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Kundgebung in Köthen
"Man hat sich gefragt, warum die Polizei nicht eingeschritten ist"

Nach einem tödlichen Streit in Köthen haben sich am Sonntagabend rund 2.500 Menschen zu einer Demonstration versammelt. Einige Teilnehmer hätten Nazi-Parolen gebrüllt, berichtet Korrespondent Christoph Richter. Ein ehemaliges NPD-Mitglied habe außerdem dazu aufgerufen, Flüchtlinge in ihren Häusern aufzusuchen.

Christoph Richter im Gespräch mit Sandra Müller |
    Der Demonstrationszug zieht durch die Stadt, ihm laufen Polizisten voraus.
    09.09.2018, Sachsen-Anhalt, Köthen: Menschen gehen in einem Trauerzug durch die Innenstadt, nachdem dort ein 22-Jähriger bei einem Streit zwischen zwei Männergruppen ums Leben gekommen war. (Sebastian Willnow / dpa )
    Es gebe bisher noch keine gesicherten Informationen zum Ablauf des vorangegangenen Streits, sagte Landeskorrespondent Christoph Richter im Dlf. Medienberichten zufolge sei ein Gespräch zwischen drei afghanischen Männern und einer schwangeren Frau eskaliert. Das 22-jährige Opfer sei mit einem Begleiter hinzugekommen, um schlichtend auf die Situation einzuwirken. Das Gerücht, der Mann sei nach Messerattacke gestorben, könne nicht bestätigt werden, sagte Richter. Das Opfer sei an einem akuten Herzversagen gestorben. "Die Verletzungen durch die Auseinandersetzung und der Tod stehen in keinem Zusammenhang." Zwei Afghanen seien wegen des Tatverdachts der schweren Körperverletzung mit Todesfolge bereits dem Haftrichter vorgeführt worden.
    Angespannte Stimmung in Köthen
    Dlf-Korrespondent Richter spricht von einer angespannten Stimmung in Köthen. An der als "Trauermarsch" titulierten Demonstration am Sonntagabend hätten rund 2.500 Menschen teilgenommen. Ex-NPD-Mitglied David Köckert habe dazu aufgerufen, Häuser von Flüchtlingen aufzusuchen und diese zu stellen. Einige Teilnehmer hätten zudem nationalsozialistische Parolen gebrüllt. "Man hat sich gefragt, warum die Polizei nicht eingeschritten ist, weil es meines Erachtens den Straftatbestand der Volksverhetzung erfüllt", sagte Richter.
    Heute werde sich Sachsen-Anhalts Innenminister Holger Stahlknecht (CDU) im Rahmen einer Pressekonferenz zu den Vorfällen äußern. Danach wisse man hoffentlich mehr, so Richter. Für heute habe die AfD eine weitere Demonstration angekündigt. Situationen wie in Chemnitz erwarte man in Köthen allerdings nicht. Mehrere Hundertschaften aus Niedersachsen, Sachsen, Brandenburg und der Bundespolizei seien nach Köthen geschickt worden, um die Lage zu kontrollieren.