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Kulturstaatsministerin Monika Grütters
"Das gesellschaftliche Klima lässt den zivilisierten Streit verkümmern"

"Die Lautstärke der Extreme links und rechts im Meinungsspektrum schwillt an; die ausgedünnte, gemäßigte Mitte verstummt, intellektuell wie gelähmt und sprachlich eingehegt", sagte Monika Grütters, Staatsministerin für Kultur und Medien, in Weimar. Sie beobachtet eine Radikalisierung der Debattenkultur.

14.09.2019, Berlin: Monika Grütters (CDU), Staatsministerin für Kultur und Medien, spricht bei dem Festakt zum 250. Geburtstag von Alexander von Humboldt,
Kulturstaatsministerin Monika Grütters ist bekannt für scharfes, aber gerechtes Urteilen in ihren Reden (Carsten Koall/dpa )
Kulturstaatsministerin Monika Grütters war eingeladen, den Eröffnungsvortrag in einer neuen Reihe der Klassik Stiftung Weimar zu halten, den "Weimarer Kontroversen". Das Thema: "Die Macht der Worte. Wieviel Freiheit braucht die Demokratie - und wieviel Freiheit verträgt die Demokratie?"
Ihre Rede handelte von der Radikalisierung der Sprache in unserer Gesellschaft und deren Folgen, aber auch von der Stigmatisierung anderer Sichtweisen durch ideologisch gefärbte Sprachregeln:
"Fanatismus herrscht nicht nur dort, wo Sprache verroht. Fanatismus herrscht auch dort, wo man den Sichtweisen, den Ängsten und Sorgen anderer die Legitimation abspricht. Am Fanatismus von rechts und links krankt unsere Debattenkultur. Unter dem Regiment des Fanatismus ist über die Jahre ein gesellschaftliches Klima entstanden, das mit Theodor Fontanes Wortschöpfung 'Ängstlichkeitsprovinz' treffend beschrieben ist: Man hat sich selbstgefällig in seinen Gewissheiten eingerichtet. Man kleidet sich rhetorisch konventionell, den in der eigenen Filterblase herrschenden Erwartungen entsprechend."
Die vollständige Rede von Monika Grütters finden Sie hier.

Es handelt sich um den Eröffnungsvortrag innerhalb der Reihe "Weimarer Kontroversen", gehalten am 05.02.2020 in der Anna-Amalia-Bibliothek in Weimar auf Einladung der Klassik Stiftung Weimar.
Kurz zuvor hatte am 5. Februar die Wahl des FDP-Kandidaten Thomas Kemmerich zum Ministerpräsidenten von Thüringen stattgefunden, mit den Stimmen von AfD und CDU. Sie löste ein politisches Erdbeben aus - und ist inzwischen auch schon wieder Geschichte. Auch die Kulturstaatsministerin kommentierte das Ereignis zu Beginn ihres Vortrags. Die "Kulturfragen" dokumentieren ihre Rede in leicht gekürzter Fassung.
Äußerungen unserer Gesprächspartner geben deren eigene Auffassungen wieder. Der Deutschlandfunk macht sich Äußerungen seiner Gesprächspartner in Interviews und Diskussionen nicht zu eigen.