Archiv

Kunsthaus Dahlem
Ausstellungshaus für die Nachkriegsmoderne

Die Geschichte des Kunsthauses Dahlem ist mit der Nazi-Zeit verknüpft - zeigt in den Ausstellungen aber wenig davon. Die künstlerische Leiterin Dorothea Schöne sagt: Das Haus ist vor allem ein Ausstellungshaus für die Nachkriegsmoderne und keins für Kunst, die während des Dritten Reiches entstanden ist. Im DLF erklärte sie, wie sich das Haus mit der Vergangenheit auseinandersetzt.

Dorothea Schöne im Gespräch mit Doris Schäfer-Noske |
    Doris Schäfer-Noske: Idyllisch ist es hier am Käuzchensteig in Berlin-Dahlem - direkt am Rande des Grunewalds. Das fand auch Adolf Hitler und so ließ er ein Waldstück roden, um dort regimetreuen Künstlern eine Reihe von Staatsateliers zu bauen. Allerdings wurde nur eines davon fertig - das Atelier von Arno Breker 1942. Und auch der soll hier kaum gearbeitet haben, denn Bombenangriffe zerstörten die Glasdächer der Werkstatträume. Und so wich Breker lieber auf sein Schloss im Oderbruch aus, das er von Hitler zum Geburtstag geschenkt bekommen hatte.
    Nach dem Krieg zog dann der Berliner Bildhauer Bernhard Heiliger am Käuzchensteig ein. Das Haus bot auch jungen Künstlern günstige Ateliers. Doch nun wird dort übermorgen das Kunsthaus Dahlem eröffnet - mit einer Schau zur Bildhauerei der deutschen Nachkriegszeit. Frage an Dorothea Schöne, die künstlerische Leiterin: Frau Schöne, welche Rolle spielt denn das Werk von Bernhard Heiliger in der Ausstellung? Ein Ableger der Heiliger-Stiftung steht ja auch hinter dem Museumsprojekt.
    Dorothea Schöne: Das stimmt, aber Bernhard Heiliger wird ein Raum zugewiesen, nämlich sein ehemaliger Atelierraum. Er hat ja hier von '49 bis '95 gelebt und gearbeitet und im benachbarten Skulpturengarten, der dem Hause angeschlossen ist, sind auch zahlreiche Skulpturen von ihm zu finden. Und da sich in diesem Jahr auch sein Todesjahr und Geburtstag jährt und auch im Herbst mit einem Festakt gewürdigt wird, war es mehr als angebracht, auch aus kunsthistorischer Sicht, ihn hier mit einem Raum zu integrieren. Die Gesamtausstellung und der Großteil der Ausstellung ist aber eine Überblicksausstellung zur Berliner Nachkriegsmoderne.
    20 Künstler werden in der Eröffnungsausstellung gezeigt
    Schäfer-Noske: Welche Künstler sind denn da mit ihren Werken vertreten?
    Schöne: Das sind insgesamt 20 Künstler. Darunter befinden sich von Gerhard Marcks bis zu Hans Uhlmann und Karl Hartung natürlich die prominenten Bildhauernamen, aber auch mehrere Figuren und Persönlichkeiten, die eigentlich in Vergessenheit geraten sind, unverdientermaßen, so unter anderem Louise Stomps, Ruthild Hahne ist im Osten bekannter als im Westen, Jeanne Mammen als Bildhauerin kaum bekannt, weil sie wenig gestaltet hat an der Richtung. Sie wird auch mit drei kleinen Büsten beispielsweise in der Ausstellung vertreten sein.
    Schäfer-Noske: Es gab ja Kritik am Kunsthaus Dahlem, weil bemängelt wurde, dass es im Haus nicht primär um seine Nazi-Geschichte geht. Inwieweit wird denn diese Geschichte im Haus aufgegriffen?
    Schöne: Wir haben Wandtafeln, die die Geschichte des Hauses illustrieren. Wir haben auch online gestellt einen Forschungsbericht zur Bau- und Nutzungsgeschichte, wo auch wichtige Fragen erörtert wurden, ob hier Zwangsarbeiter gearbeitet haben. Das konnten wir ausschließen glücklicherweise. Wir haben statt einem Katalog eine Heftreihe, wobei sich dann einige Hefte auch wirklich ganz explizit mit diesem Thema und dieser Vergangenheit beschäftigen. Wir wollen auch weiterhin das verfolgen durch Symposien, weitere Veröffentlichungen.
    Schäfer-Noske: Vor ein paar Wochen wurden ja einige sehr große Nazi-Skulpturen gefunden und da gab es auch die Forderung, die könnten doch auch in das Museum kommen. Was sagen Sie dazu?
    Schöne: Ich find das sehr schwierig, vor allen Dingen, wenn man es so übers Knie bricht. Zum einen ist es ja so, dass erst mal die Eigentümerschaft wirklich geklärt werden muss. Und dann gibt es Museen, die ganz anders aufgestellt sind, um das auch entsprechend zu begleiten. Denn die Werke gehören schon, denke ich, wenigstens zur Diskussion gestellt und temporär auch mal ausgestellt. Aber ob dieses Haus hier den richtigen Rahmen dazu bietet, auch mit den Räumlichkeiten, das halte ich für sehr schwierig und sehr fragwürdig als Ansatz, denn das würde vielleicht auch aus einem Haus eine Pilgerstätte machen, wo ich überhaupt gar kein Interesse daran hätte. Und letzten Endes ist es ein Ausstellungshaus für die Nachkriegsmoderne und kein Ausstellungshaus für Kunst, die entstanden ist während des Dritten Reiches.
    "Ein Ausstellungshaus nur für die Kunst von '33 bis '45 wird es hier nicht geben"
    Schäfer-Noske: Das soll sie dann auch nach dem Ausstellungsprojekt bleiben, weil das Ausstellungsprojekt ist ja auf zwei Jahre angelegt und danach wäre es ja vielleicht auch denkbar, dass es eine Ausstellung gibt, die sich dann speziell vielleicht auch mal mit der Geschichte des Hauses auseinandersetzt, vielleicht auch mit dem Verhältnis von Bernhard Heiliger und Arno Breker, denn Bernhard Heiliger hat ja bei Breker gelernt, sich aber später deutlich von ihm distanziert.
    Schöne: Ja. Das Haus wird immer sich mit der Nachkriegsmoderne befassen. Das dazu Vorläufer gehören und auch Nachwirkungen und man diesen Nachkriegsmoderne-Aspekte ja gar nicht so streng in Jahreszahlen fassen kann, das ist ein Aspekt und wir haben auch Arbeiten in der Ausstellung, die vor '45 entstanden sind, aber Themen entwickeln, die dann später ganz zentral werden. Aber ein Ausstellungshaus nur für die Kunst von '33 bis '45 wird es hier nicht geben und wenn, dann wirklich nur im Bezug zu Künstlern. Ob der Vergleich Breker-Heiliger so vielversprechend ist, das wage ich zu bezweifeln. Diese Verbindung muss man ja nicht verheimlichen, aber wenn ein junger Mann an eine Kunsthochschule geht und bei Breker lernt, dann ist das ein Aspekt, aber sein eigentliches Werk entsteht ja wirklich erst nach '45.
    Schäfer-Noske: In Berlin wird übermorgen das Kunsthaus Dahlem eröffnet. Das war die künstlerische Leiterin Dorothea Schöne.
    Äußerungen unserer Gesprächspartner geben deren eigene Auffassungen wieder. Der Deutschlandfunk macht sich Äußerungen seiner Gesprächspartner in Interviews und Diskussionen nicht zu eigen.