Ein derart allgemeines Phänomen, eine solche anthropologische Konstante hat mit Notwendigkeit die Denker, Künstler und Dichter aller Zeiten auf den Plan gerufen, um den Schmerz darzustellen, um ihn mit sprachlichen oder anderen Zeichen vermittelbar zu machen und, um stets aufs neue die Frage zu stellen, welcher Sinn sich dahinter verbergen mag. Daß der Schmerz einen wie auch immer gearteten Sinn hat, weiß jeder aus eigener Erfahrung: Meist verspätet, dann, wenn der Schmerz längst vorbei ist, gewinnt man die Einsicht, wie man auf diese - schmerzhafte - Weise zu einer Erkenntnis geführt wurde, wie man gleichsam zu einer Einsicht gezwungen wurde.
Natürlich gibt es eine fast kaum zu überblickende Breite an Empfindungen des körperlichen und seelischen Schmerzes: den Schmerz, der nur kurz dauert und den man schnell 'wegsteckt', und den peinigenden, den stechenden Schmerz, den man kaum zu ertragen scheint. Die darunter leidenden und sich von Therapie zu Therapie, von Arzt zu Arzt schleppenden oder nur einfach vor sich hin jammernden Menschen sind statistisch kaum zu erfassen.
So unübersichtlich die Anzahl der Schmerzpatienten und so verschiedenartig ihr Leiden ist, so divers und pittoresk ist auch das Angebot zur Heilung. So ist es grundsätzlich nur zu begrüßen, endlich ein Handbuch zur Verfügung zu haben, das sich zur Aufgabe gemacht hat, Ordnung in das Chaos zu bringen. Eine Ordnung ist in diesem "Kursbuch" auch entstanden, übersichtlich nach Begriffen, Krankheiten und Behandlungsmethoden aufgegliedert. Der Leser weiß sich wohlbehütet und an die Hand genommen: "Vorbeugung", "Behandlungskonzept", "Wirkung", "Wechselwirkungen", "Wie Sie es richtig machen" - wie Pfeiler und Hinweisschilder stehen diese Formeln in der ach so tristen Landschaft des Schmerzes. Ganz so, wie es sich für ein Kursbuch gehört.
Im gewöhnlichen Sprachgebrauch ist ein Kursbuch ja ein dem Telefonbuch ähnliches Mammutwerk, ein allerdings hauptsächlich mit Zahlen gezeichnetes Bild des vorhandenen Streckennetzes. Muß dies schon bei einem Verkehrsmittel als ein äußerst komplexes Verfahren angesehen werden, wie muß dies erst bei dem Versuch zutreffen, den menschlichen Körper, also ein höchst vitales Gebilde, einen lebendigen Organismus darzustellen. Wenn sich Autoren zutrauen, die Verbindungen der Organe untereinander und zu den psychischen und sozialen Bedingungen aufzuzeichnen und sie mit den möglichen Behandlungsformen zu kombinieren, müssen sie, das wird jedem einleuchten, nicht nur sehr kundig sein, sondern auch ein Gefühl für das haben, was der Schmerz ist, wie er sich anfühlt, wie man ihn über die Jahrhunderte, ja Jahrtausende hinweg zu verstehen und darzustellen versucht hat. Davon allerdings ist das Autorenkollektiv dieses Bandes geradezu jungfräulich unberührt. Sie sind ganz konventionelle, der Schulmedizin und Psychiatrie verpflichtete, größtenteils apparate- und medikamentengläubige Anwälte einer - wie sie immer wieder betonen - "modernen" naturwissenschaftlichen Richtung.
Da, wo sie die Grenze zu sogenannten Alternativmethoden überschreiten, tun sie dies mit äußerster Distanziertheit - man spürt, daß sie wenig von den diesen Behandlungen zugrundeliegenden Prinzipien, diesem anderen holistischen Menschheitsbild verstanden haben. Ständig warnen sie vor Scharlatanen, als ob es die nicht genauso in der Schulmedizin gäbe, und sie berufen sich immer auf "wissenschaftliche" Methoden, ohne zu erklären, was sie damit meinen. Ein Gerät schlägt schließlich immer nur auf das aus, auf das es und für das es konstruiert und programmiert wurde. Als es modern und fortschrittlich war, etwa bei Bandscheibenvorfällen sehr schnell zu operieren, galt dieses Verfahren als "wissenschaftlich" abgesichert. Inzwischen sind sogar leidenschaftliche Orthopäden und eingefleischte Chirurgen sehr viel zurückhaltender geworden - und wieder gilt die jetzige Auffassung als wissenschaftliche Norm! Wer sich heute mit Chirurgen und Medizinern unterhält, die in außereuropäischen Kulturen gearbeitet haben, wird weniger mit einem überheblichen Ethnozentrismus konfrontiert als vielmehr mit Bescheidenheit und Neugierde gegenüber dem Wissen und der Kunst etwa indonesischer oder haitianischer Heiler.
Schließlich werden in diesem "Kursbuch Schmerz" die sogenannten alternativen Behandungsformen von den Autoren auch noch wild durcheinandergewürfeIt, fast durchweg auf niedrigem Niveau eines klischeehaften Wissens beschrieben; auch lassen sie ganz entscheidende Traditionen (wie etwa diejenige Wilhelm Reichs) oder heutige Richtungen und praktische Verfahren (wie etwa die Kochsalz-Therapie von Volker Desnizza oder die naturheilkundliche Ultraschallbehandlung von Peter Reidel) vermissen.
Jeder, der sich heute in der Praxis der Schmerzbehandlung auskennt und weiß, wie begrenzt die Erfolge der sogenannten Schulmedizin sind, kann dieses Buch nur als arge Verzerrung wahrnehmen. Wenn es mir die Deutsche Bundesbahn anböte, würde ich mich in keinen Zug mehr setzen. Und dabei ist doch der Anfang des Bandes so vielversprechend: "Jeder Mensch empfindet Schmerzen in sehr individueller Art und Weise ... Schmerzen lassen sich deswegen nicht objektiv messen."
Jedem, der sich mit einem tieferen Verständnis für die komplexen geistig-seelisch-körperlichen Vorgänge auseinandersetzen möchte und damit auch mit hierzulande wenig verstandenen Begriffen wie Energie, Chakra und Meridian, mit Techniken, wie Tai Chi oder Gi Gong, Akupunktur, Atemtherapie oder Meditation, der findet in den folgenden Editionen reichhaltiges Material: in der Reihe "Spirit" im S. Fischer Verlag, "transformation" bei Rowohlt oder "Delphi" bei Knaur. Die Schriften etwa von Ken Wilber oder Stanislav Grof lassen jede klischeehafte Polarisierung von Rationalismus und Irrationalismus hinter sich. Volker Desnizzas Buch "Schmerzfrei durch Kochsalz" ist in der vgs-Verlagsgesellschaft Köln erschienen.
Natürlich gibt es eine fast kaum zu überblickende Breite an Empfindungen des körperlichen und seelischen Schmerzes: den Schmerz, der nur kurz dauert und den man schnell 'wegsteckt', und den peinigenden, den stechenden Schmerz, den man kaum zu ertragen scheint. Die darunter leidenden und sich von Therapie zu Therapie, von Arzt zu Arzt schleppenden oder nur einfach vor sich hin jammernden Menschen sind statistisch kaum zu erfassen.
So unübersichtlich die Anzahl der Schmerzpatienten und so verschiedenartig ihr Leiden ist, so divers und pittoresk ist auch das Angebot zur Heilung. So ist es grundsätzlich nur zu begrüßen, endlich ein Handbuch zur Verfügung zu haben, das sich zur Aufgabe gemacht hat, Ordnung in das Chaos zu bringen. Eine Ordnung ist in diesem "Kursbuch" auch entstanden, übersichtlich nach Begriffen, Krankheiten und Behandlungsmethoden aufgegliedert. Der Leser weiß sich wohlbehütet und an die Hand genommen: "Vorbeugung", "Behandlungskonzept", "Wirkung", "Wechselwirkungen", "Wie Sie es richtig machen" - wie Pfeiler und Hinweisschilder stehen diese Formeln in der ach so tristen Landschaft des Schmerzes. Ganz so, wie es sich für ein Kursbuch gehört.
Im gewöhnlichen Sprachgebrauch ist ein Kursbuch ja ein dem Telefonbuch ähnliches Mammutwerk, ein allerdings hauptsächlich mit Zahlen gezeichnetes Bild des vorhandenen Streckennetzes. Muß dies schon bei einem Verkehrsmittel als ein äußerst komplexes Verfahren angesehen werden, wie muß dies erst bei dem Versuch zutreffen, den menschlichen Körper, also ein höchst vitales Gebilde, einen lebendigen Organismus darzustellen. Wenn sich Autoren zutrauen, die Verbindungen der Organe untereinander und zu den psychischen und sozialen Bedingungen aufzuzeichnen und sie mit den möglichen Behandlungsformen zu kombinieren, müssen sie, das wird jedem einleuchten, nicht nur sehr kundig sein, sondern auch ein Gefühl für das haben, was der Schmerz ist, wie er sich anfühlt, wie man ihn über die Jahrhunderte, ja Jahrtausende hinweg zu verstehen und darzustellen versucht hat. Davon allerdings ist das Autorenkollektiv dieses Bandes geradezu jungfräulich unberührt. Sie sind ganz konventionelle, der Schulmedizin und Psychiatrie verpflichtete, größtenteils apparate- und medikamentengläubige Anwälte einer - wie sie immer wieder betonen - "modernen" naturwissenschaftlichen Richtung.
Da, wo sie die Grenze zu sogenannten Alternativmethoden überschreiten, tun sie dies mit äußerster Distanziertheit - man spürt, daß sie wenig von den diesen Behandlungen zugrundeliegenden Prinzipien, diesem anderen holistischen Menschheitsbild verstanden haben. Ständig warnen sie vor Scharlatanen, als ob es die nicht genauso in der Schulmedizin gäbe, und sie berufen sich immer auf "wissenschaftliche" Methoden, ohne zu erklären, was sie damit meinen. Ein Gerät schlägt schließlich immer nur auf das aus, auf das es und für das es konstruiert und programmiert wurde. Als es modern und fortschrittlich war, etwa bei Bandscheibenvorfällen sehr schnell zu operieren, galt dieses Verfahren als "wissenschaftlich" abgesichert. Inzwischen sind sogar leidenschaftliche Orthopäden und eingefleischte Chirurgen sehr viel zurückhaltender geworden - und wieder gilt die jetzige Auffassung als wissenschaftliche Norm! Wer sich heute mit Chirurgen und Medizinern unterhält, die in außereuropäischen Kulturen gearbeitet haben, wird weniger mit einem überheblichen Ethnozentrismus konfrontiert als vielmehr mit Bescheidenheit und Neugierde gegenüber dem Wissen und der Kunst etwa indonesischer oder haitianischer Heiler.
Schließlich werden in diesem "Kursbuch Schmerz" die sogenannten alternativen Behandungsformen von den Autoren auch noch wild durcheinandergewürfeIt, fast durchweg auf niedrigem Niveau eines klischeehaften Wissens beschrieben; auch lassen sie ganz entscheidende Traditionen (wie etwa diejenige Wilhelm Reichs) oder heutige Richtungen und praktische Verfahren (wie etwa die Kochsalz-Therapie von Volker Desnizza oder die naturheilkundliche Ultraschallbehandlung von Peter Reidel) vermissen.
Jeder, der sich heute in der Praxis der Schmerzbehandlung auskennt und weiß, wie begrenzt die Erfolge der sogenannten Schulmedizin sind, kann dieses Buch nur als arge Verzerrung wahrnehmen. Wenn es mir die Deutsche Bundesbahn anböte, würde ich mich in keinen Zug mehr setzen. Und dabei ist doch der Anfang des Bandes so vielversprechend: "Jeder Mensch empfindet Schmerzen in sehr individueller Art und Weise ... Schmerzen lassen sich deswegen nicht objektiv messen."
Jedem, der sich mit einem tieferen Verständnis für die komplexen geistig-seelisch-körperlichen Vorgänge auseinandersetzen möchte und damit auch mit hierzulande wenig verstandenen Begriffen wie Energie, Chakra und Meridian, mit Techniken, wie Tai Chi oder Gi Gong, Akupunktur, Atemtherapie oder Meditation, der findet in den folgenden Editionen reichhaltiges Material: in der Reihe "Spirit" im S. Fischer Verlag, "transformation" bei Rowohlt oder "Delphi" bei Knaur. Die Schriften etwa von Ken Wilber oder Stanislav Grof lassen jede klischeehafte Polarisierung von Rationalismus und Irrationalismus hinter sich. Volker Desnizzas Buch "Schmerzfrei durch Kochsalz" ist in der vgs-Verlagsgesellschaft Köln erschienen.