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Zwei kuriose Sternbilder
Maximilian Hell und die vergessenen Herschel-Teleskope

Noch vor Mitternacht zeigen sich die prachtvollen Winterfiguren am Osthimmel. Am höchsten steht Capella, der Hauptstern im Fuhrmann – etwas links unterhalb erstreckte sich einst das Sternbild „Herschels Teleskop“.

Von Dirk Lorenzen |
Das inzwischen nicht mehr existierende Sternbild „Herschels Teleskop“ im Atlas Uranographia von Johann Elert Bode
Das inzwischen nicht mehr existierende Sternbild „Herschels Teleskop“ im Atlas Uranographia von Johann Elert Bode (Bode)
Der Wiener Astronom Maximilian Hell hatte es acht Jahre nach der Entdeckung des Planeten Uranus durch seinen aus Hannover stammenden Kollegen Friedrich Wilhelm Herschel an den Himmel gesetzt.
Hell positionierte zudem „Tubus Hershelli Minor“, das kleine Herschel-Teleskop, zwischen Orion und Stierkopf. Die beiden Instrumente nahmen Uranus, der bei der Entdeckung zwischen den Hörnern des Stiers stand, regelrecht in die Zange.
Allerdings ist Hell offenbar niemals bei Herschel in England gewesen. Denn das kleine Teleskop stellte er als Linsenfernrohr dar. Herschel beobachtete aber mit selbst gebauten Spiegelteleskopen.
1801 bildete Johann Elert Bode in seinem epochalen Himmelsatlas Uranographia nur das große Teleskop bei Capella im Fuhrmann ab. Trotzdem existierte diese Figur nicht lange – recht bald schlug die Fachwelt die äußerst schwachen Teleskopsterne wieder Luchs, Fuhrmann und Zwillingen zu, von denen Maximilian Hell sie geborgt hatte.
Herschels Teleskop gehört zu den gut zwei Dutzend Sternbildern, die nur kurzzeitig am Firmament funkelten und wieder in Vergessenheit gerieten.
Uranus, der von Herschel entdeckte Planet, steht derzeit im Widder, wandert aber allmählich in den Stier – in knapp zehn Jahren leuchtet er wieder, wie einst bei Herschel, zwischen den Hörnern.