US-Kunstretterinnen
Drei Monuments Men, die Frauen waren

Kunstretter, Helden und einen Hollywood-Film aus dem Jahr 2014 – das dürften die meisten mit den „Monuments Men“ verbinden. Wahrscheinlich auch, dass es US-amerikanische Männer waren. Doch das ist bei Weitem nicht die ganze Wahrheit.

Von Maximilian Brose |
    Mary Regan Quessenberry in Uniform, eine der Frauen, die an Kunstrettungsaktionen der US-Army im Zweiten Weltkrieg beteiligt waren.
    Mary Regan Quessenberry in Uniform, eine der Frauen, die an Kunstrettungsaktionen der US-Army im Zweiten Weltkrieg beteiligt waren. (picture alliance / ASSOCIATED PRESS / Uncredited)
    „Nicht alle Monuments Men waren Männer“, sagt Anne Botelli, Präsidentin der Stiftung, die entsprechend „Monuments Men and Women Foundation“ heißt.

    Rose Valland – Protokollantin der Standorte enteigneter Kunst

    Eine der oft vergessenen Frauen kommt auch in dem Hollywood-Blockbuster aus dem Jahr 2014 vor: Rose Valland, gespielt von Cate Blanchett, die Konservatorin des Impressionisten-Museums Jeu de Paume in Paris. Dort lagerten die Nazis geraubte Kunst, die größtenteils aus jüdischem Besitz stammte.
    Valland verschweigt den Besatzern, dass sie deutsch spricht. Sie belauscht ihre Gespräche und erfährt so auch, wohin die Nazis die Raubkunst aus Frankreich abtransportieren. Wäre ihre Spionage aufgeflogen, wäre sie erschossen worden.
    Valland schafft es, ihre Notizen geheimzuhalten. Sie werden nach der Befreiung Frankreichs für die Monuments Men der US-Armee eine Art Schatzkarte und führen die Kunstretter zu Lagerstätten und zu Tausenden geraubten Kunstwerken. Etwa nach Bayern, auf Schloss Neuschwanstein.

    Ardelia Ripley Hall – Verfechterin der Rückgabe gestohlener Werke

    Auch ohne die Amerikanerin Ardelia Ripley Hall wäre die Arbeit der Monuments Men undenkbar. 1946 beginnt sie als Kunstberaterin im US-Außenministerium. Hier kämpft sie mehr als ein Jahrzehnt darum, dass im Zweiten Weltkrieg geraubte Kunst an die rechtmäßigen Besitzerinnen zurückgegeben wird.
    Außerdem fordert Hall immer wieder Expertinnen und Experten auf, nach Raub- und Beutekunst aus dem Zweiten Weltkrieg zu suchen. Mit Erfolg: Mehr als 1600 enteignete Kunstwerke werden dem US-Außenministerium daraufhin gemeldet. Hall protokolliert alle diese Fälle und hilft, sie aufzuklären. Die Hall-Collection ist heute eine der wichtigsten Dokumentensammlungen zum Thema Kunstraub zwischen 1933 und 1945.

    Mary Regan Quessenberry – Beschützerin und Retterin von Raubkunst

    Während Hall von den USA aus auch Plünderungen von US-Soldaten verfolgt, sucht ihre Kollegin Mary Regan Quessenberry solche Spuren direkt in Deutschland.
    Zunächst informiert Quessenberry jedoch 1943 die britische Royal Air Force über wichtige Kulturstandorte in Deutschland, die nicht bombardiert werden sollten. Später kommt sie nach Frankreich und schließlich nach Deutschland. Dabei erfährt sie, dass die US-Armee freiwillige Kunstschützer sucht, und meldet sich direkt in Berlin.
    Schnell wird sie hier zum Informationsoffizier. Dabei versorgt sie andere Monuments Men and Women mit entscheidenden Hinweisen, um Kunstwerke retten und schützen zu können.
    Dass auch US-Soldaten Kunstwerke in Deutschland geplündert haben, ist für Quessenberry eine peinliche Tatsache. Sie arbeitet daran, mehrerer solcher Fälle aufzuklären, wie etwa beim Diebstahl des Hohenzollern-Silbers.
    Wie groß das Ausmaß dieser Plünderungen durch US-amerikanische GIs ist und warum sich deutsche Museen damit schwertun, ihre gestohlenen Gemälde wiederzufinden und zurückzufordern, beleuchtet die Doppelfolge „Diebische Befreier“ des Dlf-Podcasts Tatort Kunst.
    Das „Tatort Kunst“-Team bei diesem Fall
    Host:
    Rahel Klein
    Host und Redaktion: Stefan Koldehoff
    Recherchen und Skript: Maximilian Brose
    Künstlerische Gesamtleitung und Regie: Anne Preger
    Sounddesign: Timo Ackermann
    Projektmanagement: Pia Behme