Mehr als 40 Jahre nach dem spektakulären "Gothaer Kunstraub" waren die damals gestohlenen Gemälde jetzt zum ersten Mal in Berlin zu sehen. Bei den Werken handelt es sich um ein Frauenporträt von Hans Holbein dem Älteren, ein Männerporträt von Franz Hals sowie das Werk eines Rembrandt-Schülers. Außerdem stammt ein Bild aus der Werkstatt Jan Brueghels des Älteren und eines von einem unbekannten Künstler nach Anthonis van Dyck.
Kein Zweifel an der Echtheit der Werke
Dass es tatsächlich die damals entwendeten Werke sind, daran gebe es keinen Zweifel, sagte Kunstexperte Stefan Koldehoff im Deutschlandfunk. Durch neu entdeckte Röntgenaufnahmen und Schwarz-Weiß-Aufnahmen aus den 60er Jahren habe man das eindeutig feststellen können.
Allerdings sei man sich bei den Zuschreibungen nicht mehr ganz sicher: Das Gemälde zum Beispiel, das Jan Brueghel dem Älteren zugeschrieben worden sei, sei eigentlich nicht gut genug für Brueghel. Es könne eher eine Kopie oder Werkstattarbeit gewesen sein.
Das Männerporträt von Frans Hals und das Gemälde von Hans Holbein dem Älteren seien aber wohl tatsächlich von beiden Künstlern. Beim Werk von Anthonis van Dyck habe man immer schon vermutet, dass es sich um eine Kopie gehandelt habe, und dieser Verdacht habe sich nun verfestigt. "Also es sind genau die Bilder, aber es sind nicht mehr genau die Bilder, als die sie damals gestohlen worden sind", so Stefan Koldehoff.
Diebstahl noch immer nicht aufgeklärt
Wie genau die Bilder damals aus dem Schlossmuseum Gotha in der damaligen DDR entwendet wurden und in den Westen gebracht wurden, ist noch immer unklar. Die Vermutungen reichen laut Koldehoff von Verwicklungen der Stasi bis hin zu einem Dissidenten, der freigekauft hätte werden sollen, und für den die Bilder als Garantie hinterlegt worden seien. Die letzten Vorbesitzer, eine Familie aus Deutschland, seien durch ein Erbe an die Gemälde gekommen und hätten dann 2018 Verhandlungen zur Rückgabe der gestohlenen Werke aufgenommen.
Zuerst hatte die Familie mehrere Millionen Euro für die Bilder gefordert, sei letztendlich aber von diesem Anspruch abgerückt. Geld für einen Finderlohn oder Ankauf sei laut der Ernst von Siemens Kunststiftung nicht geflossen, so Koldehoff. Die Stiftung habe aber die Ausgaben für Rechtsberatung und Gutachten mit mehreren zehntausend Euro unterstützt.
Die Rückgabe sei völlig "unvergleichlich" - niemand habe damit rechnen können, dass die Bilder in relativ gutem Zustand jemals zurückkehren würden. Sie werden jetzt für eine Woche in Gotha zu sehen sein, danach werden sie restauriert.