Das Ganze klingt leicht märchenhaft - nach Bürgersinn und Schweizer Wertarbeit: Kostenplan eingehalten, Bau termingerecht abgeschlossen. Das Grundstück, auf dem der neue Museumsflügel steht, ist eine private Schenkung; und von den 100 Millionen Franken Baukosten wurden ebenfalls mehr als die Hälfte von einer Stiftung finanziert. Glückliches Basel! Trotzdem wirkt der neue Museumsbau, wenn man sich von der Wettsteinbrücke nähert, zunächst wie eine modernistische hohe Wand - aus grauen Ziegeln, unterbrochen von großformatigen Fenstern. Die Qualitäten werden erst in den Details klar. Das Gebäude steht im spitzen Winkel zur Brücke und ist sichtbar auf den 1936 errichteten monumentalen Hauptbau bezogen, der aus grauen Quadern besteht; dazwischen eine große Verkehrsstraße.
Logistisch überzeugende Planung
Die Entscheidung, den Bau des neuen Hauses nicht einem der eigenwilligen Pritzker-Preisträger, sondern den jungen Basler Architekten Emanuel Christ und Christoph Gantenbein anzuvertrauen, hat nicht nur lokalpolitische Gründe. Die beiden haben eine vor allem logistisch überzeugende Planung vorgelegt, indem sie die Verbindung der beiden Häuser nicht durch eine Brücke, sondern unterirdisch avisierten. Dadurch entsteht nun im Kellergeschoss ein zentraler Veranstaltungssaal zwischen den beiden Museen – und jede Menge Raum für Depots und Technik. Und der neue Flügel ist, farblich und stilistisch, eine Neuinterpretation des Altbaus mit heutigen Mitteln.
"Es sind zwei Häuser, die einer Institution angehören, die aber nicht zusammengebaut sind. Wir haben mit subtilen Mitteln – in der Sprache, in der Materialisierung, aber auch in der Organisation – diese Beziehung zwischen den beiden Häusern hergestellt; das ist uns wichtig."
Die Entscheidung, den Bau des neuen Hauses nicht einem der eigenwilligen Pritzker-Preisträger, sondern den jungen Basler Architekten Emanuel Christ und Christoph Gantenbein anzuvertrauen, hat nicht nur lokalpolitische Gründe. Die beiden haben eine vor allem logistisch überzeugende Planung vorgelegt, indem sie die Verbindung der beiden Häuser nicht durch eine Brücke, sondern unterirdisch avisierten. Dadurch entsteht nun im Kellergeschoss ein zentraler Veranstaltungssaal zwischen den beiden Museen – und jede Menge Raum für Depots und Technik. Und der neue Flügel ist, farblich und stilistisch, eine Neuinterpretation des Altbaus mit heutigen Mitteln.
"Es sind zwei Häuser, die einer Institution angehören, die aber nicht zusammengebaut sind. Wir haben mit subtilen Mitteln – in der Sprache, in der Materialisierung, aber auch in der Organisation – diese Beziehung zwischen den beiden Häusern hergestellt; das ist uns wichtig."
sagt der Architekt Christoph Gantenbein. Die städtebauliche Einbettung des neuen Hauses in die historische Sankt-Alban-Vorstadt allerdings ist problematisch; da steht jetzt ein hoher grauer Klotz quasi kontrapunktisch neben eher zierlich wirkenden Bürgerhäusern und ausladenden barocken Palazzi. Aber auch dies, sagt Gantenbein, wurde zumindest mitreflektiert.
Diese Stadt ist alles, nur nicht kleinkrämerisch
"Da gibt es zwei-, dreigeschossige, sieben Meter breite gotische Häuser und daneben barocke Palais, die in ihrer Größe vergleichbar sind diesem modernen Haus, Bauten, die enorm sind. Das heißt, in Bezug auf die Größe, aber auch in Bezug auf die Typologie… Unsere klassischen Ausstellungsräume haben natürlich etwas von diesen sehr geordneten Grundrissen der barocken Architektur."
Von innen ist das neue Haus dann grandios: Allein die spektakulären Treppenfluchten lassen auf dem eigentlich engen Raum eine solche kathedralenhafte Weite entstehen, dass eine neue Freiheit der Wahrnehmung entsteht, ein Frei-Sein für Kunstbetrachtung. Die Ausstellungsräume selber variieren verschiedene Maße, von sehr groß bis kabinetthaft klein, von quadratisch bis spitzwinklig. Die Anspielungen in Architektur und Material beziehen sich vor allem auf Industriekultur: Die in Betonelementen ruhenden Oberlichter könnten aus einer Produktionshalle stammen, die Türen sind feuerverzinkter Stahl.
Zur Eröffnung zeigt das Kunstmuseum eine Ausstellung, die "Sculpture on the Move" heißt und in Windeseile durch die revolutionären Veränderungen der Plastik seit 1945 schreitet: In jedem Saal ein neues Meisterwerk, beginnend mit Giacometti und Alexander Calder – und bei Duane Hanson und Martin Kippenberger ist man noch lange nicht am Ende. Name-dropping sei hier vermieden; die Ausstellung führt an eindringlichen Beispielen vor, wie die Skulptur in einer verunsicherten Moderne sich immer mehr ins Abstrakte fortbewegt, um dann – in den 1960er-Jahren – wieder zu einer banalisierten und ironisierten Figuration zurückzukehren. Wie sie sich neue Materialien aneignet, weil die klassischen Stoffe obsolet werden. Wie sie vom Museumsraum, aber auch von öffentlichen Plätzen Besitz ergreift.
Man kann Tage in dieser Ausstellung verbringen, und man sollte das tun! Und der neue Museumsbau zeigt: Die Kunst ist Basel viel wert. Diese Stadt ist alles, nur nicht kleinkrämerisch.
Von innen ist das neue Haus dann grandios: Allein die spektakulären Treppenfluchten lassen auf dem eigentlich engen Raum eine solche kathedralenhafte Weite entstehen, dass eine neue Freiheit der Wahrnehmung entsteht, ein Frei-Sein für Kunstbetrachtung. Die Ausstellungsräume selber variieren verschiedene Maße, von sehr groß bis kabinetthaft klein, von quadratisch bis spitzwinklig. Die Anspielungen in Architektur und Material beziehen sich vor allem auf Industriekultur: Die in Betonelementen ruhenden Oberlichter könnten aus einer Produktionshalle stammen, die Türen sind feuerverzinkter Stahl.
Zur Eröffnung zeigt das Kunstmuseum eine Ausstellung, die "Sculpture on the Move" heißt und in Windeseile durch die revolutionären Veränderungen der Plastik seit 1945 schreitet: In jedem Saal ein neues Meisterwerk, beginnend mit Giacometti und Alexander Calder – und bei Duane Hanson und Martin Kippenberger ist man noch lange nicht am Ende. Name-dropping sei hier vermieden; die Ausstellung führt an eindringlichen Beispielen vor, wie die Skulptur in einer verunsicherten Moderne sich immer mehr ins Abstrakte fortbewegt, um dann – in den 1960er-Jahren – wieder zu einer banalisierten und ironisierten Figuration zurückzukehren. Wie sie sich neue Materialien aneignet, weil die klassischen Stoffe obsolet werden. Wie sie vom Museumsraum, aber auch von öffentlichen Plätzen Besitz ergreift.
Man kann Tage in dieser Ausstellung verbringen, und man sollte das tun! Und der neue Museumsbau zeigt: Die Kunst ist Basel viel wert. Diese Stadt ist alles, nur nicht kleinkrämerisch.