
Leder zeigte sich schockiert von diesen Tendenzen im Kulturbetrieb, die den Hamas-Terror verherrlichten. Sie hätte nicht gedacht, dass latenter Antisemitismus über Nacht umschlage in einen offenen, eliminatorischen, betonte die Publizistin im Deutschlandfunk. Insbesondere die Kulturinstitutionen seien aufgefordert, ganz klar rote Linien aufzuzeigen und den Personen, die solche Äußerungen tätigten, zu verdeutlichen, dass diese Meinungen nicht akzeptiert seien und auch nicht zu einem demokratischen Diskurs gehörten.
Zäsur für jüdische Menschen in Deutschland
Leder bezeichnete diese Haltung eines Teils der Kulturszene als starke Zäsur für jüdische Menschen in Deutschland allgemein, aber auch für jüdische Künstlerinnen und Künstler im Speziellen. Sie müssten nun die Erfahrung machen, dass jüdisches Leben in diesen Diskursen als unwertes Leben behandelt werde. Die Kulturwissenschaftlerin kritisierte auch die Haltung einiger linker Intellektueller. Es sei unredlich, wenn diese den Terror der Hamas nicht als solchen benannten. Die Aufgabe Intellektueller nach dem 7. Oktober sei, sich davon erschüttern zu lassen und die eigenen Analysen und Sichtweisen zu überprüfen. Das passiere bisher zu wenig oder gar nicht und lasse israelische Intellektuelle völlig verzweifeln.
Stella Leder ist Kultur- und Literaturwissenschaftlerin und lebt in Berlin. Sie arbeitete unter anderem für die Amadeu Antonio Stiftung in Mecklenburg-Vorpommern und Brandenburg zu den Themen Antisemitismus, Gender und Rechtsextremismus.
Ähnlich wie sie äußerte sich der Historiker und Pädagoge Meron Mendel in der "Neuen Osnabrücker Zeitung". Er sei enttäuscht von der Kulturszene in Deutschland. Der dort weit verbreitete Aktivismus für die Hamas und andere palästinensische Organisationen zeige den moralischen Bankrott von Teilen des Kulturbetriebs: "Egal wie man politisch zum Konflikt steht, die Auffassung, dass eine dschihadistische Terrorgruppe eine progressive Befreiungsbewegung sei, ist völlig absurd." Gerade diese Art der Hamas-Unterstützung oder ihre Verharmlosung zeige, dass Teile der internationalen und der deutschen Linken ihren moralischen Kompass verloren hätten.
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Diese Nachricht wurde am 05.11.2023 im Programm Deutschlandfunk gesendet.