20 Millionen Euro hat die Frieder Burda Stiftung für den von dem New Yorker Architekten Richard Meier konzipierten Bau an der Lichtentaler Allee berappt, Stadt und Land stellten lediglich das Grundstück. Weiß und schlank und kubisch steht das Gebäude neben der neoklassizistischen Staatlichen Kunsthalle Baden-Baden, mit der es durch eine gläserne Brücke verbunden ist. Das ist durchaus symbolisch gemeint: beide Institutionen, staatliches Museum und private Sammlung, wollen kooperieren und einander ergänzen.
Der Entwurf von Richard Meier nimmt die klassizistische Vorgabe von nebenan auf und führt sie funktionalistisch weiter, auf gleicher Gebäudehöhe, mit gebrochenen Glasfronten und Lamellen zur Tageslicht-Regulation, mit vielen vertikalen Durchblicken und Ausschnitten auch innerhalb des Museums, das in seinem zentralen Raum kathedralenartig hoch ist und den Besucher mit Brücken und sanft ansteigenden Rampen durch die Räume gleiten lässt. Mit diesem Konzept, mit seinem Bekenntnis zum Licht und zur Transparenz hat Richard Meier nicht nur Innenräume konstruiert, in denen die Bilder optimal wirken können; er hat natürlich auch selbst ein Kunstwerk geschaffen, das in seiner ostentativen, funktionalen Schönheit und Schlichtheit Menschen möglichst aller Kulturen und Bildungs-Standards ansprechen soll:
Architektur spricht nicht nur den Intellekt, sondern auch das Herz an. Wir versuchen hier ein Gebäude mit einer ganz einfachen Form zu schaffen; das hat nichts mit Mode zu tun. Sondern es möchte gerade einen Geist verkörpern, der zeitlos ist. Und während dieses Gebäude heute neu ist, so wird es doch einen Tages Teil einer bedeutungsvollen Vergangenheit sein. Und es wird kommenden Generationen hoffentlich enthüllen, wie wir zu Beginn dieses neuen Jahrhunderts gelebt haben.
Durch die vielen Fensterfronten blickt man auf einen Park, in dem reiche ältere Damen ihre Schoßhunde spazieren führen; drinnen hängen die wesentlichen Maler der deutschen Nachkriegsmoderne, Baselitz, Richter, Polke, und das in ganzen Ensembles. Die Sammlung Frieder Burdas spiegelt auch die Geschichte der Bundesrepublik. Paradigmatisch vielleicht die frühen Arbeiten von Gerhard Richter, etwa das nach einem Foto gemalte "Party"-Bild von 1962, auf dem die Figuren des Showmasters Vico Torriani und seiner Gute-Laune-Miezen aufgeschnitten, mit hervorquellender roter Farbe befleckt und die Wunden dann wieder vernäht wurden. So kämpfte man damals gegen den Adenauer-Staat, und der Millionärs-Sohn Frieder Burda war seltsam angezogen von diesen Malern. Der späte Gerhard Richter taucht im Hauptschiff des Museums dann in anderer Funktion auf, als Malerfürst mit riesigen Formaten, mit diesen wilden, expressiven Farblandschaften. Das sind die stärksten Bilder: Polkes Pixel, Raster und Tapetenmuster, hinter denen die Menschen mystisch verschwinden; die Kopf stehende Figuration des DDR-Emigranten Baselitz; Richters Farbmantschereien.
Der Nachteil dieser Art des Sammelns wird von Frieder Burda gar nicht verschwiegen: er kauft nicht systematisch, wie ein staatliches Museum, sondern nur die Bilder, zu denen er einen emotionalen Zugang findet:
Alle meine Werke habe ich gekauft, weil sie mir gefallen, weil ich angezogen war. Viele Bilder haben mich emotional gepackt. Ich war aufgeregt, ich hatte Herzklopfen. Das ist auch heute noch so.
Die Methode hat auch Nachteile: wichtige deutsche Künstler fehlen, am meisten vermisst man Beuys. Die amerikanische Nachkriegsmoderne ist mit Rothko, Pollock und Clifford Still prominent vertreten, allerdings mit nur wenigen und nicht unbedingt herausragenden Arbeiten. Der späte Picasso, lange verfemt, wird von Frieder Burda vehement verteidigt; die verdrehten Gesichter und Körper von Paaren nehmen fast ein ganzes Stockwerk ein.
Jenseits der gläsernen Verbindungsbrücke dann, in der alten Staatlichen Kunsthalle, gibt es ein großes antimilitaristisches "Zyklopen"-Triptychon von Markus Lüpertz und dann viele kleine Kabinette, in denen vom Übermaler Arnulf Rainer bis zum surrealen Pop-Humoristen William Copley wichtige Positionen der klassischen Moderne vorgestellt werden.
Frieder Burda sammelt weiter, vor allem Gegenwartskunst. Und man mag sich schon fragen, warum die großen staatlichen Museen einen minimalen Ankaufs-Etat haben und mittlerweile dann private Sammler die wichtigen Werke erwerben: so sieht eine strukturelle Museums-Krise aus. Frieder Burda aber will einmal im Jahr mit der Staatlichen Kunsthalle eine gemeinsame Ausstellung veranstalten:
Wir werden einmal im Jahr mit der Kunsthalle eine Ausstellung machen. Für nächste Jahr, wenn wir hier umhängen, haben wir beschlossen, dass wir eine Beckmann-Ausstellung zeigen. Beckmann hat zehn Bilder gemalt, die mit Baden-Baden zusammenhängen. Neun davon gibt es noch, zwei sind in meinem Besitz. Ich will jetzt nicht fragen, wie viele wir kriegen, aber ich glaube, wir kriegen fast alle. Dann werden wir das zeigen, und das ist auch das Konzept bezogen hier auf diese Stadt.
Der Entwurf von Richard Meier nimmt die klassizistische Vorgabe von nebenan auf und führt sie funktionalistisch weiter, auf gleicher Gebäudehöhe, mit gebrochenen Glasfronten und Lamellen zur Tageslicht-Regulation, mit vielen vertikalen Durchblicken und Ausschnitten auch innerhalb des Museums, das in seinem zentralen Raum kathedralenartig hoch ist und den Besucher mit Brücken und sanft ansteigenden Rampen durch die Räume gleiten lässt. Mit diesem Konzept, mit seinem Bekenntnis zum Licht und zur Transparenz hat Richard Meier nicht nur Innenräume konstruiert, in denen die Bilder optimal wirken können; er hat natürlich auch selbst ein Kunstwerk geschaffen, das in seiner ostentativen, funktionalen Schönheit und Schlichtheit Menschen möglichst aller Kulturen und Bildungs-Standards ansprechen soll:
Architektur spricht nicht nur den Intellekt, sondern auch das Herz an. Wir versuchen hier ein Gebäude mit einer ganz einfachen Form zu schaffen; das hat nichts mit Mode zu tun. Sondern es möchte gerade einen Geist verkörpern, der zeitlos ist. Und während dieses Gebäude heute neu ist, so wird es doch einen Tages Teil einer bedeutungsvollen Vergangenheit sein. Und es wird kommenden Generationen hoffentlich enthüllen, wie wir zu Beginn dieses neuen Jahrhunderts gelebt haben.
Durch die vielen Fensterfronten blickt man auf einen Park, in dem reiche ältere Damen ihre Schoßhunde spazieren führen; drinnen hängen die wesentlichen Maler der deutschen Nachkriegsmoderne, Baselitz, Richter, Polke, und das in ganzen Ensembles. Die Sammlung Frieder Burdas spiegelt auch die Geschichte der Bundesrepublik. Paradigmatisch vielleicht die frühen Arbeiten von Gerhard Richter, etwa das nach einem Foto gemalte "Party"-Bild von 1962, auf dem die Figuren des Showmasters Vico Torriani und seiner Gute-Laune-Miezen aufgeschnitten, mit hervorquellender roter Farbe befleckt und die Wunden dann wieder vernäht wurden. So kämpfte man damals gegen den Adenauer-Staat, und der Millionärs-Sohn Frieder Burda war seltsam angezogen von diesen Malern. Der späte Gerhard Richter taucht im Hauptschiff des Museums dann in anderer Funktion auf, als Malerfürst mit riesigen Formaten, mit diesen wilden, expressiven Farblandschaften. Das sind die stärksten Bilder: Polkes Pixel, Raster und Tapetenmuster, hinter denen die Menschen mystisch verschwinden; die Kopf stehende Figuration des DDR-Emigranten Baselitz; Richters Farbmantschereien.
Der Nachteil dieser Art des Sammelns wird von Frieder Burda gar nicht verschwiegen: er kauft nicht systematisch, wie ein staatliches Museum, sondern nur die Bilder, zu denen er einen emotionalen Zugang findet:
Alle meine Werke habe ich gekauft, weil sie mir gefallen, weil ich angezogen war. Viele Bilder haben mich emotional gepackt. Ich war aufgeregt, ich hatte Herzklopfen. Das ist auch heute noch so.
Die Methode hat auch Nachteile: wichtige deutsche Künstler fehlen, am meisten vermisst man Beuys. Die amerikanische Nachkriegsmoderne ist mit Rothko, Pollock und Clifford Still prominent vertreten, allerdings mit nur wenigen und nicht unbedingt herausragenden Arbeiten. Der späte Picasso, lange verfemt, wird von Frieder Burda vehement verteidigt; die verdrehten Gesichter und Körper von Paaren nehmen fast ein ganzes Stockwerk ein.
Jenseits der gläsernen Verbindungsbrücke dann, in der alten Staatlichen Kunsthalle, gibt es ein großes antimilitaristisches "Zyklopen"-Triptychon von Markus Lüpertz und dann viele kleine Kabinette, in denen vom Übermaler Arnulf Rainer bis zum surrealen Pop-Humoristen William Copley wichtige Positionen der klassischen Moderne vorgestellt werden.
Frieder Burda sammelt weiter, vor allem Gegenwartskunst. Und man mag sich schon fragen, warum die großen staatlichen Museen einen minimalen Ankaufs-Etat haben und mittlerweile dann private Sammler die wichtigen Werke erwerben: so sieht eine strukturelle Museums-Krise aus. Frieder Burda aber will einmal im Jahr mit der Staatlichen Kunsthalle eine gemeinsame Ausstellung veranstalten:
Wir werden einmal im Jahr mit der Kunsthalle eine Ausstellung machen. Für nächste Jahr, wenn wir hier umhängen, haben wir beschlossen, dass wir eine Beckmann-Ausstellung zeigen. Beckmann hat zehn Bilder gemalt, die mit Baden-Baden zusammenhängen. Neun davon gibt es noch, zwei sind in meinem Besitz. Ich will jetzt nicht fragen, wie viele wir kriegen, aber ich glaube, wir kriegen fast alle. Dann werden wir das zeigen, und das ist auch das Konzept bezogen hier auf diese Stadt.