Matthias Alfeld steht vor einem Ölgemälde. Ein Porträt, 200 Jahre alt, Anfang 19. Jahrhundert.
"Das Bild zeigt eine junge Frau vor einer Baumlandschaft. Sie schaut verträumt zur Seite. Von wem dieses Bild wirklich ist, ist noch immer nicht bekannt."
Manche Kunsthistoriker meinen, Philipp Otto Runge habe es geschaffen, einer der bedeutendsten deutschen Maler der Frühromantik. Andere bezweifeln das – ein Expertenstreit. Um Licht ins Dunkel zu bringen, nahm sich Matthias Alfeld der Sache an, Chemiker an der Universität Antwerpen. Sein Team brachte das Gemälde, das einem Privatsammler gehört, zum Forschungszentrum DESY, dem Deutschen Elektronen-Synchrotron in Hamburg. Dort stehen riesige Teilchenbeschleuniger und erzeugen extrem starkes und gebündeltes Röntgenlicht. Damit lassen sich alte Kunstschätze besonders genau unter die Lupe nehmen. Röntgenfluoreszenz-Analytik, so heißt die Methode, sagt DESY-Physikerin Karen Appel.
"Man untersucht punktgenau die Zusammensetzung der Bilder. Man beleuchtet die Probe mit einem kleinen Strahlfleck, etwa einen halben Millimeter mal einen halben Millimeter groß. Jedes Element gibt eine charakteristische Fluoreszenz. Somit kann man die Konzentration in der Probe punktgenau bestimmen."
Millimeter für Millimeter tastet der Röntgenstrahl das Bild ab. Dabei regt er die chemischen Elemente, aus denen das Bild besteht, zu einem kurzen Leuchten an. Das Entscheidende: Jedes Element leuchtet auf seine eigene Art – und damit auch jedes Farbpigment, das der Künstler damals verwendet hatte. Mit dieser Methode lassen sich auch jene Pigmente sichtbar machen, die nur in Spuren im Gemälde stecken – oder die vom Künstler übermalt wurden – wie beim Bild der jungen, verträumten Frau vor der Baumlandschaft.
"Daraus konnten wir schließen, wo sich bestimmte Farbpartien befinden. Und vor allen Dingen konnten wir auch die unter der Oberfläche verborgenen Farbpartien finden und wieder in Bilder umwandeln."
Denn Teile des Gemäldes, so zeigte die Analyse am Teilchenbeschleuniger, hatte der Maler schlicht und einfach übermalt.
"Es war eine ähnliches Szene. Allerdings hatte diese Frau eine völlig andere Frisur und einen anderen Kleidungsstil. Sie hatte ein Abendkleid an mit einem tieferen Dekolleté, offene Haare mit Bändern darin."
Und was bedeutet das für den Expertenstreit, ob das Bild ein echter Runge ist oder nicht? Womöglich eine ganze Menge, meint Matthias Alfeld.
"Wir konnten durch den Vergleich mit bekannten Zeichnungen von Philipp Otto Runge es durchaus näher an Runge heranbringen. Es gibt eine Zeichnung seiner Schwester mit einer sehr ähnlichen Frisur. Und dieses, wird angenommen, dass es sich um seine Frau Pauline handelt. Die endgültige Diskussion muss in der Gesellschaft der Kunstwissenschaftler stattfinden. Allerdings haben wir ihnen jetzt neue Argumente gebracht."
Ähnlich heikel war die Urheberfrage bei einem Werk eines anderen Künstlergenies – Rembrandt.
"Das Bild zeigt einen alten Mann mit Bart – die sogenannte Vaterfigur von Rembrandt",
sagt Joris Dik von der Technischen Universität Delft in den Niederlanden.
"Ein älterer Herr, der öfter im Oeuvre von Rembrandt auftaucht. Wahrscheinlich ein Obdachloser, der öfters gegen Bezahlung Modell gestanden hat bei Rembrandt in der Werkstatt."
Von diesem Bild "Alter Mann mit Bart" gibt es mehr als 20 Exemplare. Allerdings war lange nicht klar, ob das Bild tatsächlich von Rembrandt stammt oder von einem seiner zahlreichen Schüler, die Rembrandt in seiner Werkstatt ausgebildet hatte. Schon länger wussten die Experten, dass der Künstler das Bild zum Teil übermalt hatte. Doch die entscheidenden Hinweise lieferte nun der Röntgenstrahl aus dem Beschleuniger.
"Da kam etwas Interessantes heraus, nämlich: Die erste Untermalung des Bildes war kein alter Herr mit Bart, sondern ein Selbstporträt von Rembrandt, ein unvollendetes Selbstporträt. Und der Schluss der Kunsthistoriker war, dass es sich hierbei um ein echtes Rembrandt-Gemälde handeln muss!"
"Das Bild zeigt eine junge Frau vor einer Baumlandschaft. Sie schaut verträumt zur Seite. Von wem dieses Bild wirklich ist, ist noch immer nicht bekannt."
Manche Kunsthistoriker meinen, Philipp Otto Runge habe es geschaffen, einer der bedeutendsten deutschen Maler der Frühromantik. Andere bezweifeln das – ein Expertenstreit. Um Licht ins Dunkel zu bringen, nahm sich Matthias Alfeld der Sache an, Chemiker an der Universität Antwerpen. Sein Team brachte das Gemälde, das einem Privatsammler gehört, zum Forschungszentrum DESY, dem Deutschen Elektronen-Synchrotron in Hamburg. Dort stehen riesige Teilchenbeschleuniger und erzeugen extrem starkes und gebündeltes Röntgenlicht. Damit lassen sich alte Kunstschätze besonders genau unter die Lupe nehmen. Röntgenfluoreszenz-Analytik, so heißt die Methode, sagt DESY-Physikerin Karen Appel.
"Man untersucht punktgenau die Zusammensetzung der Bilder. Man beleuchtet die Probe mit einem kleinen Strahlfleck, etwa einen halben Millimeter mal einen halben Millimeter groß. Jedes Element gibt eine charakteristische Fluoreszenz. Somit kann man die Konzentration in der Probe punktgenau bestimmen."
Millimeter für Millimeter tastet der Röntgenstrahl das Bild ab. Dabei regt er die chemischen Elemente, aus denen das Bild besteht, zu einem kurzen Leuchten an. Das Entscheidende: Jedes Element leuchtet auf seine eigene Art – und damit auch jedes Farbpigment, das der Künstler damals verwendet hatte. Mit dieser Methode lassen sich auch jene Pigmente sichtbar machen, die nur in Spuren im Gemälde stecken – oder die vom Künstler übermalt wurden – wie beim Bild der jungen, verträumten Frau vor der Baumlandschaft.
"Daraus konnten wir schließen, wo sich bestimmte Farbpartien befinden. Und vor allen Dingen konnten wir auch die unter der Oberfläche verborgenen Farbpartien finden und wieder in Bilder umwandeln."
Denn Teile des Gemäldes, so zeigte die Analyse am Teilchenbeschleuniger, hatte der Maler schlicht und einfach übermalt.
"Es war eine ähnliches Szene. Allerdings hatte diese Frau eine völlig andere Frisur und einen anderen Kleidungsstil. Sie hatte ein Abendkleid an mit einem tieferen Dekolleté, offene Haare mit Bändern darin."
Und was bedeutet das für den Expertenstreit, ob das Bild ein echter Runge ist oder nicht? Womöglich eine ganze Menge, meint Matthias Alfeld.
"Wir konnten durch den Vergleich mit bekannten Zeichnungen von Philipp Otto Runge es durchaus näher an Runge heranbringen. Es gibt eine Zeichnung seiner Schwester mit einer sehr ähnlichen Frisur. Und dieses, wird angenommen, dass es sich um seine Frau Pauline handelt. Die endgültige Diskussion muss in der Gesellschaft der Kunstwissenschaftler stattfinden. Allerdings haben wir ihnen jetzt neue Argumente gebracht."
Ähnlich heikel war die Urheberfrage bei einem Werk eines anderen Künstlergenies – Rembrandt.
"Das Bild zeigt einen alten Mann mit Bart – die sogenannte Vaterfigur von Rembrandt",
sagt Joris Dik von der Technischen Universität Delft in den Niederlanden.
"Ein älterer Herr, der öfter im Oeuvre von Rembrandt auftaucht. Wahrscheinlich ein Obdachloser, der öfters gegen Bezahlung Modell gestanden hat bei Rembrandt in der Werkstatt."
Von diesem Bild "Alter Mann mit Bart" gibt es mehr als 20 Exemplare. Allerdings war lange nicht klar, ob das Bild tatsächlich von Rembrandt stammt oder von einem seiner zahlreichen Schüler, die Rembrandt in seiner Werkstatt ausgebildet hatte. Schon länger wussten die Experten, dass der Künstler das Bild zum Teil übermalt hatte. Doch die entscheidenden Hinweise lieferte nun der Röntgenstrahl aus dem Beschleuniger.
"Da kam etwas Interessantes heraus, nämlich: Die erste Untermalung des Bildes war kein alter Herr mit Bart, sondern ein Selbstporträt von Rembrandt, ein unvollendetes Selbstporträt. Und der Schluss der Kunsthistoriker war, dass es sich hierbei um ein echtes Rembrandt-Gemälde handeln muss!"