Die Avantgarde der britischen Kunstszene hat sich mit viel Elan in die Schlacht um den Trafalgar Square gestürzt - was durchaus verständlich ist, gibt es doch kaum einem besseren Ort, um die Aufmerksamkeit der Öffentlichkeit auf sich zu ziehen. Oder sich über die Torheit der Massen zu mokieren, sollten sie sich unbeeindruckt zeigen von den künstlerischen Einfällen. Wie nicht anders zu erwarten, lässt sich über die Qualität der Vorschläge streiten. Die britische Presse hat denn auch schon mit einer lebhaften Debatte begonnen. Es geht um den vierten Sockel an der Nordwestecke des Platzes, der neu zu besetzen ist, nachdem sich Londoner und Touristen zuletzt an Thomas Schüttes "Modell eines Hotels" ergötzen durften - die menschliche Bewunderung hielt sich übrigens durchaus in engen Grenzen, während Tauben das vielfarbige Gerüst durchaus zu schätzen wussten.
Was wird auf Schüttes Konstruktion folgen? Die Vorschläge der sechs Künstler, die zur Auswahl stehen, liegen allesamt ganz im Trend der Zeit, sie sind politisch und ökologisch korrekt, preisen den Multikulturalismus, bieten Antikriegsbotschaften und wollen sich bewusst distanzieren vom militärischen Gedächtnischarakter althergebrachter Exponate auf den anderen Sockeln des Trafalgar Square.
Aus dem Rahmen fällt überraschenderweise eigentlich nur Tracy Emin, die Afrikas Erdmännchen offenbar sehr niedlich und im Verhalten untereinander vorbildlich findet, weshalb sie eine ganz konventionelle Bronze von vier dieser possierlichen Tierchen auf dem Sockel platzieren möchte. Man kann schon jetzt mit ziemlicher Sicherheit die Voraussage wagen, dass die frühere Schockartistin den Zuschlag der Jury nicht erhalten wird. Da hat das Wrack eines ausgebrannten Autos aus Bagdad, das Jeremey Deller auf den Socke hieven möchte, schon bessere Chancen, obgleich das Thema Irak nach dem letzten Turnerpreis ein bisschen ausgereizt scheint.
Die Konstruktion von Bob und Roberta Smith, ein dreißig Meter hohes Friedenszeichen, energetisch durch Wind und Sonne versorgt, ist optisch auffällig genug, um das Rennen zu machen - was sich nicht unbedingt von Yinka Shonibares Vorschlag sagen lässt; sie will das Modell eines imperialen Segelschiffes in einer Flasche ausstellen - Symbol für Londons multikulturelle Vielfalt, die auf das Empire zurückgeht.
Vielleicht wird doch Antony Gormley das Rennen, zumal er diesmal darauf verzichtet hat, den Abdruck seines eigenen Körpers auszustellen: Seine Idee verspricht jedenfalls das größte Amüsement: Der Sockel soll rund um die Uhr jeweils für eine Stunde von einem Menschen besetzt werden, wie immer sie wollen, ob nackt oder bekleidet, ob schweigend oder eine Botschaft verbreitend. Eine Mischung aus Reality TV und Speakers Corner also, die zugleich den Prozess der internen Demokratisierung innerhalb der westlichen Demokratien widerspiegelt. Die Times hat die Idee Gormleys bereits in die Tat umgesetzt. Sie schickte einen Reporter aus, der auf einen provisorischen Sockel kletterte, sich in verschiedenen Posen versuchte, bevor ihn ein Beamter der Stadt London des Platzes verwies.
Er praktizierte die gleiche Übung vor dem Eingang der National Gallery und versuchte wie der David von Michelangelo auszusehen - ein überwiegend ausländisches Publikum zeigte sich durchaus angetan. Der Guardian nannte den Vorschlag Gormleys "schön schwierig" und "unpraktisch", was aber durchaus als Kompliment gedacht war.
Das Gormley zugleich ein Sicherheitsnetz um den Sockel herum vorsieht, ist nicht einmal ein ironischer Verweis auf die Safety Culture, die ausgeprägte Sicherheitskultur, die sich immer lähmender ausbreitet. Ohne eine solche Netz hätte seine Idee überhaupt keine Chance, akzeptiert zu werden.
Was wird auf Schüttes Konstruktion folgen? Die Vorschläge der sechs Künstler, die zur Auswahl stehen, liegen allesamt ganz im Trend der Zeit, sie sind politisch und ökologisch korrekt, preisen den Multikulturalismus, bieten Antikriegsbotschaften und wollen sich bewusst distanzieren vom militärischen Gedächtnischarakter althergebrachter Exponate auf den anderen Sockeln des Trafalgar Square.
Aus dem Rahmen fällt überraschenderweise eigentlich nur Tracy Emin, die Afrikas Erdmännchen offenbar sehr niedlich und im Verhalten untereinander vorbildlich findet, weshalb sie eine ganz konventionelle Bronze von vier dieser possierlichen Tierchen auf dem Sockel platzieren möchte. Man kann schon jetzt mit ziemlicher Sicherheit die Voraussage wagen, dass die frühere Schockartistin den Zuschlag der Jury nicht erhalten wird. Da hat das Wrack eines ausgebrannten Autos aus Bagdad, das Jeremey Deller auf den Socke hieven möchte, schon bessere Chancen, obgleich das Thema Irak nach dem letzten Turnerpreis ein bisschen ausgereizt scheint.
Die Konstruktion von Bob und Roberta Smith, ein dreißig Meter hohes Friedenszeichen, energetisch durch Wind und Sonne versorgt, ist optisch auffällig genug, um das Rennen zu machen - was sich nicht unbedingt von Yinka Shonibares Vorschlag sagen lässt; sie will das Modell eines imperialen Segelschiffes in einer Flasche ausstellen - Symbol für Londons multikulturelle Vielfalt, die auf das Empire zurückgeht.
Vielleicht wird doch Antony Gormley das Rennen, zumal er diesmal darauf verzichtet hat, den Abdruck seines eigenen Körpers auszustellen: Seine Idee verspricht jedenfalls das größte Amüsement: Der Sockel soll rund um die Uhr jeweils für eine Stunde von einem Menschen besetzt werden, wie immer sie wollen, ob nackt oder bekleidet, ob schweigend oder eine Botschaft verbreitend. Eine Mischung aus Reality TV und Speakers Corner also, die zugleich den Prozess der internen Demokratisierung innerhalb der westlichen Demokratien widerspiegelt. Die Times hat die Idee Gormleys bereits in die Tat umgesetzt. Sie schickte einen Reporter aus, der auf einen provisorischen Sockel kletterte, sich in verschiedenen Posen versuchte, bevor ihn ein Beamter der Stadt London des Platzes verwies.
Er praktizierte die gleiche Übung vor dem Eingang der National Gallery und versuchte wie der David von Michelangelo auszusehen - ein überwiegend ausländisches Publikum zeigte sich durchaus angetan. Der Guardian nannte den Vorschlag Gormleys "schön schwierig" und "unpraktisch", was aber durchaus als Kompliment gedacht war.
Das Gormley zugleich ein Sicherheitsnetz um den Sockel herum vorsieht, ist nicht einmal ein ironischer Verweis auf die Safety Culture, die ausgeprägte Sicherheitskultur, die sich immer lähmender ausbreitet. Ohne eine solche Netz hätte seine Idee überhaupt keine Chance, akzeptiert zu werden.