ralf W. Schmitz. Die künstlerische Herangehensweise an den Neandertaler bewege sich "zwischen Forschung und künstlerischer Freiheit", Wissenslücken in der Forschung habe Elisabeth Daynès als Inspiration genutzt.
Umbau für mehr als sieben Millionen Euro
Der so präsentierte Eiszeit-Mensch ist eines der Highlights zur Neueröffnung des LVR-Landesmuseums in Bonn, das dieses Jahr sein 200-jähriges Bestehen feiert. Das Haus war sechs Monate geschlossen, der erste Umbauabschnitt kostete siebeneinhalb Millionen Euro. Seit bald 150 Jahren liegen die 16 weltberühmten Schädel- und Knochenstücke, die mehr als 40.000 Jahre alt sind, in Bonn. Gefunden hatten sie Steinbrucharbeiter 1856 im Neandertal bei Mettmann.
Der Wille zur Schönheit
"Neandertaler waren hochintelligente Eiszeitjäger, die perfekt angepasst waren an ihre Umwelt, die Jagdstrategien hatten, die vorausschauende Ernährungsstrategien hatten." Das Keulenschwinger-Image habe er zu Unrecht, das zeigten auch die äußerst fein gearbeiteten Werkzeuge, die er hergestellt habe, meint Schmitz. "Neandertaler wollten schöne Geräte haben", ist sich die neueste Forschung sicher. Und diese "wundervollen" Objekte bereicherten heute das Museum. "Da bin ich gedanklich ganz weit weg vom keulenschwingenden Grobian."