Im Januar nannte der Thüringer AfD-Fraktionschef Björn Höcke das Berliner Holocaust-Stelenmahnmal in einer Rede ein "Denkmal der Schande". Die Aktivistenkünstler des Zentrums für politische Schönheit haben jetzt in Sichtweite seines Wohnhauses einen Ableger aufgebaut. Und wollen ihn angeblich zehn Monate überwacht haben.
Mehr als 20 Stelen, zwar nicht aus Beton wie beim Original, seien auf dem Grundstück neben Höckes Haus in einem nordthüringischen Dorf aufgebaut, sagte der Thüringenkorrespondent des Deutschlandfunk Henry Bernhard. Höckes Haus stehe auf einem Hügel: "Man hat wirklich einen sehr guten Blick von dort oben auf diese Stelen."
Die Aktion erregte bundesweites Medieninteresse, der Ort war heute voller Reporter. Auch ein Polizeihubschrauber zog seine Kreise, wie Bernhard berichtete.
Zentrum will Höcke ausspioniert haben
Die Kunstaktivisten-Gruppe Zentrum für politische Schönheit, die immer wieder durch gezielte Interventionen ähnlicher Art in die Medien kommt, ging noch weiter. Sie gaben bekannt, sie hätten Björn Höcke monatelang überwacht.
Björn Höcke äußerte sich bis zum späten Nachmittag nicht. Aus Parteikreisen sei allerdings zu hören, der AfD-Politiker habe sich immer wieder beobachtet gefühlt, berichtete Dlf-Korrespondent Henry Bernhard.
Sein Stellvertreter Stefan Möller trat allerdings vor die Presse und sprach von psychologischer Kriegsführung gegen eine ganze Familie, obwohl nur ein einziger Politiker getroffen werden sollte.
Ein Vertreter des Zentrum für politische Schönheit, der vor Ort war, äußerte sich gegenüber dem Dlf nicht zur Überwachung.
Überwachungsvorwurf beschädigt Kunstaktion
"Für mich ist es eine sehr, sehr unglückliche Verquickung zweier Aktionen", sagte Bernhard im Dlf. Die Stelen-Kunstaktion als Kommentar zu Höckes Rede funktioniere wunderbar. "Aber diese Überwachung, die schießt meiner Meinung nach völlig daneben." Sie beschädige die Stelenaktion und könnte diese viel schneller beenden als eigentlich beabsichtigt.