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Kurator in Kinderschuhen

Seit seinem zweiten Lebensjahr besucht Cato J. Dibelius mit seinem Vater, dem Künstler Robert Barta, Kunstausstellungen auf der ganzen Welt. Über 400 hat er schon gesehen. Jetzt wird im Berliner Grimmuseum die erste Ausstellung des neunjährigen Kurators eröffnet: "Daddy YOU can’t make a cactus ... this has been done!".

Von Marietta Schwarz |
    "Ich bin Cato, bin neun Jahre alt, in München geboren und in San Francisco aufgewachsen."

    Cato ist eigentlich ein ganz normaler Junge. Er trägt Jeans, Turnschuhe und Kapuzenpulli. Er macht sogar Sport, sagt der Vater:

    "Er tut Wellenreiten wie ich, er spielt Golf im Sommer, und im Winter fährt er Schlittschuh wie andere Kinder auch irgendwas machen."

    Aber Cato hat eben ein für sein Alter doch recht untypisches Interesse an Kunst und ein Wissen, mit dem er auch bei "Wetten dass..?" mitmachen könnte. Aber da steht er wohl drüber.

    "In dem Raum gibt es eigentlich nur bunte Sachen, zum Beispiel von Michael Zheng oder Djuneid Duloo oder Rodrigo Oliveira, das ist das von Roman Lang. Das ist ein Bild, was halt so ein bisschen Collage ist."

    Cato führt durch seine erste selbst kuratierte Ausstellung mit dem Titel: "Daddy YOU can't make a cactus ... this has been done!" Der Vater hält sich im Hintergrund. Doch manchmal bricht es aus ihm heraus:

    "Daddy YOU can't make a cactus ... this has been done!" Das hat nämlich Cato zu mir gesagt, 2009. Als ich eine Arbeit geplant hab, einen Kaktus. Und Cato hat mich damals korrigiert genau mit diesem Satz, du kannst keinen Kaktus machen, das ist schon da gewesen. Und ich war damals sehr perplex. Ich war kunstgeschichtlich nicht so fit. Daraufhin hat er mir erklärt: Simon Starling, der hat mal einen Kaktus gemacht, einen echten Kaktus und so weiter."

    Cato hat überwiegend Abstraktes ausgewählt: Großformatige Ölbilder. Eine Rauminstallation aus brutal zerbrochenen Holzbrettern. Eine eher streng grafische Arbeit aus Kakao, Mörtel und Bier.

    "Ich mag abstrakte Sachen, weil sie mit Fantasie gemacht sind."

    In seinem kurzen Leben hat Cato schon einige Ausstellungen gesehen. Weltweit um die 400. Ihn dürstet nach Neuem. Auf Anish Kapoor springt er an, sagt der Vater, auf Santiago Sierra. Alte Malerei hingegen, Mona Lisa?

    "Nö - langweilig."

    Nicht so sein Fall. Ebenso Werke von Olafur Eliasson, wenn er sie zum zweiten Mal sieht.

    "Manche Kunstwerke sind für mich langweilig, weil sich da vielleicht nix bewegt, weil es nicht riecht, weil es irgendwie nicht aggressiv ist oder so."

    Im Hauptraum der Ausstellung ballen sich dann auch jene Kraft und Aggressivität, die Cato ansprechen. Die Figur eines Jungen, der mit dem Kopf gegen eine Wand schlägt. Oder eine Betonmischmaschine von Michael Sailstorfer: Darin wird Popcorn gebrutzelt, von einem Flammenwerfer erhitzt. Ausgewählt hat Cato aus seinem eigenen Erfahrungsschatz. Er kennt die Kunstwerke oder die Künstler.

    "Der Wim Delvoye sollte eigentlich in der Ausstellung sein, das haben wir nicht geschafft, der hat ein Schwein tätowiert, und dann hat er es halt in einer Galerie rumlaufen lassen. Und er hat auch vom gestorbenen Menschen die tätowierte Haut dann einrahmen lassen und aufgehängt."

    Man muss sich Zeit nehmen, wenn man sich mit Kunst beschäftigt, sagt Cato. Erst dann kann man entscheiden: Ist es gut, ist es schlecht. Aber was ist gut und was ist schlecht in der Kunst, Cato?

    "Kann ich jetzt nicht richtig beschreiben."