Die Gegenwart zu sammeln, ist ein ziemlich hoffnungsloses Unterfangen. Die Gegenwart in einer Stadt zu sammeln, die den Inbegriff des Wandels darstellt, ist verrückt. Willkommen in New Yorks City Reliquary Museum, dem verrücktesten Stadtmuseum der Welt.
"Geschichte wird jeden Tag gemacht. Deshalb ist es unsere Pflicht, an Dingen aus dem Alltag von heute festzuhalten und sie für künftige Generationen zu katalogisieren."
Das ist Dave Herman, Feuerwehrmann und Gründer des City Reliquary Museums. Er hat den Kissenbezug aus dem Plaza Hotel vor dem Untergang gerettet, den man nun hier bewundern kann. Und die Kuchenattrappe aus dem Schaufenster einer italienischen Bäckerei in der Nachbarschaft, die Tür eines ausgemusterten Subway-Wagens der Linie Red Bird und Bohrproben vom Sockel der Freiheitsstatue. Seit zehn Jahren durchforstet Dave Herman mit freiwilligen Helfern Müllhalden nach Museumswürdigem und trennt bei Räumungen Ramsch von originellen Relikten.
Das City Reliquary Museum ist auf den 90 Quadratmetern eines ehemaligen Ladenlokals untergebracht und liegt in Williamsburg. Der Standort des Museums ist ein Grund für seine Existenz:
"Hier kommen so viele Kulturen zusammen. Die meisten Leute halten Williamsburg für eine Hochburg der Hipster, weil in den letzten Jahren so viele kreative Typen in diesen Teil Brooklyns gezogen sind. Und diese Neuzuzügler haben keine Ahnung von der langen Geschichte dieses Viertels, das sich innerhalb von so kurzer Zeit so stark verändert hat. Ich wollte einen Ort schaffen, wo sich die Alteingesessenen und die neu Zugezogenen besser kennen lernen können, wo sie Geschichten austauschen und sich schätzen lernen können."
Tatsächlich kommen in Dave Hermans Museum Besucher miteinander ins Gespräch, während sie in einer Vitrine Souvenirs von der Weltausstellung in New York 1939 bestaunen oder selber das eine oder andere Objekt aus ihrem Leben als Leihgabe vorbeibringen: das Menü eines Diners, das nach 75 Jahren dichtgemacht hat. Eintrittskarten zum letzten siegreichen Spiel der lokalen Baseballmannschaft der Dodgers.
Dave Herman führt zu einem der neueren Exponate, dem fast kompletten Intérieur eines Friseursalons:
"Wir beginnen jeweils mit einer Diaschau. Der Barbier Al Cristello hat im Lauf seiner 50-jähren Karriere Hunderte von Kindern nach ihrem ersten Haarschnitt fotografiert. Diese Bilder hat er uns geschenkt, als er 2004 in Pension ging. Wenn sie hier auf einen Knopf drücken, rollt die Leinwand hinauf und enthüllt das Diorama dahinter: eine Schaufensterpuppe, die den Barbier gibt, einen altertümlichen Frisierstuhl, einen Rasierapparat, Kämme und Scheren. Diese Exponate stammen von Antonio Nobile, einem anderen Barbier aus der Gegend. Ebenso der alte Föhn und die vibrierende Haarwurzelmassiermaschine."
Weitere Prachtstücke der Sammlung bilden die Umkleidekabine von Little Egypt, der Frau, die New York den Bauchtanz beibrachte, und der hölzerne Stand des berühmtesten Zeitungsverkäufers in Chinatown, Adam Petrella:
"Er witzelte über den Ausdruck "Zeitungsstand", wo doch der Verkäufer darin kaum aufrecht stehen konnte. Hier haben wir also das unverwechselbare Hüttchen, knallrot bemalt mit weißen Lettern. Er nannte es "Petrella's Point"."
Petrella's Point stand an der Canal Street, Ecke Bowery, bis Petrella vor einigen Jahren starb und seine Verwandten dieses Denkmal eines kleinen, großen Mannes dem Museum schenkten.
Das City Reliquary Museum ist eine Hommage an den Alltag New Yorks. Ein bisschen nostalgisch, weil die Gegenwart halt immer schon Vergangenheit ist. Und so verrückt wie die Stadt, für deren Zukunft es am Jetzt festhält.
"Geschichte wird jeden Tag gemacht. Deshalb ist es unsere Pflicht, an Dingen aus dem Alltag von heute festzuhalten und sie für künftige Generationen zu katalogisieren."
Das ist Dave Herman, Feuerwehrmann und Gründer des City Reliquary Museums. Er hat den Kissenbezug aus dem Plaza Hotel vor dem Untergang gerettet, den man nun hier bewundern kann. Und die Kuchenattrappe aus dem Schaufenster einer italienischen Bäckerei in der Nachbarschaft, die Tür eines ausgemusterten Subway-Wagens der Linie Red Bird und Bohrproben vom Sockel der Freiheitsstatue. Seit zehn Jahren durchforstet Dave Herman mit freiwilligen Helfern Müllhalden nach Museumswürdigem und trennt bei Räumungen Ramsch von originellen Relikten.
Das City Reliquary Museum ist auf den 90 Quadratmetern eines ehemaligen Ladenlokals untergebracht und liegt in Williamsburg. Der Standort des Museums ist ein Grund für seine Existenz:
"Hier kommen so viele Kulturen zusammen. Die meisten Leute halten Williamsburg für eine Hochburg der Hipster, weil in den letzten Jahren so viele kreative Typen in diesen Teil Brooklyns gezogen sind. Und diese Neuzuzügler haben keine Ahnung von der langen Geschichte dieses Viertels, das sich innerhalb von so kurzer Zeit so stark verändert hat. Ich wollte einen Ort schaffen, wo sich die Alteingesessenen und die neu Zugezogenen besser kennen lernen können, wo sie Geschichten austauschen und sich schätzen lernen können."
Tatsächlich kommen in Dave Hermans Museum Besucher miteinander ins Gespräch, während sie in einer Vitrine Souvenirs von der Weltausstellung in New York 1939 bestaunen oder selber das eine oder andere Objekt aus ihrem Leben als Leihgabe vorbeibringen: das Menü eines Diners, das nach 75 Jahren dichtgemacht hat. Eintrittskarten zum letzten siegreichen Spiel der lokalen Baseballmannschaft der Dodgers.
Dave Herman führt zu einem der neueren Exponate, dem fast kompletten Intérieur eines Friseursalons:
"Wir beginnen jeweils mit einer Diaschau. Der Barbier Al Cristello hat im Lauf seiner 50-jähren Karriere Hunderte von Kindern nach ihrem ersten Haarschnitt fotografiert. Diese Bilder hat er uns geschenkt, als er 2004 in Pension ging. Wenn sie hier auf einen Knopf drücken, rollt die Leinwand hinauf und enthüllt das Diorama dahinter: eine Schaufensterpuppe, die den Barbier gibt, einen altertümlichen Frisierstuhl, einen Rasierapparat, Kämme und Scheren. Diese Exponate stammen von Antonio Nobile, einem anderen Barbier aus der Gegend. Ebenso der alte Föhn und die vibrierende Haarwurzelmassiermaschine."
Weitere Prachtstücke der Sammlung bilden die Umkleidekabine von Little Egypt, der Frau, die New York den Bauchtanz beibrachte, und der hölzerne Stand des berühmtesten Zeitungsverkäufers in Chinatown, Adam Petrella:
"Er witzelte über den Ausdruck "Zeitungsstand", wo doch der Verkäufer darin kaum aufrecht stehen konnte. Hier haben wir also das unverwechselbare Hüttchen, knallrot bemalt mit weißen Lettern. Er nannte es "Petrella's Point"."
Petrella's Point stand an der Canal Street, Ecke Bowery, bis Petrella vor einigen Jahren starb und seine Verwandten dieses Denkmal eines kleinen, großen Mannes dem Museum schenkten.
Das City Reliquary Museum ist eine Hommage an den Alltag New Yorks. Ein bisschen nostalgisch, weil die Gegenwart halt immer schon Vergangenheit ist. Und so verrückt wie die Stadt, für deren Zukunft es am Jetzt festhält.