Terry Miller und Andraya Yearwood dominierten vor drei Jahren den Highschool-Laufwettbewerb in Connecticut. Sie siegten und sie brachen Rekorde - was außerhalb Neuenglands nicht von Interesse gewesen wäre, aber die beiden damals 16-Jährigen sind Transgender-Mädchen. Das heißt, sie sind als Jungen auf die Welt gekommen, fühlen sich nun aber als Mädchen. Und die Gesetze in Connecticut erlauben es ihnen, auch als Mädchen im Mädchenschulsport anzutreten.
Das ist unfair, fand damals Bianca Stanescu, Mutter einer der unterlegenen Athletinnen. Die weiblichen Sportler seien gegenüber den Transgender-Mädchen körperlich im Nachteil, sagte Stanescu bei ABC. Die Unterstützer der beiden Trans-Mädchen bestreiten das. Terry und Andraya hätten beileibe nicht immer gewonnen, meint Cathryn Oakley von der Human Rights Campaign, die für die Rechte der LGBTQ-Community eintritt. Und außerdem: So sei das nun mal im Sport: "Manchmal gewinnt man, manchmal verliert man, das macht die Herausforderung und den Spaß aus - und die Frustration".
Wer bestimmt die Regeln?
Transgender-Frauen im Sport, das ist das neuestes Schlachtfeld im Kulturkampf der USA. Was ist wichtiger: das biologische Geschlecht oder das gefühlte? Und: Wer bestimmt die Regeln, die Minderheit oder die Mehrheit?
Für die Konservativen im Land ist der Fall klar. "Im Sport ist Biologie das einzige, was zählt", sagt etwa Matt Sharp von der konservativen Alliance Defending Freedom. Das biologische Geschlecht sei in jede Zelle des Körpers eingeschrieben. Und das bedeutet: Wer bei der Geburt ein Junge war, macht bei den Jungen Sport. Punkt.
Um die 30 Bundesstaaten haben Gesetze in Arbeit oder schon beschlossen, dass Trans-Mädchen nicht am Mädchensport in der Schule teilnehmen dürfen. In vielen Staaten gibt es keinen einzigen bekannten Konfliktfall, doch die konservativen Politiker wissen, dass dieses Thema bei ihren Wählern ankommt.
Biden-Regierung will Equality Act vorantreiben
Denn Joe Bidens neue Regierung marschiert in genau die entgegengesetzte Richtung. Biden hat ein Gesetz in Arbeit, den Equality Act, das die Diskriminierung zum Beispiel aufgrund des Geschlechts verbieten soll. Cathryn Oakley, die LGBTQ-Aktivistin, fühlt sich da sehr gut aufgehoben. Der Präsident habe schon gesagt, dass die Rechte von Transmenschen Menschenrechte sind. Aus Diskussionen um den Sport hat Biden sich allerdings bisher herausgehalten.
Im College-Sport gibt es seit längerem Regeln, wann eine Trans-Frau am Frauensport teilnehmen darf, dann nämlich, wenn sie das männliche Hormon Testosteron in ihrem Körper mit Medikamenten niedrig hält. Der Sportverband NCAA unterstützt Trans-Sportler ausdrücklich. Gerade erst hat er wieder gedroht, sich aus den Bundesstaaten zurückzuziehen, die diskriminierende Gesetze verabschieden.
Wie kann eine inklusive Gesellschaft gelingen?
Wie sich in diesem ideologisch aufgeladenen Klima eine Lösung finden lässt? Schwierig, sagt Juraprofessorin Doriane Coleman, die sich seit Jahrzehnten mit Frauensport beschäftigt. Um diese Sportler mit den männlichen Körpern, die sich als Frauen fühlen, aufnehmen zu können, sagt sie, müsse man die Wissenschaft beachten, aber auch "unsere ethische und moralische Verpflichtung beachten, eine inklusive Gesellschaft zu sein".
Aber inklusiv zu sein, alle willkommen zu heißen, das ist etwas, das in den USA allen gerade sehr schwer fällt.